Wiener Fiaker stehen vor dem Aus
"Die Fiaker stehen vor dem Nichts" - Mit dramatischen Worten haben am Mittwoch Vertreter der Kutschenbetreiber die aktuelle Situation beschrieben. Christian Gerzabek und Werner Kaizar von der Initiative "Pro Fiakerkultur" warnten bei einem Pressetermin am Michaelerplatz vor dem Aus für die Branche. Die heurige Saison, so zeigten sie sich überzeugt, werde ein "absoluter Totalausfall".
Die beiden Fiaker-Vertreter hatten zu dem Termin auch die Pferde Leopold und Ferdinand mitgebracht - jedoch kein Fuhrwerk ("Zeug'l"). Diese sind in der Stadt derzeit de facto nicht mehr zu sehen. Lediglich Ausbildungsfahrten werden unternommen. Kunden durch die Stadt zu kutschieren, traut man sich aufgrund der Vorgaben derzeit nicht. Außerdem wäre es sinnlos, auf Kundschaft zu warten, da es keine gebe. Weil der Tourismus wohl noch lange sehr reduziert sein werde, dürfte sich das auch nicht groß ändern, befürchten sie.
Dramatisch sei die Situation auch, weil die Fixkosten weiter hoch seien. "Pferde sind die Mitarbeiter der Fiaker, sie können nicht entlassen werden", gab Kaizar zu bedenken. Rund 300 Euro koste ein Pferd pro Monat - wobei es Betriebe mit bis zu 75 Tieren gebe. Insgesamt werden in Wien 350 Fiakerpferde gehalten - in 21 Unternehmen. Laut der Initiative sind auch 1.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Derzeit seien die Einnahmen jedenfalls "bei Null".
Man werde auch ganz sicher nichts an der guten Pflege der Tiere oder am "hervorragenden Zustand" der Ställe ändern, wurde versichert. Die Fiaker hoffen nun auf Unterstützung durch die Stadt. "Wenn man die Fiaker weghaben möchte, wäre es jetzt der richtige Moment. Wenn man aber möchte, dass es sie weiter gibt, muss man sich zu ihnen bekennen", sagte Gerzabek. Privatpersonen, die die Fiakertradition finanziell unterstützen möchten, können dies ab sofort auch via Spenden tun. Ein entsprechendes Konto wurde bei der Sparkasse Korneuburg eingerichtet. Details dazu sind unter https://www.pro-fiaker-kultur.at/ zu erfahren.
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) zeigte am Mittwoch Verständnis für die angespannte Lage der Kutscher. Man nehme das Thema sehr ernst, versicherte er am Rande einer Pressekonferenz. "Es ist eine schwierige Situation. Die Tiere müssen gefüttert werden, die Fiaker haben derzeit kein Geschäft." Er arbeite aber gemeinsam mit Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) an einer Lösung, die schon in den kommenden Tagen präsentiert werden soll. (APA/Red)