Kino am Spittelberg feiert Auferstehung
Das Anfang 2017 geschlossene Kino am Spittelberg wird am 6. April überraschend wiedereröffnet. Früher eine Spielstätte des Stadtkinos, hat sich nun das in Margareten ansässige Filmcasino der Location angenommen. Ein Schwerpunkt wird auf österreichischen Produktionen liegen. Eine Bar mit Gin-Drinks soll zum Erfolg des "kleinen Abenteuers" beitragen.
"Ein bisschen über 100.000 Euro" habe man in die Hand genommen, um das etwas versteckt gelegene Ein-Saal-Kino an der Adresse Spittelberggasse 3 zu reanimieren, sagt Filmcasino-Geschäftsführerin Sabine Hofmann im APA-Gespräch. "Wir haben uns das wohlüberlegt. Das Risiko ist aber überschaubar", so die Chefin. Denn man sei ihr bei der Miete sehr entgegengekommen: "Außerdem können wir ein voll ausgestattetes Kino übernehmen."
Ein pures "Nachspielkino" will Hofmann in Neubau nicht machen. "Natürlich wird es Parallelen und programmatische Überschneidungen mit dem Filmcasino geben. Aber es wird kein Klon sein", verspricht die Chefin. Vielmehr setzt das "Filmhaus" auf eigene Formate - beispielsweise eine feministische Filmreihe, kuratiert von Daniella Shreir, Journalistin beim feministischen Filmmagazin "Another Gaze". Auftakt ist am 12. April mit "Sois belle et tais-toi" (Be pretty and shut up) von Delphine Seyrige aus 1958.
Eine monatliche Dokuschiene mit europäischen und heimischen Werken, die am 8. April mit "The Cleaners - Sunday Docs" über die "Säuberungsindustrie" in Sozialen Netzwerken startet, soll es ebenfalls geben, dazu Kinderstreifen (etwa das japanische Zeichentrickmärchen "Arrietty - Die wundersame Welt der Borger", ebenfalls am 7. April), Diskussionen und Gesprächsrunden.
"Wir wollen den Fokus auch auf österreichische Filme legen - auch auf solche, die sonst keinen Verleih finden", sagt Hofmann. Als Eröffnungsfilm hat man allerdings "Lucky" mit dem im Vorjahr verstorbenen Darsteller Harry Dean Stanton gewählt, dem in den Eröffnungstagen überhaupt ein kleiner Schwerpunkt gewidmet ist. Generell soll es 365 Tage im Jahr Betrieb geben. Unter der Woche stehen täglich zwei Filme, am Wochenende bis zu fünf Filme am Programm. Die Ticketpreise bewegen sich zwischen 8 und 9,50 Euro.
100 Plätze fasst der Saal am Spittelberg-Kino. Die Geschäftsführerin hofft auf 20.000 Gäste pro Jahr. Zum Vergleich: Das Filmcasino mit rund 250 Plätzen zählte im Vorjahr 72.000 Besucher. Trotzdem: "So ein kleines Kino kann man nicht gewinnbringend bespielen", macht sich Hofmann keine Illusionen. Ausgleichen will man die finanzielle Lücke mit der angeschlossenen Bar, die in den vergangenen Monaten umgebaut wurde. Sie hat täglich von 17.00 bis 24.00 Uhr geöffnet und bietet vor allem Gin-Getränke in diversen Variationen. Auch kleine Snacks wie Toast werden serviert. Zu viel Aufwand will Hofmann aber nicht betreiben: "Wir werden da keine Pina Coladas mixen oder Spaghetti kochen." Aber immerhin gibt es frisches Popcorn. (APA/Red)
Bild: Vienna Film Commission /Filmhaus Kino am Spittelberg