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„Uni-Ferkelei“ jährt sich zum 50. Mal „Uni-Ferkelei“ jährt sich zum 50. Mal
Kunst

„Uni-Ferkelei“ jährt sich zum 50. Mal

Mit der Aktion „Kunst und Revolution wollten die Künstler Günter Brus, Peter Weibel, Otto Muehl und Oswald Wiener „extrem provozieren“.
Siniša Puktalović
Donnerstag, 07. Juni 2018
Verfasst am 07.06.2018 von Siniša Puktalović

Die 68er Bewegung steht für Protest und Forderungen nach gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. Dabei ist das Jahr 1968 zwar namensgebend für die Bewegung gewesen,  die Proteste haben aber schon in den frühen 1960ern begonnen.

Angefangen mit der Bürgerrechtsbewegung und der Anti-Vietnamkriegs-Bewegung in den USA, schwappten die Proteste auch nach Europa und Österreich über. Feindbild war die konservativ-autoritäre Nachkriegsgesellschaft.

In Österreich kam es bereits 1965 zu Demonstrationen von StudentInnen gegen den Hochschulprofessor Taras Borodajkewicz, der offen antisemitisch immer wieder in seinen Vorlesungen auffiel.

Im Jahr 1968 konzentrierten sich die Protestaktionen in Österreich vor allem im künstlerisch-kulturellen Bereich. Die „Uni-Ferkelei“ – die wie die Aktion „Kunst und Revolution“ in die Geschichte einging - bildete den Höhepunkt des österreichischen „1968“.

Die Künstler Günter Brus, Peter Weibel, Otto Muehl und Oswald Wiener wollten mit der Aktion „extrem provozieren“, wie Brus gegenüber Medien bekanntgab. Die Künstler haben im Hörsaal 1 des Neuen Institutsgebäudes (NIG) an der Uni Wien mehrere Tabus gebrochen.

Brus hat beispielsweise defäkiert und sich mit dem eigenen Kot eingerieben. Die Künstler haben während des Absingens der österreichischen Nationalhymne durch Reizung der Speiseröhre auf die österreichische Nationalflagge erbrochen. Es wurde onaniert, ausgepeitscht und auch Selbstverstümmelung stand am Programm.

Die österreichische Justiz verurteilte Brus und Muehl zu Gefängnisstrafen. Die Aktion bedeutete das Ende der österreichischen 68er Bewegung. Dennoch sahen die Künstler, dass sie dadurch andere Formen der Radikalität ermöglichten. "Die Österreicher mussten sich nun damit beschäftigen, was sie verdrängt hatten. Es gäbe ohne uns keinen Thomas Bernhard, keine Elfriede Jelinek. Das Burgtheater hätte sich nicht getraut, sie zu spielen", sagte etwa Weibel gegenüber den Österreichischen Nachrichten.  

Foto. Siegfried Klein