Corona: Neue Fälle in Wien
Am Wochenende und auch am Montag lassen dutzende neue Coronavirus-Fälle in Wien aufhorchen. Die sieben jüngsten Fälle (Stand: 18.5., 15:30) betreffen eine Sozialeinrichtung in Wien Mariahilf. Müssen wir uns jetzt vor einer zweiten Welle fürchten, die in der Bundeshauptstadt ihren Anfang nimmt? Um diese Frage zu klären, sprechen wir mit Experten und Sprechern betroffener Einrichtungen.
Corona-Cluster
Im Fokus steht ein Corona-Cluster in zwei Postverteilzentren, wo das zusammenhängende Auftreten von Covid19-Erkrankungen festgestellt wurde: 70 positive Fälle kommen aus einem Paket-Logistikzentrum in Inzersdorf, 63 weitere Fälle gibt es aus einem Postverteilzentrum im niederösterreichischen Hagenbrunn. Die dortigen Betroffenen wohnen allerdings in Wien, weshalb sie als Wiener Corona-Fälle gelten. Miteinander verbunden sind die Verteilzentren durch Leiharbeiter, die an beiden Standorten eingesetzt werden. Deshalb konnte sich das Virus so gut ausbreiten. Im Zusammenhang stehen dabei auch die Fälle in einem Asylheim in Wien Erdberg, deren Bewohner zum Teil als Leiharbeiter beschäftigt waren. Darüber hinaus wurde am Wochenende eine Obdachloseneinrichtung in Hietzing bekannt, die derzeit unter Quarantäne steht, weil ein Bewohner positiv getestet wurde. Mehren sich also die neuen Fällen in Wien?
Stellungnahme der Stadt
Aus dem Gesundheitsministerium will man dazu am Vormittag noch keine Stellungnahme geben und verweist auf die Stadt. Auch das Innenministerium will sich in die Wiener Angelegenheit nicht einmischen, bietet aber wiederholt Polizeikräfte zur Unterstützung an. Dabei gehe es vor allem um das sogenannte “Contact Tracing”, also das Rückverfolgen der Infektionskette. Aus dem Innenministerium heißt es überdies, man könne sich vorstellen, Beamte zur Überwachung der Heimquarantäne einzusetzen. Und was sagt die Stadt Wien dazu? Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, entwarnt: Man habe derzeit genug eigenes medizinisches Personal, um Contact Tracing zu betreiben und benötige die Hilfe der Polizei nicht. “Die Ansteckungsketten sind fast alle nachvollziehbar, die höheren Infektionszahlen in Wien ergeben sich durch das ausgiebige Screening, das wir durchführen – mehr als alle anderen Bundesländer”, so Huber gegenüber W24.
Lob des Gesundheitsministers
Und auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober kann besorgte Bürger/-innen heute bei einer Pressekonferenz via Facebook-Live-Video beruhigen: Seit gestern gäbe es österreichweit nur 27 Neuerkrankungen, was einem Anstieg von 0,17% entspräche. Eine zweite Welle schaut offensichtlich anders aus. Anschober betont überdies, dass die Zusammenarbeit der betroffenen Behörden in Wien und Niederösterreich – Stichwort Postverteilzentren – sehr gut funktioniere. Grund der Ansteckungen dürften die prekären Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter sein.
Risiko der Gesellschaft
In den vergangenen Tagen sind auch in einem Wiener Kindergarten insgesamt zwei Corona-Fälle bekannt geworden. Es geht um eine Einrichtung der Kinderfreunde in Liesing. Davon betroffen sind eine Assistentin, die mit dem bereits erwähnten Cluster der Postverteilzentren zusammenhängt, sowie ein Kindergartenkind, das allerdings keine Symptome aufweise. Alle anderen Kinder und Pädagog/-innen der Kindereinrichtung seien negativ getestet worden. Christian Morawek, Geschäftsführer der Wiener Kinderfreunde betont gegenüber W24, wie wichtig der soziale Kontakt für Kinder auch in dieser schwierigen Zeit sei. Er verstehe zwar Eltern, die Angst vor einer Ansteckung haben, sagt aber im Hinblick auf ein längeres Fortdauern der Pandemie: “Dieses Risiko müssen wir als Gesellschaft in Kauf nehmen”. (toph)