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Eventhalle: Eventim will Kooperation mit Stadt Eventhalle: Eventim will Kooperation mit Stadt
Wirtschaft

Eventhalle: Eventim will Kooperation mit Stadt

CTS-Eventim-Chef Schulenberg: "Wir sind in Gesprächen mit der Stadt".
Siniša Puktalović
Donnerstag, 28. Februar 2019
Verfasst am 28.02.2019 von Siniša Puktalović

Die oeticket-Mutter CTS Eventim hat ein Auge auf die geplante neue Wiener Eventhalle in Neu-Marx geworfen. "Wir sind in Gesprächen mit der Stadt", sagte der Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg im Gespräch mit der APA. Die gerichtlich gestoppten Gebühren etwa für das Ausdrucken der Tickets zuhause am eigenen Drucker bezeichnete Schulenberg als "Fehler".

"Gebühren für elektronisch versandte Eintrittskarten zu erheben, war ein Fehler. Wir haben diese Thematik nicht richtig erklären können", räumte Schulenberg ein. "Im Gegensatz zu einem physischen Ticket gab es erhebliche Aufwendungen an den Veranstaltungsstätten, diese Eintrittskarten zu lesen", erklärte der 67-jährige Milliardär.

oeticket zahlt jenen Kunden, die die bezahlten Gebühren nach dem Gerichtsurteil einfordern, auch zurück, wie Österreich-Chef Christoph Klingler sagte. In Deutschland unterlag der Tickethändler 2018 wegen der print@home-Gebühr sogar vor dem Höchstgericht. "Im Nachhinein hätten wir auf den Prozess verzichten können, weil der Umsatz mit print@home-Gebühren in Deutschland völlig irrelevant ist", sagte Schulenberg.

Schulenbergs Aufmerksamkeit gilt derzeit der neuen Eventhalle in Wien. "Es gibt in der Tat Überlegungen. Wir würden sehr gerne mitwirken an dem Neubau und Betrieb einer großen Veranstaltungshalle, die den heutigen Ansprüchen genügt. Wir würden das sehr unterstützen und uns sehr gerne dabei engagieren", sagte Schulenberg, der sich als Partner der Stadt Wien anbot. CTS Eventim betreibt bereits in mehreren Städten große Hallen, etwa in London, Berlin und neuerdings in Kopenhagen.

Im Sportbereich kooperiert Eventim mit dem ÖFB, Red Bull Salzburg und Sturm Graz, auch die derzeit laufende Nordische Ski-WM in Seefeld läuft über Eventim. In Brasilien ist der Tickethändler seit den Olympischen Spielen aktiv, von dort aus will Schulenberg Südamerika erobern. In den US-Markt würde er jedoch nur über einen Zukauf einsteigen. "Wenn die richtige Gelegenheit da ist, würden wir uns im größten Live Entertainment-Markt der Welt selbstverständlich engagieren, aber wir wollen nicht bei null anfangen." Für Tickethändler sei es schwierig, Wettbewerb gegen den Marktführer zu machen. "In den USA dominiert Ticketmaster den Markt, dagegen aus dem Stand anzutreten dürfte sehr schwierig werden", meinte der Eventim-Gründer.

Schulenberg hat sein Imperium durch viele Zukäufe aufgebaut. Sein erster Kauf war 1996 der Münchner Kartenvermarkter Computer Ticket Service (CTS). In Österreich beteiligte sich CTS Eventim mehrheitlich an der von Andreas Egger 1995 gegründeten Ticket Express GmbH, die inzwischen CTS Eventim Austria GmbH heißt. Ob es aktuell Übernahmeziele in Österreich gibt, sagte Schulenberg nicht. Nur so viel: "Wenn wir entsprechende Opportunität haben, dann greifen wir auch zu."

In Deutschland ist Eventim wegen seiner Marktmacht ins Visier der Wettbewerbshüter geraten. Schulenberg sieht die Herangehensweise des deutschen Bundeskartellamts jedoch kritisch, "weil sie uns dabei benachteiligt, im Wettbewerb mit amerikanischen Großunternehmen entsprechend zu wachsen". Einen Preiswettbewerb gibt es bei Konzerttickets ohnehin nicht, weil der Künstler den Preis festlegt.

Zur Eindämmung des Schwarzmarkts bei Eintrittskarten und als Schutz vor Betrügern spricht sich Schulenberg für eine gesetzliche Regulierung aus. CTS Eventim habe die Technologie, um gewerbliche Wiederverkäufer aufzudecken. Bei der Musikgruppe Rammstein seien beispielsweise 800.000 Eintrittskarten personalisiert worden. "Auf jedem Ticket steht der Name des Besuchers", sagte Schulenberg.

Sorgen macht dem Ticketverkäufer der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, dieser sei sehr "angespannt", so Schulenberg. "Es gibt bei allen Unternehmen eine deutlich höhere Fluktuation in diesem Bereich. Die Leute werden regelmäßig abgeworben. Ich glaube, dass wir hier erst am Anfang der Entwicklung stehen." CTS Eventim hat insgesamt rund 3.000 Mitarbeiter, die Softwareabteilung ist mit 300 Beschäftigen doppelt so groß wie die CTS Eventim Austria GmbH.

Das Um und Auf sei die Attraktivität als Arbeitgeber, ist Schulenberg überzeugt. Eine Auslagerung der IT kommt nicht infrage. "Wir haben das sehr häufig diskutiert, aber wir haben solch eine komplexe Infrastruktur und IT-Landschaft. Wir müssen derartige Hochlasten managen können, dass uns das zu gefährlich ist." Die Server von CTS Eventim müssen bei einem Verkaufsstart teilweise mehr Zugriffe aushalten als andere Unternehmen bei einem Hackerangriff. Bei Rammstein waren es allein mehrere Millionen Anfragen in wenigen Minuten.

Gelassen sieht Schulenberg drohende Konkurrenz von Internetriesen wie Amazon oder auch Spotify. "Ich glaube, wir befinden uns für diese Unternehmen in solch einem Nischengeschäft, dass es diese Akteure zu schwierig ist, unser Geschäft zu durchdringen."

In Zukunft wird CTS Eventim zumindest in Deutschland nicht nur Konzerttickets sondern auch Mautvignetten verkaufen - mit an Bord ist der österreichische Mautspezialist Kapsch TrafficCom. "Wir haben uns das zugetraut und dann einen entsprechenden Partner ausgesucht, der ein Verständnis vom Thema Maut hat", schilderte Schulenberg, wie es zu der Zusammenarbeit gekommen ist. Der Verkauf liegt bei CTS Eventim, die Mautkontrolle macht Kapsch. Für den Fall, dass die deutsche Pkw-Maut noch vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) gekippt wird, haben sich die beiden Partner laut Schulenberg abgesichert. (APA/Red.)