Österreich wählt neues Parlament
6,4 Millionen Österreicher sind bei herrlichem Herbstwetter am Sonntag aufgerufen gewesen, den Nationalrat neu zu wählen. In Wien sind heute exakt 1.148.929 Menschen wahlberechtigt - die Wahllokale haben bis 17 Uhr geöffnet.
Die Spitzenkandidaten der antretenden Parteien gaben von den Medien begleitet am Vormittag ihre Stimmen ab und zeigten sich dabei bis zuletzt optimistisch. Gegen Mittag schritt auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Gattin Doris Schmidauer und First Dog Juli zur Urne.
Nach der Wahl will er in Sachen Regierungsbildung "keinen Zeitdruck" machen, sagte Van der Bellen. Als zentrale Themen von Koalitionsverhandlungen nannte das Staatsoberhaupt "Bildung, Klimaschutz, Sicherheitsfragen und das Bundesheer". Der Klimaschutz sei ohnedies ein Thema, "das die ganze Welt bewegt", unterstrich er einmal mehr dessen zentrale Bedeutung.
Die ersten Hochrechnungen wird es ab 17.00 Uhr geben, wenn die letzten Wahllokale geschlossen haben. Das vorläufige Ergebnis wird am Abend verkündet. Es könnte aber bis Montag oder sogar Donnerstag spannend bleiben, wenn das Ergebnis knapp ist und erst die Wahlkarten entscheiden. Denn erstmals wurden mehr als eine Million derer beantragt.
Vorerst übten sich die zur Wahl stehenden Politiker in Optimismus. So hoffte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner bis zuletzt, dass die Österreicher eine Fortsetzung von Türkis-Blau verhindern. Diese Hoffnung äußerte auch NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger. Gegenteilige Erwartungen hatte freilich FPÖ-Chef Norbert Hofer, der am Weg in sein Wahllokal eine Neuordnung seiner Partei nach der Wahl ankündigte.
ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz zeigte sich zuversichtlich, wieder den ersten Platz zu erreichen, und hoffte sogar noch auf ein Plus. Grünen-Spitzenkandidat Werner Kogler kündigte an, zurückzutreten, "wenn wir nicht gestärkt herausgehen" - was bei einer Ausgangslage von nur 3,8 Prozent leicht zu schaffen sein dürfte. Und Peter Pilz von der Liste JETZT meinte, den Wiedereinzug trotz anderslautender Umfragen zu schaffen: "Ja, wahrscheinlich geht es sich aus."
Über die Wahlbeteiligung ließ sich bis Mittag noch wenig sagen. In Wien werden vor Wahlschluss keine aktuellen Zahlen in Sachen Wahlbeteiligung mehr veröffentlicht. Das spätsommerlich schöne Wetter lud jedenfalls zu einem Spaziergang ins Wahllokal ein. Auch die Vorarlberger und Tiroler am anderen Ende des Landes wählten bei traumhaftem Bergwetter. Offizielle Angaben zur Wahlbeteiligung gab es auch dort nicht. Die inoffiziellen Meldungen deuteten auf gute Zahlen hin.
In Niederösterreich war der Zustrom zu den Urnen unterschiedlich. In ländlichen Regionen war er traditionell nach dem Kirchgang stark. In dem "schwarzen Kernland" geht es um 1,3 Millionen Stimmen. In dem ebenfalls bevölkerungsreichen Oberösterreich mit 1,1 Millionen Wahlberechtigten herrschte reges Kommen und Gehen an den Wahlurnen. Auch hier steigt vor allem in den ländlichen Gemeinden das Wähleraufkommen traditionell nach der Sonntagsmesse.
Auch in der Steiermark dürfte die Wahlbeteiligung recht hoch sein. "Das wird bestimmt wieder eine hohe Wahlbeteiligung, so wie beim letzten Mal 2017", meinte etwa ein Beisitzer in einem Wahllokal in der Grazer Innenstadt.
Im Burgenland wurden jene, die von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten, ebenfalls von Sonnenstrahlen begleitet. Gleiches war auch aus Salzburg zu hören, wo es ebenfalls keine offiziellen Angaben zur Wahlbeteiligung gab. Wie in ganz Österreich hatten auch in Salzburg so viele Menschen wie noch nie mit einer Wahlkarte vorgesorgt. (APA/Red)