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Mutter ging mit Messer auf 6-Jährige los Mutter ging mit Messer auf 6-Jährige los
Chronik

Mutter ging mit Messer auf 6-Jährige los

Leopoldstadt: Eine 39-Jährige ging im Dezember mit einem 20 cm langen Messer auf ihre Tochter los.
W24 Redaktion
Mittwoch, 13. Mai 2020
Verfasst am 13.05.2020 von W24 Redaktion

Mit einer Mutter, die am 18. Dezember 2019 in Wien-Leopoldstadt mit einem 20 Zentimeter langen Küchenmesser auf ihre sechsjährige Tochter losgegangen ist, hat sich am Mittwoch ein Schöffensenat am Landesgericht auseinandergesetzt. Die aus Syrien stammende Frau soll unter dem Einfluss einer psychischen Erkrankung gehandelt haben, die auf Erlebnisse auf der Flucht nach Europa zurückzuführen sein dürfte.

Die Frau war 2016 mit ihren fünf jüngsten Kindern von Aleppo Richtung Europa aufgebrochen, um dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat zu entkommen. Nach längeren Zwischenstationen in Griechenland und in der Türkei traf sie 2018 in Österreich ein. Im Rahmen einer Familienzusammenführung durften ihr Ehemann und ihre weiteren Kinder nachkommen. Die zehnköpfige Familie lebt seither in einer 140 Quadratmeter großen Wohnung und wird von der Kinder und Jugendhilfe (MA 11) betreut. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sich bei der Mutter psychische Auffälligkeiten entwickelten. Mehrfach wurde sie stationär eingewiesen und medikamentös behandelt.

An dem Abend, als sie auf ihre sechsjährige Tochter losging, war eine Sozialarbeiterin in der Wohnung anwesend, die sich seit mehreren Monaten um die Familie kümmerte. "Die psychische Erkrankung der Mutter hatte Auswirkungen auf das Familienleben", schilderte die Sozialarbeiterin einem Schöffensenat (Vorsitz: Sonja Weis). Sie habe sich im Wohnzimmer mit dem Vater und einem älteren Sohn unterhalten, als in einem Nebenzimmer Schreie ertönten. Die sechs Jahre alte Tochter habe "in den hellsten, grellsten Tönen, in Panik" geschrien. Man sei sogleich hinübergelaufen und habe gesehen, wie die 39-Jährige mit einem Messer auf das Mädchen losging. Der Vater und der Sohn hätten die Frau entwaffnet, der Sohn fügte sich dabei eine Schnittverletzung an der Hand zu. Die Sechsjährige blieb äußerlich unverletzt.

Wäre die 39-Jährige zurechnungsfähig, wäre die Tat von der Staatsanwaltschaft als versuchte absichtliche schwere Körperverletzung qualifiziert worden. Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith hatte jedoch keinen Zweifel, dass bei der Frau eine hochgradige geistige Abartigkeit vorliegt und damit keine Schuldfähigkeit gegeben ist. Die Anklagebehörde hat daher die Unterbringung der Frau in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt.

Ausgeprägt habe sich die Krankheit aufgrund äußerst belastender Erlebnisse, vermutete Rossmanith. Bei der Betroffenen sei "ein traumatisch verursachtes Zustandsbild psychotischer Natur" gegeben: "Sie kippt abrupt in eine Situation, wo sie die Realität nicht mehr trägt."

Die Mutter hatte an den verfahrensgegenständlichen Zwischenfall keine Erinnerung. "Ich kann mich an komplett gar nichts erinnern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich meiner Tochter etwas antun will", sagte die 39-Jährige, die eigenen Angaben zufolge kein Wort Deutsch spricht. Recht ausführlich legte sie dagegen die Umstände ihrer Flucht dar: "Der Weg war sehr anstrengend. Es war eine sehr schreckliche Erfahrung. Wir mussten Berge erklimmen. Ich war zwei Stunden im Meer in einem ungesicherten Boot."

In Griechenland sei sie mit ihren Kindern acht Monate in einem Zelt untergebracht gewesen, berichtete die achtfache Mutter: "Im Winter war es sehr kalt, im Sommer sehr heiß." Auf die Frage, ob sie sich gesund fühle, meinte die Frau: "Ich habe selbst nicht das Gefühl, dass ich krank bin." Sie sei jedoch "sehr traurig, sehr mitgenommen. Ich bin in einem fremden Land, dessen Sprache ich nicht verstehe." (APA)