Bereits mehr als 200 Wildschweine erlegt
Den Wildschweinen in Wien bzw. am Stadtrand geht es derzeit prächtig. Die Population der mitunter nicht ungefährlichen Säue ist zuletzt deutlich gestiegen. Das sagte Forstdirektor Andreas Januskovecz im APA-Gespräch. Zwar entwickle sich der Bestand traditionell wellenförmig, er werde also auch wieder zurückgehen, aber der Klimawandel befeuere tendenziell das gute Gedeihen der Tiere.
Die Wildschweine waren zuletzt wieder ins Gerede gekommen, nachdem ein junger Mann kürzlich von einem Exemplar in der Donaustadt nahe der Lobau angegriffen und verletzt worden war. "Die Tiere sind in letzter Zeit mehr geworden", bestätigte Januskovecz. Allein im Lobau-Areal habe man heuer schon 160 Stück geschossen - doppelt so viele wie im Vorjahr. Beim Gaskraftwerk, wo ebenfalls noch gejagt werden darf, seien weitere 20 erlegt, im verbauten Gebiet zudem bereits 40 Wildschweine in Lebendfallen gefangen worden.
"Wir versuchen natürlich, alle Tiere zu erwischen, aber wenn solche Massen daherkommen, laufen wir nur hinterher", erklärte Januskovecz. Neben der Donaustadt kommen die Exemplare auch in Teilen von Liesing, Döbling oder Floridsdorf dicht an besiedeltes Gebiet heran: "Das tritt eigentlich überall dort auf, wo Wald und urbaner Raum verzahnt sind."
Der Grund für das vermehrte Auftauchen der Säue liegt an den äußerst guten Rahmenbedingungen. "Wenn es trocken und warm ist, überleben viel mehr junge Tiere", erklärte der Forstdirektor. Eine Bache könne bis zu zehn Frischlinge auf einmal auf die Welt bringen - in guten Jahren bis zu dreimal: "Dann schießt die Population irre in die Höhe." Der Klimawandel führe außerdem dazu, dass mehr Eicheln und Bucheckern gedeihen und die Wildschweine somit mehr Futter finden.
Apropos Futter: Neben Umweltfaktoren fördern auch manche Stadtrandbewohner das Wohnbefinden der Tiere - und das oft nicht absichtlich. Denn am Boden verstreutes Vogel- oder Katzenfutter schmeckt auch den Wildschweinen. Auch Fallobst solle schnellstmöglich eingesammelt werden. "Manche füttern die Wildschweine aber auch, weil sie sich denken, das sind arme Viecherl", beklagte der Forstdirektor. Man bitte inständig, selbiges zu unterlassen. Strafen können deshalb aber nicht verhängt werden. Man setze aber sowieso auf regelmäßiges Informieren, versicherte Januskovecz.
Sollte es doch einmal zu einer unerwünschten Begegnung kommen, rät der Experte zur Ruhe. Denn die Tiere würden eigentlich nur gefährlich, wenn sie unter Stress stehen - etwa, wenn sie in eine Ecke getrieben werden. "Wenn man sie einfach vorbeiziehen lässt, passiert im Normalfall gar nichts." (APA/Red)
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