Alarmsignal: Gefangen im falschen Job
Der österreichische Arbeitsmarkt ist einem Wandel unterworfen, zuletzt offenbar noch stärker als angenommen. Auch der neue Arbeitsklima-Index, den die oberösterreichische Arbeiterkammer für Gesamt-Österreich nun erhoben hat, zeigt: Rund ein Drittel der Beschäftigten in Österreich fühlt sich derzeit über- oder unterqualifiziert. Das sorgt für mentalen Stress, Überforderung und ein zunehmend schlechtes Selbstwertgefühl, welches sich auch auf private Lebensbereiche auswirkt. Vor allem Überqualifizierte seien häufig unzufrieden und wollen deutlich öfter die Firma oder den Beruf wechseln als andere Beschäftigte.
Der Index sagt: Häufig überqualifiziert seien Beschäftigte aus Wien, MigrantInnen, AkademikerInnen und Teilzeitkräfte. Personen, die arbeitslos waren, müssen beim Wiedereintritt immer häufiger in Jobs ausweichen, für die sie überqualifiziert seien. Den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zunehmend zusetzend: die Digitalisierung. Rund 30 Prozent der Befragten geben etwa an, dass sich ihr Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren durch den technischen Fortschritt verändert habe, ein Drittel meint, dass die Zahl der Arbeitsplätze dadurch deutlich zurückgegangen sei. Ein Problem: Stolze 40 Prozent sagen, dass die zunehmende Überwachung und Kontrolle am Arbeitsplatz wie auch die Behandlung älterer Arbeitnehmer langfristig als negativ zu werten sei - ein deutliches Alarmsignal also für die soziale Sicherheit in Österreich.
Genauer untersucht wurde etwa die Situation von Berufskraftfahrern (LKW, Bus, Bahn). Schichtdienste, ständige Bereitschaft, Verantwortung und das Gefühl von Isolation - diese Berufsgruppe ist einem besonderen Spannungsfeld und einer erhöhten gesundheitlichen Gefahr ausgesetzt. Der Arbeitsklimaindex lag bei dieser Berufsgruppe bei 97 Punkten, der Durchschnitt aller Branchen lag zuletzt bei 109 Punkten. (hh)