"Identitäre": In vielen Punkten eins mit der FPÖ
Hochglanz-Videos auf Youtube, die von der freundlichen und hellen Grundästhetik her eher an softe Umweltschutz-Themen oder Soziales erinnern: das ist der erste Eindruck, den viele Social Media Clips der "Identitären Bewegung" beim (meist jungen) Zuseher erzeugen. Der Inhalt ist allerdings - und so hat es auch der österreichische Verfassungschutzbericht bereits in den vergangenen Jahren bestätigt - bei genauerer Ansicht rechtsextrem. Im Sommer 2015 gab der österreichische Verfassungschutz bekannt, dass es sich bei den "Identitären" um eine Organisation handelt, die durch ein rassistisch/nationalisches Weltbild auffällt und auch Kontakte zu bestehenden und bekannten Neonazis pflegen soll.
Jung, hip, rechts
Denn - besorgte Gesichter von jungen Menschen, die hip, jugendlich und durchaus modern wirken können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um eine klassische rechtsextreme Gruppierung handelt, die anders agiert, als man es von so genannten "Alt-Nazis" gewohnt ist. Springerstiefel, düsterer Rock-Sound und natürlich nach dem Gesetz verbotene NS-Symbole sucht man bei der "Identitären Bewegung" vergebens. Auch wenn das aktuelle schwarz-gelbe Symbol der "Identitären" - wenn man genauer hinsieht - die eine oder andere Anleihe an vergangene Zeiten nimmt.
Die Organisation, die in Österreich und Deutschland mittlerweile viele Fans gewonnen hat, hat es gelernt, durch die Verwendung von Wörtern wie "Entwurzelung", "Überfremdung" oder Aufforderungen zur "Remigration" nur ja nicht an die spezielle Sprache der Nationalsozialisten anzustreifen, um somit den Eindruck zu erwecken, man habe mit den düsteren und stumpfen "Glatzen" der Achtziger und Neunziger Jahre eigentlich gar nichts zu tun.
Neues Dossier von SOS Mitmensch belegt Verbindungen mit der FPÖ
Laut der Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch, die jetzt ein Dossier über die neue Bewegung veröffentlicht hat, sind Youtube-Videos oder Social Media Auftritte Versuche, rechtsextreme und somit auch rassistische Einstellungsmuster in der Öffentlichkeit (und vor allem bei jungen Menschen) salonfähig und damit für viele greifbar zu machen. Das dürfte der "Identitären Bewegung" im Großen und Ganzen auch länger im Untergrund gelungen sein - bis es schließlich nun zur Debatte rund um die Verflechtungen mit der derzeitigen Regierungspartei FPÖ gekommen ist.
SOS-Mitmensch hat die Vernetzungspunkte zwischen der FPÖ und den "Identitären" über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet und nun im Rahmen eines Dossiers veröffentlicht. Die Inhalte sind zum Teil erschreckend und belegen klar, dass es bei mindestens 48 Personen aus der FPÖ direkte oder indirekte Verflechtungs- und Berührungspunkte gegeben haben soll. Solche Punkte umfassen laut SOS Mitmensch gemeinsame Kundgebungen, Auftritte, Netzwerktreffen, gegenseitiges Bewerben, indirekte finanzielle Förderung sowie die Beschäftigung von MitarbeiterInnen mit Verbindungen zu den "Identitären".
Besonders im Blickpunkt laut des Dossiers: Vizekanzler Heinz Christian Strache und der nicht amtsführende Vizebürgermeister von Wien, Dominik Nepp. Beide sollen laut SOS Mitmensch an Stammtischen der "Identitären" teilgenommen haben. (Red)