Corona-Demo: Unmut und Wut über Maßnahmen
Die ersten Kundgebungen sind am Samstag gegen 13.00 Uhr in der Wiener Innenstadt gestartet worden. Am Maria-Theresien-Platz begannen kurz nach 13.00 Uhr vor zunächst einigen hundert Demonstranten die Ansprachen. Das sollte sich aber ändern: Bis 14.30 Uhr waren laut Polizei etwa 6.000 bis 7.000 Anti-Corona-Aktivisten dort zusammengekommen.
Eine Rednerin wandte sich zunächst in derben Worten gegen die Pflicht, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Abstand zu halten: "Schmeißts den dreckigen Fetzen (gemeint: Maske, Anm.) endlich weg", forderte sie die Demonstranten auf. Anmerkung: Zahlreiche Studien haben bereits die Wirksamkeit von Masken untersucht. Eine übergreifende Analyse mehrerer Studien, die im Juni 2020 im Fachblatt "The Lancet" veröffentlicht wurde, war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass eine Maske das Infektionsrisiko messbar verringert. Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, erläuterte im vergangenen Oktober: "Wir wissen, dass eine Maske Tröpfchen abhält und die Übertragung von Aerosolen vermindert. Somit sollte die Zahl der Tröpfcheninfektionen durch eine Maske deutlich reduzierbar sein, die Übertragung von Aerosolen in vielen Situationen ebenfalls."
Das kümmerte die Aktivisten am Maria-Theresien-Platz und am Heldenplatz wenig: Aufforderungen der Polizei, den Abstand einzuhalten und den Mund-Nasen-Schutz zu tragen, quittierten die Demonstranten zwischen Kunst- und Naturhistorischem Museum mit Pfiffen und Buh-Rufen. Ebenso wurde die Ankündigung der Exekutive quittiert, die Einhaltung des Covid-19-Maßnahmengesetzes zu kontrollieren. Die Polizisten starteten dann aber mit dezenten Kontrollen von Maskenverweigerern.
Gegen 14.00 Uhr begann auch die Kundgebung am Heldenplatz mit mehreren tausend Teilnehmern, so ein Beobachter der Kundgebung. Polizeisprecher Markus Dittrich zufolge schätzte die Exekutive die Zahl der Aktivisten dort auf 3.000. Auch dort trug kaum jemand Mund-Nasen-Schutz oder hielt sich an den Mindestabstand. Es wurde getanzt, Manifestanten umarmten einander und begrüßten einander mit Küssen. Die Polizei hielt sich hier großteils im Hintergrund und sorgte vor allem dafür, dass die Demonstranten nicht zu den provisorischen Parlamentsgebäuden vordrangen. Gegen 14.30 Uhr wollten sich beide Gruppen zu einem kurzen Marsch am Ring vereinigen.
Gegen 13.00 Uhr war auch eine Gegendemo am Eck Stephansplatz-Graben gestartet. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich waren es zunächst etwa 150 bis 200 Manifestanten aus dem linken Spektrum von VSStÖ und Sozialistischer Jugend bis zu Antifa-Organisationen, die daran teilnahmen. Die Demo richte sich gegen den "Wahnsinn, der heute am Heldenplatz stattfindet", meinte ein Redner.
Auf Transparenten setzten sich die Gegen-Aktivisten aber nicht nur kritisch mit den Anti-Corona-Protesten, sondern auch mit der ihrer Meinung nach zu langsamen Krisenpolitik der Regierung auseinander. Die Polizei rief auch hier zur Einhaltung der Mund-Nasen-Schutz-Pflicht und des Mindestabstands auf. Das war laut einem Beobachter zum Großteil aber ohnehin bei dieser Demonstration kein Thema.
Um 14.30 gab es bereits die Abschlusskundgebung dieses letztlich etwa 500 Demonstranten starken Zuges auf dem Ballhausplatz. Es zeigten sich aber bereits Auflösungstendenzen, so die Polizei.