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Ein "Trinkbusen" für den Arbeiterstrich Ein "Trinkbusen" für den Arbeiterstrich
Kunst

Ein "Trinkbusen" für den Arbeiterstrich

Triester Straße, Brünner Straße, Herbststraße: Eine ungewöhnliche Kunstaktion sorgt für eine Kontroverse.
Hannes Huss
Mittwoch, 22. August 2018
Verfasst am 22.08.2018 von Hannes Huss

Er ist in Wien traurige Realität: Der so genannte "Arbeiterstrich" in der Triester Straße (10.), der Brünner Straße (21.) und auch der Herbststraße im 16. Bezirk. Seit mehreren Jahren versammeln sich an bestimmten Treffpunkten Arbeiter - meist aus Osteuropa, aber auch zunehmend Flüchtlinge, die sich zu Dumping-Preisen für Tätigkeiten am Bau oder aber auch in der Gastronomie anbieten - und das natürlich illegal. Stundenlohn: Acht Euro und zum Teil auch darunter - dafür bieten sich Männer aus dem Kosovo, aus Rumänien, Polen oder auch Syrien an - fernab jedes Kollektivvertrags und sozialer Sicherheiten. Grundsätzlich ein Fall für die Finanzpolizei, getan wird allerdings wenig bis nichts.

Dieser Umstand regte den aus Mazedonien stammenden Künstler Milan Mijalkovic auf - inspirierte ihn aber zugleich, mit einer außergewöhnlichen Kunstaktion auf eine "Schattengesellschaft" und auf ein Ausbeutertum aufmerksam zu machen. Daher hat er die "Wiener Maria" erschaffen, ein LKW-Kunstprojekt: Darauf installiert: Ein Riesenbusen, aus dem Wasser kommt - und der durstigen Schwarzarbeitern zumindest kurzfristig Abhilfe und Erlösung schaffen soll.

Mijalkovic lebt seit 2001 in Wien, wo er zu Beginn neben dem Studium selbst solchen Jobs nachging, die ihn vor körperliche Herausforderungen stellten. 2016 entstand die "Arbeitsstrich-Sammlung", eine Reihe von Alben, die heimlich aufgenommene Fotos einzelner Schwarzarbeiter von ihren Einsatzorten versammelten. Der Kleinlaster wird in der Woche vom 23. bis 30. August täglich an der Triester Straße, der Herbststraße und der Brünner Straße vorfahren und über die Brustwarze kaltes Wasser freigeben - auch für Nicht-Betroffene.

"Die weibliche, entblößte Brust steht für Verletzlichkeit und gegenseitige Abhängigkeit zugleich" , sagt Mijalkovic. (hh)

Milan Mijalkovic ist am Donnerstag (23. 08.) in 24 Stunden Wien bei Gerhard Koller zu Gast!

Bild: Joanna Pianka