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Chancenhaus Hermes in Wien-Landstraße eröffnet Chancenhaus Hermes in Wien-Landstraße eröffnet
Soziales

Chancenhaus Hermes in Wien-Landstraße eröffnet

Intensive sozialarbeiterische Betreuung soll rasch zu regulärem Wohnverhältnis verhelfen.
Siniša Puktalović
Freitag, 19. Oktober 2018
Verfasst am 19.10.2018 von Siniša Puktalović

In Wien ist ein neues Wohnheim für wohnungslose Menschen eröffnet worden. Das "Chancenhaus Hermes" im dritten Bezirk, das vor dem kürzlich erfolgten Umbau ein Nachtquartier für Obdachlose war, folgt einem neuen Konzept: Die Bewohner schlafen in Einzel- oder Doppelzimmern und werden von Anfang an intensiv sozialarbeiterisch betreut, wie bei der offiziellen Eröffnung am Montag erklärt wurde.

Vor einer Woche sind 120 Personen, die während der Renovierung in einem Ausweichquartier untergebracht waren, in ihr neues - vorübergehendes - Zuhause in der Gänsbachergasse 3 gezogen. Insgesamt gibt es 150 Plätze: 40 davon sind in einem eigenen Bereich für Frauen reserviert, 96 für Männer und 14 für Paare.

Das Wohnheim im dritten Bezirk, das vom Wiener Roten Kreuz im Auftrag des Fonds Soziales Wien (FSW) betrieben wird, ist das zweite sogenannte Chancenhaus in Wien. Vor einem Jahr wurde das erste Haus nach diesem Konzept in der Wurlitzergasse im 17. Bezirk eröffnet. "Es ist der Versuch einer grundlegenden Neuausrichtung der Obdachlosenhilfe in Wien", erklärte Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der ankündigte, dass die Stadt weitere ähnliche Einrichtungen eröffnen will.

Schlafsäle mit Stockbetten sind seit dem Umbau Geschichte: Die möblierten Einzel- und Doppelzimmer sind in Wohngruppen eingeteilt, die über Toiletten, Waschräume, Gemeinschafts- und Waschküchen verfügen. Die Zimmer sind mit schlichten weißen Möbeln, einem Kühlschrank und einem Waschbecken ausgestattet. "Ich bin ziemlich beeindruckt, was daraus geworden ist", sagte Hacker, der das Projekt noch aus seiner Tätigkeit beim FSW kennt.

47 Mitarbeiter betreuen die Klienten, berichtete Alexander Lang, Landesgeschäftsleiter des Wiener Roten Kreuzes. "Sie sorgen dafür, dass es den Menschen gut geht, während sie hier sind, aber auch dafür, dass sie nicht zu lange hier sind." Die Sozialarbeiter leisten Unterstützung bei Bewerbungen, Behördengängen und der Wohnungssuche.

"Scheidung, Krankheit, Jobverlust - das sind Ereignisse, die dazu führen können, dass man hier landet", sagte FSW-Geschäftsführerin Anita Bauer. "Wir dürfen diese Menschen nicht fallen lassen." Ziel sei es, ein niederschwelliges Angebot zu bieten, in dem den Bewohnern Privatsphäre und Selbstbestimmtheit ermöglicht wird. Gleichzeitig sollen sie möglichst bald wieder in ein klassisches Wohnverhältnis finden. Die meisten Bewohner bleiben zwischen einem und drei Monaten. (APA/Red.)