ÖGB-Demo: "Wir sind laut, weil man uns die Freizeit klaut"
Mit einer machtvollen Demonstration reagiert der ÖGB auf die Pläne der Regierung zur Ausweitung der Höchstarbeitszeit. Bei bestem Demo-Wetter, also Sonnenschein bei trotzdem moderaten Temperaturen, versammelten sich Zehntausende Samstagnachmittag am Wiener Westbahnhof, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen.
Als Devise hatten sich die Organisatoren: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freizeit klaut" ausgesucht. Unterstrichen wurde das mit "Nein zum 12-Stunden-Tag" bzw. "Nein zur 60-Stunden-Woche"-Stickern, T-Shirts und Luftballons.
Gekommen war das Who is Who der Gewerkschaft ergänzt um die sozialdemokratische Spitzenpolitik, repräsentiert an der Spitze durch Bundesparteichef Christian Kern (SPÖ) und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Auch zahlreiche Abgeordnete der SPÖ, Mitglieder der Wiener Landesregierung und der niederösterreichische SP-Chef Franz Schnabl scheuten den Marsch Richtung Heldenplatz nicht.
Im Mittelpunkt standen freilich die Gewerkschafter, und da auch die Christgewerkschafter. Deren Vorsitzender Norbert Schnedl versicherte zu Beginn der Demo, dass man sich nicht auseinanderdividieren lasse: "Nur gemeinsam können wir etwas bewegen." Auch AK-Präsidentin Renate Anderl äußerte in einer kurzen Ansprache ihre Solidarität mit den Gewerkschaftsfreunden und ärgerte sich, dass die Regierung das Gesetz durchpeitschen wolle. Dies würden sich die Menschen nicht gefallen lassen.
Genauso sieht das Alt-Kanzler Kern. Gegenüber Journalisten meinte der SP-Chef: "Die Menschen präsentieren der Regierung jetzt die Rechnung." Das zahlreiche Erscheinen der Kundgebungsteilnehmer sei eine Botschaft direkt an Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
Laut Polizei nahmen 90.000 Menschen an der Demonstration teil, laut den Veranstaltern waren es über 100.000 Demonstranten.
Die Regierung zeigt sich von der Demonstration unbeeindruckt. Bundeskanzler Sebastian Kurz teilt am Montag mit, dass es keine weiteren Verhandlungen mehr geben werde und das Gesetz gut sei. Seitens des ÖGB heißt es am Montag: "Wir werden die Beschäftigten weiterhin über die Auswirkungen dieses geplanten Gesetzes informieren. Noch ist nicht aller Tage Abend - das Gesetz soll mit 1. Jänner 2019 in Kraft treten. Unsere Mobilisierung geht weiter.“ Das letzte Wort in dieser Causa scheint also noch nicht gesprochen zu sein. (APA/red)