Deutlich weniger Patienten in Wiener Arztpraxen
In Wien dürften sich viele Menschen an den Appell halten, zwecks Eindämmung des Coronavirus nur in dringenden Fällen eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Die Ärztekammer berichtete am Mittwoch, dass 89 Prozent der niedergelassenen Mediziner in den vergangenen zwei Wochen teils deutlich weniger Patientenaufkommen verzeichneten. Fast alle Ärzte bieten demnach nun auch Telemedizin an.
Zwei Drittel jener niedergelassenen Ärzte mit Patientenschwund gaben in der Umfrage an, mehr als 50 Prozent weniger Aufkommen in ihren Praxen zu haben. Weitere 20 Prozent sahen ein Minus von 25 bis 50 Prozent, hieß es in einer Aussendung. Gleichzeitig bieten inzwischen 97 Prozent der befragten Ärzte nach eigenen Angaben Telemedizin - also die Betreuung von Kranken via E-Mail oder Telefon - an, was von einem Großteil der Patienten auch positiv angenommen werde.
Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres begrüßte dies in einer Aussendung. Die Telemedizin in den Ordinationen sie sei ein wesentliches Instrument, um Infektionen in den Arztpraxen zu vermeiden. Auch sollten Ordinationsbesuche ausschließlich nach vorangegangener telefonischer Terminvereinbarung stattfinden. "Nur so kann es uns gelingen, das Coronavirus von den Ordinationen fernzuhalten", meinte Szekeres.
Durch das Ausbleiben der Patienten erwartet der Großteil der niedergelassenen Mediziner allerdings Umsatzeinbußen. 42 Prozent rechnen gar mit einem Minus von mehr 50 Prozent. Fachärzte wären hier tendenziell mehr betroffen als Allgemeinmediziner, hieß es.
Abgefragt wurde auch die Dringlichkeit von Unterstützungen für die Ordinationen. 72 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte sorgen sich demnach um fehlende allgemeine Schutzausrüstung, 55 Prozent um fehlende Schutzmasken, 23 Prozent um fehlendes Desinfektionsmittel und 20 Prozent um fehlende Handschuhe. Finanzielle Unterstützung sehen nur zehn Prozent der Ärztinnen und Ärzte als dringlich an.
Johannes Steinhart, Obmann der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, meinte, es müsse alles unternommen werden, "um dem dramatischen Mangel an Schutzausrüstung in den nächsten Wochen und Monaten wirksam entgegenzutreten". Außerdem sei darauf zu achten, "dass auch Arztordinationen, so wie alle anderen Betriebe auch, unter den finanziellen Schutzschirm der Regierung gestellt werden". Dass nur zehn Prozent der Befragten finanzielle Hilfe als dringlich bezeichneten, erklärte sich Steinhart damit, dass durch die quartalsweise Abrechnung mit den Krankenkassen die Einbußen jetzt noch nicht spürbar seien. Das aber werde sich spätestens mit den Honorarauszahlungen nach dem zweiten Quartal ändern. (APA)