Schließen
MQ: Wahlkampfauftakt der Wiener SPÖ MQ: Wahlkampfauftakt der Wiener SPÖ
Politik

MQ: Wahlkampfauftakt der Wiener SPÖ

Als "Hort der Stabilität" - gerade in Zeiten der Krise - positioniert sich Bürgermeister Michael Ludwig.
Hannes Huss
Dienstag, 08. September 2020
Verfasst am 08.09.2020 von Hannes Huss

Tausende Menschen, tosender Applaus, frenetische Musik und grelle visuelle Effekte - ein Wahlkampfauftfakt ist für eine Partei an sich meist ein spannendes "Happening", gilt es doch meistens, die Basis auf die bevorstehende "Ochsentour" quer durch alle Schichten der Bevölkerung einzuschwören und eine intensive wie auch meist turbulente Zeit der politischen Auseinandersetzung einzuläuten, die schließlich im Wahltag mündet.

Die Wiener SPÖ, die seit dem Kriegsende 1945 praktisch ununterbrochen die Stadt regiert, ist mittlerweile auch wirklich eines: wahlkampferprobt. Im Jahr 2020 ist jedoch alles anders: Die Tücken der Pandemie und die sehr engmaschigen Rahmenbedingungen, die durch das Sars-Cov2-Virus gegeben sind, stellen auch historisch starke Parteien wie die Stadt-SPÖ vor neue Herausforderungen.

"Libelle" als Wunsch-Ort für Auftakt

So lud die Partei, die sich laut Bürgermeister Michael Ludwig auch als "Kulturbewegung" empfindet, nur wenige und höchst auserwählte Medienteams in die neue "Libelle" des Wiener Museumsquartiers - ein Zubau am Dach des Museums inklusive Terrasse und konsumfreien Zonen - unter strengen Corona-Sicherheitsbestimmungen wie MNS-Masken und Abstand.

Und die Vision und städtische Hilfe zur Errichtung des neuen Kultur-und Aussicht-Hot-Spots beim MQ ist es schließlich auch, welche Michael Ludwig in einer programmatischen Rede - auch vor der roten Seite des Stadtregierungsteams und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner - noch einmal konkretisiert und gerne als Modell der sozialdemokratisch geführten Stadt unterstreicht: Gäbe es die SPÖ in Wien nicht, wäre die reichhaltige Kultur der Stadt - inklusive des mannigfaltigen Angebots - wohl eher arm an möglichst breiten und oftmals auch kostenfreien Angeboten für die ganze Bevölkerung - und das unabhängig vom Geldbörsel. So habe man sich schließlich für die Libelle als Austragungsort als offiziellen Beginn des Wahlkampfs bewusst entschieden. Es stehe seit der Eröffnung in der vorigen Woche schließlich jeder Wienerin und jedem Wiener, aber auch den Gästen aus dem Ausland schließlich frei, diese "herrliche Aussicht" von der Terrasse des MQ gratis zu genießen, sagt Ludwig. In manch anderen Städten würde sogar eine Liftfahrt extra kosten, so Ludwig in einem kleinen Seitenhieb auf wohl nicht sozialdemokratisch gefärbte Großstädte Europas.

Gratis-Ganztagsschule, Pflegegarantie, Joboffensive 50+ als Wahlkampfschlager

Die Kernthemen bleiben unter Ludwig auf jeden Fall auch stark sozialdemokratisch geprägt. Der beitragsfreie Kindergarten etwa, den es in Wien seit 10 Jahren gäbe, sei ein Erfolgsmodell, um das man Wien beneide, die Gratis-Ganztagsschule, die seit Schulbeginn an 70 Standorten aufgrund Ludwigs Engagement jetzt existiere, käme vor allem berufstätigen Frauen zugute, die es in der Corona-Krise ohnehin viel schwerer hätten, so der Bürgermeister.

Sonst bleibt es bei den bisher angekündigten Leuchtturm-Projekten: eine Pflegegarantie für alle Wienerinnen und Wiener, die diese im betagten Zustand auch vielfach brauchen, die Joboffensive 50+ - 1.000 neue Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose - und zum Beispiel auch die Sicherung des leistbaren Wohnens in Wien in Form weiterer Gemeindebauten und geförderter Wohnungen - etwa SMART-Modelle, die errichtet werden sollen. So gibt laut Ludwig neben der neuen Boden-Kategorie "Geförderter Wohnbau" nun einen Spekulationsstopp. Strauchelnden Wiener Betrieben wolle man mit dem "Stolz auf Wien"-Fonds, einer städtischen Beteiligung, für die nächsten Jahre unter die Arme greifen, der Gastro-Gutschein hätte laut Ludwig gezeigt, dass der Ansatz, die Kauf- und Konsumationskraft der Bevölkerung zu stärken, der Richtige war.

Um die Kultur sorgt sich Ludwig aktuell besonders. Neu ist, dass nicht nur die Hochkultur in den Genuss spezieller Förderungen der Stadt kommen soll, auch das Kabarett und das Kleinkunsttheater sollen Geld - etwa 3 Millionen Euro Zuschuss - erhalten - und recht neu im Programm der Wiener SPÖ: die Unterstützung der Wiener Nachtclubs, die durch die Coronakrise besonders ins Straucheln geraten wären. "Junge Menschen seien durch die Coronakrise besonders betroffen", so Ludwig am Dienstag abseits des Wahlkampf-Auftakts. Finanziell prämiert werden sollen etwa innovative Projekte der Wiener Clubszene, die sich als "corona-sicher" abbilden. (hh)

W24-Chefredakteur Hannes Huss war am Dienstag für Sie beim SPÖ-Wien-Wahlkampfauftakt.