Lkw-Abbiegeassistent: Wien kündigt Umrüstung an
Die Stadt Wien will ihren rund 500 Lkw umfassenden Fuhrpark mit Abbiegeassistenten umrüsten. Die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) kündigte am Montag im APA-Gespräch an, ab sofort ein entsprechendes System testen zu wollen. Schon gegen Ende der Woche soll klar sein, ob es zur serienmäßigen Umrüstung taugt. Gibt es grünes Licht, soll der Umbau ab kommender Woche erfolgen.
"Ich habe schon in der Vorwoche den Auftrag gegeben, das so schnell wie möglich in Angriff zu nehmen", versicherte Sima. Jener Hersteller, der die Fahrzeuge der Stadt stellt, habe nun ein System genannt, das kompatibel sei, erklärte die Stadträtin: "Wird der Blinker betätigt, wird eine Kamera aktiviert. Befindet sich etwas in diesem Blickfeld, ertönt ein Signal." Noch am heutigen Montag werde der Assistent in ein Testfahrzeug eingebaut. "Das ist bis Mitte der Woche abgeschlossen", kündigte die Ressortchefin an.
Bisherige Testergebnisse waren nicht zufriedenstellend
Nach wenigen Tagen der Austestung soll dann feststehen, ob der flächendeckende Einbau den gewünschten Nutzen bringt. Ist das der Fall, werde der Einbau ab Beginn der kommenden Woche schnell umgesetzt, versprach Sima. Dabei geht es unter anderem um rund 300 Müllfahrzeuge der MA 48. 3.000 Euro kostet das System pro Fahrzeug, bei Neuanschaffungen soll der Abbiegeassistent bereits mitgeliefert werden.
Man habe schon in den vergangenen Jahren immer wieder derlei Systeme getestet, die Ergebnisse seien allerdings nie zufriedenstellend gewesen, argumentierte Sima. Deshalb habe man für die Mistautos mit Experten einen speziellen Zusatzspiegel entwickelt, um den toten Winkel zu eliminieren. Dieser sei bereits bei allen MA 48-Fahrzeugen im Einsatz.
Vassilakou: Verkehrsabteilungen bekommen System fix
Fix ist, dass der Fuhrpark der Verkehrsabteilungen - sie unterstehen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) - jedenfalls umgerüstet wird. Das betreffe 37 Lastwagen mit über 3,5 Tonnen, die Nachjustierung beginne "ab sofort" und soll in den kommenden Monaten abgeschlossen sein, versprach die Ressortchefin gegenüber der APA: "Was ich in meinem Wirkungsbereich tun kann, das tue ich auch."
Betroffen sind die Fuhrparks der MA 28 (Straßenbau), 29 (Brückenbau) und 33 (Licht). Die betreffenden Abteilungen seien bereits mit den Herstellern in Kontakt getreten. Einige Fahrzeuge seien bereits mit Rückfahrkameras ausgestattet, diese würden auch umgerüstet, hieß es.
Wiener Linien sehen für Busse derzeit keinen Bedarf
Vassilakou forderte in dem Zusammenhang Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) einmal mehr auf, den rechtlichen Rahmen für eine österreichweite Lösung zu schaffen. Außerdem seien auch Bundeseinrichtungen aufgefordert zu handeln, sah die Stadträtin etwa Asfinag, ÖBB, Bundesheer oder Polizei in der Pflicht.
Sima wiederum sieht Hofers Pilotprojekt "Rechtsabbiegen bei Rot" kritisch. Hier würden grüne Fußgängerphasen mit dem Abbiegeverkehr verschränkt. Das sei "kontraproduktiv". "Wir in Wien versuchen das gerade etwas zu entzerren", so die Stadträtin.
Hofer selbst hatte am Montag in einem "Österreich"-Interview angeregt, städtische Verkehrsmittel wie die Busse der Wiener Linien umzurüsten. Dort sieht man auf APA-Nachfrage allerdings vorerst keinen Bedarf, wie ein Sprecher meinte. Denn die Sichtsituation sei für den Fahrer eines Öffi-Busses eine ganz andere als in einem Lkw. Durch mehr Glas und eine niedrigere Sitzhöhe sei das "Sichtfeld viel freier": "Dadurch ergibt sich ein sehr geringer toter Winkel", wohl geringer als bei jedem herkömmlichen Auto, erklärte der Sprecher. Das Thema Verkehrssicherheit und vorausschauendes Fahren sei zudem stark in der Ausbildung bzw. den verpflichtenden Nachschulungen für Lenker präsent.
Volksanwalt Fichtenbauer für zwingenden Einbau von Abbiegeassistenten
Auch Volksanwalt Peter Fichtenbauer sprach sich am Montag in einer Aussendung für den zwingenden Einbau von Abbiegeassistenten für Lkw ein. "Ich bitte daher das Parlament, möglichst rasch eine entsprechende Regelung auf den Weg zu bringen", hieß es.
Die Debatte um Abbiegeassistenten für Lkw war nach einem tödlichen Unfall in Wien aufgekommen. Ein neunjähriger Bub war Ende Jänner am Schulweg auf einem Schutzweg von einem abbiegenden Lastwagen niedergefahren und getötet worden. Die daraufhin gestartete Petition von Eltern für eine verpflichtende Lkw-Nachrüstung mit elektronischen Systemen, die den toten Winkel möglichst eliminieren sollen, hatte mit Stand Montag bereits mehr als 35.000 Unterstützer. (APA/Red.)