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Chronik

Hochbetrieb am Kältetelefon 01/480 45 53

Die derzeit herrschende Kälte bedeutet für Menschen ohne Dach überm Kopf Lebensgefahr.
W24 Redaktion
Montag, 26. Februar 2018
Verfasst am 26.02.2018 von W24 Redaktion

Die Kälte hat nun auch die Bundeshauptstadt Wien fest im Griff. Darunter leiden vor allem Menschen, die auf der Straße leben. Bereits am Wochenende wurden die Wiener Notschlafstellen verstärkt in Anspruch genommen. Deren Zahl wurde jetzt aufgestockt, um drohende Engpässe zu vermeiden.

"Wir sind schon gut ausgelastet", berichtete der Leiter der Wohnungslosenhilfe im Fonds Soziales Wien, Kurt Gutlederer. Die Zahl der Notschlafplätze wurde aktuell um 45 erhöht. Damit stehen insgesamt 1.275 Plätze zur Verfügung, die laut Gutlederer in den vergangenen Tagen bereits zu 95 Prozent belegt waren. Das sei zwar ein hoher Wert, bedeute aber gleichzeitig auch, dass es noch Reserven gebe, wie er betonte.

Im FSW hofft man, dass diese auch für die kommenden eisigen Tage ausreichen. Rein theoretisch gebe es noch die Möglichkeit, in Kooperation mit Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz, den Johannitern oder dem Samariterbund weitere Plätze dazuzunehmen, hieß es. Das größte Notquartier Wiens befindet sich in einem nicht mehr genutzten Pavillon des einstigen Geriatriezentrums am Wienerwald in Hietzing. Es verfügt über 150 Schlafstellen.

Der größte Teil der Betroffenen benötigt zehn bis 14 Tage ein Nachtquartier. Es gebe jedoch auch Personen, die sich deutlich länger in derartigen Einrichtungen aufhalten, erläuterte der FSW-Mitarbeiter.

Hochbetrieb in Wärmestuben und Notquartieren

In den Wärmestuben und Notquartieren der Wiener Caritas herrscht angesichts der klirrenden Kälte jedenfalls Hochbetrieb. "Ich würde die Situation als angespannt, aber gut unter Kontrolle beurteilen", sagte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Wiener Caritas, am Montag: "Das Ziel lautet, dass auch heuer - wie im Vorjahr - kein Mensch erfriert."

"Die Winterhilfe ist gut vorbereitet. Die Planungen beginnen bereits im August", sagte Schwertner. Wer Menschen ohne Obdach sieht, kann rund um die Uhr beim Kältetelefon der Caritas unter der Nummer 01/480 45 53 anrufen und Hilfe holen. "Die Telefone laufen heiß", sagte Schwertner. Seit Anfang November sind 4.550 Anrufe beim Kältetelefon eingegangen. Während es üblicherweise durchschnittlich 30 Anrufe pro Tag sind, waren es am gestrigen Sonntag, dem Beginn der Kältewelle, die die ganze Woche anhalten soll, mehr als 170 Anrufe, berichtete er.

"Auch heute läutet seit den frühen Morgenstunden das Telefon", erzählte Schwertner. Bei medizinischen Notfällen sei aber die Rettung zu rufen, betonte er: "Wir funktionieren nicht wie die Rettung, wir versuchen Menschen in die Notquartiere zu bringen."

Caritas-Kältebus unterwegs

Die Caritas ist mit dem Kältebus bis in die Nacht auf den Straßen unterwegs. Auch mehrere Streetwork-Teams der Stadt sind im Einsatz. "Das Zusammenspiel funktioniert sehr gut", ist Schwertner zufrieden. In Absprache mit den ÖBB wurden auch die Teams in den Bahnhöfen aufgestockt und etwa auf den Bahnhof Floridsdorf erweitert. Die ÖBB seien derzeit "sehr kulant", wenn sich obdachlose Menschen auf den Bahnhöfen aufhalten, zeigte er sich dankbar.

Auch in den Tageszentren und den Wärmestuben ist der Andrang groß. In den vergangenen Tagen wurden jeweils rund 600 warme Mahlzeiten in der Gruft ausgegeben, berichtete Schwertner. Hier sei Obdachlosigkeit "nur die Spitze des Eisbergs". "Es kommen viele Menschen, die zwar ein Zimmer haben, aber nicht heizen können."

Trotz der extremen Kälte wollen einige Menschen nicht in den Notquartieren übernachten und schlafen nach wie vor auf der Straße. An diese verteile man derzeit verstärkt winterfeste Schlafsäcke, die auch bei bis zu minus 24 Grad schützen. Bei ihnen handle es teilweise um Personen, die sich zu Gruppen zusammengeschlossen haben und fürchten, auf unterschiedliche Quartiere aufgeteilt zu werden, erzählte Schwertner.

Die größere Gruppe seien aber Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Räume, in denen sich viele Personen aufhalten, schwer aushalten würden. Einmal in der Woche sei die Caritas daher mit einem Psychiater auf der Straße unterwegs, um Menschen, die sich dadurch selbst gefährden, notfalls in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen.

Hilfsorganisationen bitten um Spenden

Wer helfen möchte, kann für das Gruft-Winterpaket spenden. Um 50 Euro beinhaltet es einen winterfesten Schlafsack und eine warme Mahlzeit. Auch Sachspenden sind immer wieder gefragt, wobei man sich erkundigen sollte, was aktuell benötigt wird. (apa/red)