Bittere Stunden für Rendi-Wagner
Es sind bittere, schwere Stunden für Pamela Rendi-Wagner. Trotz unermüdlicher Wahlkampfauftritte, Touren durch Österreich, zahlreichen Gesprächen mit der Bevölkerung und intensiver Wahlauseinandersetzung mit der politischen Konkurrenz wollten die Kernbotschaften der ehemaligen Gesundheitsministerin und nunmehrigen SPÖ-Bundeschefin bei der Bevölkerung nicht entsprechend zünden.
Am Wahlabend im so genannten Mercato Rosso, dem SPÖ-Zelt in der Löwelstraße, war sie angeschlagen und den Tränen nahe, gab aber vor der sichtlich enttäuschten Basis an, trotz der Wahlniederlage weitermachen zu wollen. Sie habe die "richtigen Themen gesetzt", die "Richtung stimmt, wir gehen weiter". Ganz so sehen das viele in der Partei nach dem Verlust von fast 5,1 Prozentpunkten zum Wahlergebnis 2017 allerdings nicht mehr. Eine Personaldiskussion um die recht frische SP-Chefin, die in weiten Teilen der Bevölkerung aber Sympathie genießt, will niemand so recht anreißen, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig stärkte noch am Wahlabend Rendi-Wagner den Rücken. "An der Spitzenkandidatin lag es jedenfalls nicht", befand er. Trost für die Partei: Die FPÖ ist um mehr als 10 Prozentpunkte abgestürzt, in Wien hält man mit knapp 29 Prozent den ersten Platz und Rot-Grün, die Wiener Regierungskonstellation, verfügt in der Bundeshauptstadt auch bei dieser Wahl eine Mandatsmehrheit.
Ludwigs Botschaft, auch inhaltlich und strukturell etwas verändern zu wollen, war zwar am Wahlabend dezent, dürfte aber innerhalb der Partei in den nächsten Wochen durchaus eine neue Rolle spielen. Die Themen Soziales, Gesundheit, Arbeit, Pflege und Bildung dürften für die Partei die Richtigen gewesen sein, in einigen anderen Bereichen wie Sicherheit, Migration oder entsprechende Angebote an die Jugend gibt es wohl den einen oder anderen Aufholbedarf. Rendis Bundegeschäftsführer Thomas Drozda hat am Montag bereits sein Amt zurückgelegt. Möglich also, dass es noch weitere personelle Weichen gestellt werden. (hh)