Ärztekammerchef fordert mehr Kassenstellen
In Wien ist am Donnerstag der erste Infrastrukturreport zum Wiener Gesundheitssystem präsentiert worden. Laut Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres - die Kammer hat die Untersuchung in Auftrag gegeben - ist der Befund prinzipiell gut ausgefallen. In Bereichen wie Pflege, Ambulanzen oder Kassenstellen gebe es jedoch Handlungsbedarf, betonte er.
Für die von der Agentur Create Connections erstellte Studie wurden Ärzte, Patienten und Wirtschaftsvertreter befragt - nicht zuletzt nach möglichen Versäumnissen bzw. der Notwendigkeit zur Weiterentwicklung. Als Problemfelder wurden etwa der administrative Aufwand, die Wartezeiten auf Untersuchungen bzw. Behandlungen und überfüllte Ambulanzen genannt.
Auch der Ausbau stationärer und mobiler Pflegeeinrichtungen wurde urgiert. Zu verbessern ist laut Report weiters die Koordination der verschiedenen Gesundheitseinrichtungen. Schließlich wurde vorgeschlagen, die Zahl der Ärztinnen und Ärzte zu erhöhen.
Kammerchef Szekeres fühlt sich durch die Ergebnisse bestätigt, wie er versicherte. Er forderte 300 zusätzliche Kassenstellen, denn deren Anzahl würden derzeit sogar sinken. Auch in den Spitälern seien 300 neue Posten für Mediziner nötig, hieß es. Dies würde auch die gemeinsame Planung des niedergelassenen und des ambulanten Bereichs erleichtern, die derzeit noch zu schlecht funktioniere.
Nötig sei eine verbesserte Koordination nicht zuletzt deswegen, um die Überlastung der Spitalsambulanzen zu reduzieren, ist Szekeres überzeugt. Der Andrang dort hängt wohl auch mit den Öffnungszeiten zusammen: Der Großteil der Befragten war der Ansicht, dass die Ambulanzen vor allem deswegen so voll sind, weil Arztpraxen am Wochenende und am Abend nur sehr eingeschränkt offen haben.
Der Ärztekammerpräsident sprach sich auch dafür aus, Akutordinationen in den Krankenhäusern einzurichten - nach Vorbild der Allgemeinmedizinischen Akutordination AMA im Wiener AKH. Diese wird vom Ärztefunkdienst betrieben und entlaste die Notaufnahme. Der von der Kammer betriebene Ärztefunkdienst wäre bereit, derartige Einrichtungen auch in anderen Spitälern zu betreiben, beteuerte Szekeres.
Eher ambivalent wird laut Studienautor David Ungar-Klein das Thema Digitalisierung gesehen. Eine klare Mehrheit habe sich für telemedizinische Anwendungen ausgesprochen. Jedoch: Nur 16 Prozent hätten jedoch Datenbanklösungen im Stil von ELGA präferiert. (APA)