FSW-Geschäftsbericht: 2018 Plus bei Pflege
Im Vorjahr hat der Fonds Soziales Wien (FSW) 120.800 Kunden mit einem Budget von 1,75 Mrd. Euro betreut. Der weitaus größte Brocken entfiel auf die Pflege, wo auch die Anzahl der Personen, die Leistungen in diesem Bereich bezogen haben, gestiegen ist. Deutlich rückläufig entwickelte sich indes der Flüchtlingssektor, wie aus dem am Donnerstag präsentierten Geschäftsbericht 2018 hervorgeht.
Die 100-prozentige Stadt-Tochter FSW ist in Wien für die Abwicklung und Finanzierung von Sozialleistungen zuständig. Mit 59.810 Menschen bezogen knapp 50 Prozent der Kunden Pflegeleistungen - ein leichter Anstieg gegenüber 2017 (59.430). An den Gesamtausgaben macht dieser Bereich mit 1,116 Mrd. Euro den satten Anteil von fast zwei Dritteln aus.
Für das heurige Jahr rechnet FSW-Chefin Anita Bauer in dieser Sparte erneut mit einem überschaubaren Anstieg. Mitte des kommenden Jahrzehnts wird der Bedarf nach Pflegeleistungen allerdings markant ansteigen, prophezeite Bauer mit Verweis auf die Bevölkerungsentwicklung: "Gegen 2025 wird das voll durchschlagen."
Laut Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wird die Altersgruppe der 80- bis 85-Jährigen dann nämlich massiv anwachsen. Deshalb sei der FSW auch gefordert, neue Betreuungskonzepte zu entwickeln. Man müsse weg kommen von der klassischen Unterscheidung zwischen stationärer und mobiler Pflege und hin zu "Mischformen" - etwa einem Ausbau von Tageszentren und deren Öffnung auch an den Wochenenden.
Der Ressortchef nutzte die Pressekonferenz zugleich für eine kleine Wahlkampfansage. Die Finanzierung der Pflege sei eine der zentralen aktuellen politischen Fragen und hier würden sich die Konzepte von ÖVP und SPÖ klar unterscheiden. Die Volkspartei verfolge den Ansatz, dass Betroffene nur etwas aus dem Sozialsystem herausnehmen könnten, das sie zuvor eingezahlt hätten. Das gleiche einem System von Investitionen und Renditen. Die Sozialdemokratie wolle ein solidarisches System, bekräftigte Hacker die rote Forderung nach einem Pflegegarantiefonds, gefüllt mit Steuergeld.
Rückläufig entwickelten sich hingegen die Ausgaben für Flüchtlinge. Das habe mit der sinkenden Zahl an Asylsuchenden zu tun, erklärte Bauer. Konkret bezogen 2018 26.370 Menschen entsprechende Leistungen in der Höhe von 138 Mio. Euro. Durch die Kostenteilung kam der Großteil des Betrags, 115 Mio. Euro, allerdings vom Bund. Zum Vergleich: 2017 waren noch 33.550 Flüchtlinge in der Grundversorgung, was insgesamt mit 183 Mio. Euro zu Buche geschlagen hatte.
Anstiege bei Kunden und Aufwendungen verzeichnete der FSW hingegen in den Bereichen Behindertenbetreuung, Obdachlosigkeit und Schuldenproblematik. Für die Gesamtausgaben bedeutete das einen Zuwachs von 1,726 Mrd. Euro 2017 auf 1,75 Mrd. Euro 2018. Die Zahl aller betreuten Kunden sank von 126.600 auf 120.800. Warum sich dieser Rückgang nicht in der Kostenentwicklung widerspiegelt, erklärte Bauer wie folgt: Das Personen-Minus sei auf die gesunkene Flüchtlingsanzahl zurückzuführen. Da in diesem Bereich die Pro-Kopf-Kosten aber sehr gering, alle andere geldintensiveren Sektoren aber gewachsen seien, bilde sich das nicht entsprechend im Budget ab.
Von den 1,75 Mrd. Euro wurden übrigens 93,6 Prozent für Leistungen aufgewendet. Weitere drei Prozent entfielen auf FSW-Personalkosten, die restlichen 3,4 Prozent auf sonstige betriebliche Ausgaben wie Mieten oder Büroanschaffungen. (APA)