Unfall: Fotos statt Erster Hilfe
Statt einer lebensgefährlich verletzten 89-Jährigen nach einem Zusammenstoß mit einer Straßenbahn zu helfen, haben drei Männer am Sonntag in der Wiener Innenstadt Fotos der Frau gemacht und anschließend Passanten attackiert. Ein 18-Jähriger trat einer Frau zwischen die Beine, ein Gleichaltriger griff kurz darauf einer Fußgängerin auf das Gesäß. Die beiden und ein 43-Jähriger wurden festgenommen.
Das Trio war laut Polizei gegen 17.00 Uhr in einer Straßenbahn der Linie D unterwegs, als die 89-Jährige am Burgring die Straße überqueren wollte und von dem Fahrzeug erfasst wurde. Die drei Männer stiegen aus und machten Fotos des Unfallopfers, Zeugen stellten sie deshalb zur Rede. Daraufhin trat einer der beiden 18-Jährigen nach einer Frau und flüchtete mit seinen Begleitern.
Als die Einsatzkräfte eintrafen, leisteten Passanten der Schwerverletzten Erste Hilfe. Einer von ihnen war nach eigenen Angaben Chirurg, berichtete Polizeisprecher Markus Dittrich. Laut Wiener Berufsrettung erlitt die 89-Jährige schwere Kopfverletzungen. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht und war am Montagvormittag weiterhin in Lebensgefahr auf der Intensivstation, erläuterte Dittrich.
Nach den Zeugenberichten leitete die Polizei eine Sofortfahndung nach den drei Männern ein, die Fotos gemacht und nach einer Passantin getreten hatten. Sie wurden in der Nähe des Unfallortes angehalten, wo den Beamten gleich ein weiterer Vorfall geschildert wurde. Einer der drei hatte einer Passantin auf das Gesäß gegriffen, ihrem Freund wurde mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, als er die Männer zur Rede stellte.
Die Polizei nahm das Trio vorübergehend fest. Einer gab zu, dass sie Fotos machen wollten. Sie hätten aber keine gemacht, nachdem sich zwei Frauen "fürchterlich aufgeregt" hätten, sagte einer der 18-Jährigen laut Dittrich. Wegen des Tritts gegen die Frau beschuldigte er den anderen 18-Jährigen.
Die nicht in Österreich gemeldeten Slowaken wurden wegen unterlassener Hilfeleistung angezeigt, der eine 18-Jährige außerdem wegen des Tritts wegen Verdacht der Körperverletzung und der Gleichaltrige wegen sexueller Belästigung. Die laut Zeugen gemachten "Selfies" mit dem Unfallopfer sind nicht strafbar, sofern sie nicht veröffentlicht werden, erläuterte Dittrich. Nach der Einvernahme wurden alle drei über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien auf freien Fuß gesetzt. (APA)