Stadtregierung: Bilanz über die Corona-Krise
Im Vergleich zu anderen Städten und Ländern bewerkstellige Wien die Coronakrise sehr gut, hat Bürgermeister Michael Ludwig heute, Mittwoch, bei einer Pressekonferenz mit Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Finanzstadtrat Peter Hanke gesagt. Das liege daran, dass die Stadt Wien frühzeitig auf die Gefahren des Coronavirus reagiert habe. So sei schon im Jänner ein medizinischer Krisenstab eingerichtet worden, der „das Basismaterial“ für die später gesetzten Maßnahmen geliefert habe. So habe man eine Situation wie etwa in Italien, Spanien oder Belgien mit einem überlasteten Gesundhe itssystem und vielen Toten verhindern können. „Besonders ausschlaggebend waren frühzeitige Zugangsbeschränkungen zu Einrichtungen der Altersbetreuung. Einen großen Anteil hat aber auch die besonders gut ausgebaute Daseinsvorsorge, die die Grundlage für ein funktionierendes Gesundheitssystem darstellt“, so Ludwig.
Die Gesundheit stehe zwar nach wie vor an oberster Stelle, dennoch müsse man „die gravierenden Auswirkungen auf die Wirtschaft“ beachten. Die Stadt Wien unterstütze deshalb insbesondere EPUs und KMUs etwa anhand von Beteiligungen, um Unternehmen „wieder auf die Beine zu bringen“. Wie groß der Bedarf an einer derartigen Unterstützung sei, zeige zum Beispiel die hohe Nachfrage nach Mitteln aus einem Fonds, der eigens für den Ausbau von Home-Office-Möglichkeiten eingerichtet worden sei. Dieser sei eingangs mit zwei Millionen Euro dotiert gewesen, mittlerweile habe man ihn auf zehn Millionen Euro aufgestockt. Ferner seien Arbeitsstiftungen im Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds erhöht wurden – für Ludwig eine gute Möglichkeit, „Arbeitsmarktverwerfungen abzufedern“.
Der Bereich Bildung sei ebenfalls von der Corona-Krise stark belastet. Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen seien zu Beginn mit großer Unsicherheit konfrontiert gewesen. Die Stadtregierung habe aber von Beginn an sichergestellt, dass es ausreichend Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche gebe, finanzielle Entlastungen für Eltern in Millionenhöhe seien beschlossen worden und auch das Online-Lernangebot habe man binnen weniger Wochen auf ein neues Niveau heben können. Am wichtigsten sei es jedoch stets, allen SchülerInnen gleiche Bildungschancen zu garantieren – unabhängig von ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund. Das Lernen und Aufgaben machen zu Hause stellt die Kinder sozial, aber auch technisch vor große Herausforderungen – vor allem jene, die zu Hause keinen Zugang zu einem Computer haben. „Um die Wiener Schülerinnen und Schüler in dieser schwierigen Situation bestmöglich zu unterstützen, reagieren wir rasch und stellen jenen, die das brauchen, 5.000 neue Laptops als Leihgeräte zur Verfügung. Die Geräte werden in den nächsten Tagen fertig installiert, damit sie als Leihgeräte ab kommender Woche an die Schülerinnen und Schüler übergeben werden können“, berichtet Bürgermeister Michael Ludwig.
Nachdem die Bundesregierung die Ausgangsbeschränkungen vor einem knappen Monat festgelegt hatte, waren im Stadtgebiet rund 53% weniger PKW unterwegs. Mit den gestrigen Öffnungen im Handel ist bereits ein höheres Verkehrsaufkommen in Wien zu beobachten. Mit weiteren Lockerungen Anfang Mai ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen, wodurch das Management des Wiener Parkraums wieder notwendig wird. Die Kurzparkzonen werden daher am 27. April wieder eingeführt und gelten ab diesem Tag. „Wenn wieder mehr Menschen mit dem Auto unterwegs sind, müssen wir drauf achten, dass alle, die einen Parkplatz brauchen, auch einen bekommen“, so Hebein.
Um Platz für Bewegung und zum Ausweichen zu schaffen, hat Wien seit vergangenem Freitag neun temporäre Begegnungszonen in der Leopoldstadt, in Landstraße, auf der Wieden und in Margareten, Neubau, der Josefstadt, Favoriten, Ottakring und Währing geschaffen. Weitere sind am Alsergrund und in Rudolfsheim-Fünfhaus geplant. Diese Straßen können gleichermaßen von Autos, FußgängerInnen und RadfahrerInnen genutzt werden und schaffen dort mehr Platz, wo die Gehsteige besonders schmal sind, kein Grünraum in unmittelbarer Nähe ist und besonders viele Menschen wohnen. Alle Bezirke sollen die Möglichkeit haben, lokale Freiräume zu schaffen: Jene Bezirke, wo bisher keine Straßen geöffnet wurden, erhalten in den nächsten Tagen konkrete Umsetzungsvorschläge aus dem Verkehrsressort.
„Seit einem Monat sind wir mit sehr restriktiven Ausgangsbeschränkungen konfrontiert. Das ist eine lange Zeit, deshalb muss man den Menschen die Möglichkeit geben, zwischendurch frische Luft und Energie im Freien zu tanken, insbesondere in dicht verbauten Gebieten und da, wo viele Menschen wohnen. Dafür braucht es allerdings Platz, um den auch Abstand einhalten zu können. Ich freue mich deshalb sehr, dass nun die ersten temporären Begegnungszonen eröffnet wurden. Wir werden nun allen Bezirken solche Begegnungszonen vorschlagen, um den Wienerinnen und Wienern den Platz zu geben, den sie brauchen“, so Hebein.
5.000 Laptops für Home Schooling bedeuten gleichzeitig den Startschuss für die Digitale Bildungsstrategie der Stadt Wien. Die Offensive begleitet zugleich den Startschuss für den jetzt beginnenden breiten Partizipationsprozess im Rahmen der neuen Wiener Digitalen Bildungsstrategie.
„Die Digitalisierung spielt in der Bildung eine immer größere Rolle. Gerade in der aktuellen Situation bietet digitales Lernen große Chancen. Um diese zu ermöglichen und die Familien finanziell zu entlasten, investieren wir als Stadt Wien 3 Millionen Euro in Laptops für Wiener Schülerinnen und Schüler“, so Digital-Stadtrat Peter Hanke.
Damit setzt die Stadt Wien einen wichtigen Schritt, um zu verhindern, dass manche Kinder und Jugendliche im Unterricht zurückfallen. „Bildung ist für alle Kinder wichtig – gerade in Krisenzeiten. Wenn der Unterricht digitaler wird, sorgen wir dafür, dass auch Schülerinnen und Schüler, die sich eigene Hardware nicht leisten könnten, dieser Art von Unterricht folgen können. Es ist schade, dass der Bund, der zwar für alle SchülerInnen Schulbücher bereitstellt, bei den Laptops aber nur für die AHSen eine Initiative gestartet hat“, betont Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky.
Auf den Laptops wird Microsoft Office 365 als digitale Lernplattform für alle Wiener Schulen nutzbar sein. Dieses Softwarepaket bekommen auch alle anderen SchülerInnen der öffentlichen Pflichtschulen sowie ihre LehrerInnen kostenlos zur Verfügung gestellt, um eine gemeinsame digitale Lernplattform zu schaffen. Für alle Wiener Schulklassen wurden Teams zur Online-Kollaboration eingerichtet, in denen die Abstimmung zu Hausübungen und Lerninhalten ermöglicht wird. „Die sofortige Umstellung von Präsenzunterricht auf Home Schooling hat zu einer Aufsplitterung der Kommunikationskanäle geführt – wir wollen mit dem Angebot einer einheitlichen Plattform eine Erleichterung für LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern schaffen,“ begründet Bildungsstadtrat Czernohorszky diesen wichtigen Schritt zur Vereinfachung der Kommunikation.
Diese Umsetzung einer gemeinsamen, kostenlosen digitalen Kommunikations- und Lernplattform innerhalb kürzester Zeit stellt für das Wiener Bildungssystem einen Meilenstein dar. „Die durch die Corona-Krise bedingten Herausforderungen gemeinsam und pragmatisch zu lösen steht bei uns im Fokus. Daher haben wir uns dazu entschlossen, kurzfristig ein digitales Angebotspaket für den Bildungsbereich zu schnüren,“ ergänzt Digital-Stadtrat Peter Hanke.
Welche SchülerInnen eines der Geräte bekommen sollen, wird direkt von den Klassenvorständen erhoben. Zielgruppe der Aktion sind die städtischen Schulen ab der 5. Schulstufe, also Neue Mittelschulen und Polytechnische Schulen. Die Verteilung der Notebooks erfolgt dezentral vor Ort über die Schulen in Kooperation mit der Wiener Bildungsdirektion, die den Schülerinnen und Schülern die Geräte leihweise überlassen. Die Geräte bleiben im Eigentum der Stadt Wien, welche die Schulen beim technischen Support unterstützt.
Gerade in der aktuellen Situation ist es besonders wichtig, dass alle SchülerInnen beim Lernen zu Hause gut mitkommen und nicht zurückbleiben. Die Stadt Wien hat daher die Gratis Lernhilfe für SchülerInnen zwischen 10 und 14 Jahren online weiter ausgebaut. Seit Ende März bieten die Wiener Volkshochschulen (VHS) ihre Kurse für SchülerInnen, die bereits für einen Lernhilfekurs angemeldet waren, als Online-Angebot an: Dabei gibt es Förderung in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch für SchülerInnen, die eine Neue Mittelschule oder eine AHS-Unterstufe besuchen.
Nach den Osterferien wird die online Gratis-Lernhilfe auch für SchülerInnen angeboten, die bislang für keinen Kurs angemeldet waren. Insgesamt stehen daher rund 1.500 Kurse für bis zu 15.000 SchülerInnen zur Verfügung!
Diese Sofortmaßnahmen sind eingebettet in die allgemeine Digitale Bildungsstrategie der Stadt Wien. Die Strategie wird derzeit gemeinsam mit Eltern- und SchülervertreterInnen sowie der Bildungsdirektion Wien, dem Wiener Bildungsserver und vielen Partnern erarbeitet. „Kern der Strategie zur Förderung der digitalen Kompetenz ist, Schülerinnen und Schüler optimal auf das Leben in der Zukunft vorzubereiten und als Stadt Wien entsprechende Maßnahmen zu setzen“, so Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bereich der Pflichtschule. Die gesamte Digitale Bildungsstrategie soll im September 2020 präsentiert werden.
Alle SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern, DirektorInnen und alle weiteren Interessierten sind aufgerufen, an der Erarbeitung der Digitalen Bildungsstrategie mitzuarbeiten. „Beteiligen Sie sich an unserem Prozess und teilen Sie uns Ihre Meinung und Ihre Ideen zur digitalen Bildung, besonders auch Ihre Erfahrungen in der aktuellen Situation, mit“, lädt Digital-Stadtrat Peter Hanke ein. Unter www.partizipation.wien.at gibt es ab sofort die Möglichkeit, Ideen und Meinungen einzubringen. (RK)