Hauptbahnhof: Wenige Beschwerden dank "SAM"
Seit fünf Jahren ist ein Team aus mobilen Sozialarbeitern am und rund um den Wiener Hauptbahnhof unterwegs. Drogenkoordinator Ewald Lochner zog am Dienstag eine positive Bilanz über das "sam" genannte Projekt. Es gebe so gut wie keine Beschwerden, freute sich Lochner über die "Erfolgsgeschichte". Anders als am Praterstern habe es am Standort auch nie eine Alkoholproblematik gegeben.
Das zehnköpfige "sam"-Team, erkennbar an der roten Dienstkleidung, kümmert sich - anders als klassische Sozialarbeiter - nicht nur um soziale Randgruppen. Ziel sei es, die Bedürfnisse aller Nutzer im Einsatzgebiet zu berücksichtigen: von Fahrgästen und Anrainern über Geschäftstreibende bis zu hilfsbedürftigen Menschen mit oder ohn e Suchterkrankung. "Allparteilichkeit" nannte Lochner diesen Ansatz am Rande eines Pressetermins im APA-Gesprächs.
Das Erfolgsgeheimnis des Konzepts liege darin, dass die mobile Sozialarbeit bei der Planung des Hauptbahnhofs, einem der größten Verkehrsknotenpunkte der Stadt, von Anfang an mitgedacht worden sei. "Dadurch gab es nie eine manifeste Ansiedlung von sozial problematischen Gruppen", erklärte Lochner.
Am viel diskutierten Praterstern war das anders - obwohl das "sam"-Konzept auch dort schon seit Jahren zum Einsatz kommt. Dass es trotzdem Schwierigkeiten gab, erklärte der Drogenkoordinator damit, dass sich anders als am Hauptbahnhof viele nicht anspruchsberechtigte Personen aufgehalten hätten und die Menge der Betroffenen deutlich höher gewesen sei: "Dort funktioniert es erst seit dem Alkoholverbot."
In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder auch Forderungen nach einem Alkoholbann am Franz-Jonas-Platz bei der S- und U-Bahn-Station Floridsdorf gegeben. Lochner sah heute keine Notwendigkeit dafür. Denn die Anzahl der Trinker sei dort wesentlich geringer. Und um rechtlich ein Verbot verordnen zu können, müsse ein "grober Missstand" gegeben sein, was hier nicht der Fall sei. Anders als am Praterstern gebe es kaum Straffälligkeiten, versicherte Lochner. Ein "sam"-Team sei aber auch hier an Ort und Stelle und kümmere sich um etwaige Probleme bzw. Konflikte.
Was den Hauptbahnhof betrifft, gebe es hier tatsächlich sehr wenig Schwierigkeiten mit Alkoholkonsum. "Die Situation ist sehr überschaubar, es gibt keine große Beschwerdelage", sagte "sam"-Teamleiter Guido Fritz der APA. Die tägliche Arbeit reiche von der Vermittlung von Hilfsangeboten etwa für Obdachlose oder Suchtkranke bis hin zu Alltagssituationen: "Wenn Betrunkene laut sind oder in eine Ecke urinieren." Das Team sei vielsprachig und komme aus verschiedenen Fachdisziplinen.
Spezielle Brennpunkte am Areal gebe es nicht. "Im Sommer spielt es sich natürlich mehr auf den Vorplätzen ab, im Winter eher in der Bahnhofshalle selbst", berichtete Fritz. (APA/Red)