Volkshilfe fordert Existenzsicherung für Alle
Für zu viele Menschen in unserem Land ist ihr Leben ein ständiger Existenzkampf. Aber viele sind erstmals so unter Druck, dass auch sie bei der Volkshilfe um Unterstützung nachfragen müssen. „In der Volkshilfe sind in den letzten Wochen so viele Ansuchen um Hilfe eingegangen wie noch nie. Das ist ein sehr ernstes Alarmzeichen“, berichtet der Präsident der Volkshilfe Österreich Ewald Sacher im Rahmen der heutigen Präsentation der neuen Volkshilfe Aktion „Existenzsicherung. Für Alle. Jetzt“.
Daher schlägt die Volkshilfe ein Existenzsicherungspaket vor, das aus sieben Punkten besteht. „Diese Krise, die vor allem am Arbeitsmarkt noch sehr lange dauern wird, lässt sich nicht mit Einmalzahlungen bewältigen. Sondern nur durch konkrete und nachhaltige politische Entscheidungen für alle Menschen in unserem Land. Es braucht einen Rechtsanspruch auf Existenzsicherung“, so der Direktor der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger.
Die Forderungen zur Existenzsicherung für Alle im Detail:
- Dauerhafte Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70%
Die aktuellen Rekordarbeitslosenzahlen wirken sich verheerend auf die Lebenschancen der Betroffenen aus. Vor allem Menschen mit geringen Einkommen können nicht dauerhaft von nur etwas mehr als der Hälfte ihres letzten Einkommens leben. Daher fordert die Volkshilfe eine strukturelle Lösung und eine dauerhafte Erhöhung der Nettoersatzquote auf 70 Prozent
- Rasche Erhöhung des Mindestlohns auf 1.750€
Das Recht auf Arbeit und angemessene Entlohnung ist ein Menschenrecht(Art. 6/7). Menschen in systemrelevanten Berufen verdienen oft sehr schlecht. Das ist ungerecht, daher brauchen wir eine Erhöhung des Mindestlohns auf 1 750 Euro. Niemand mit einer Vollzeitstelle soll weniger verdienen.
- Lebenssicherung statt ungenügender Sozialhilfe
Die wieder eingeführte Sozialhilfe verdient diesen Namen nicht. Das Gesetz ist ein echter Rückschritt in der Armutsbekämpfung in Österreich und trifft Kinder und deren Familien aufgrund der geringen Kinderrichtsätze besonders hart. Die Menschen brauchen eine Sicherung ihres Lebensunterhalts. Das muss für die Bundesregierung Top-Priorität haben.
- Wohnungssicherung durch starken Delogierungsschutz
Der Verlust des Wohnraums hat verheerende Folgen für die betroffenen Menschen. Sie verlieren nicht nur ihren Platz zum Wohnen, sondern auch ihr soziales Umfeld. Viele erholen sich nur schwer von der Krise. Damit vor allem Kinder, Alleinerziehende und andere verletzbare Gruppen ihre wichtigste Lebensgrundlage nicht verlieren, muss es einen gesetzlich geregelten, stärkeren Delogierungsschutz und eine verbesserte Wohnungssicherung geben.
- Einführung der Kindergrundsicherung nach dem Modell der Volkshilfe
Das Modellprojekt zur Kindergrundsicherung wird in Kürze erfolgreich beendet. Es hat gezeigt, dass eine monatliche Unterstützung, gestaffelt nach Einkommen, weitreichende positive Folgen für das Kind und die Familie hat. Mit der Einführung der Kindergrund-sicherung nach dem Modell der Volkshilfe kann Kinderarmut in Österreich abgeschafft werden.
- Jobgarantie für Jugendliche und junge Erwachsene
Viele Jugendliche bzw. junge Erwachsene (19 bis 26 Jahre) versuchen vergebens Fuß am Arbeitsmarkt zu fassen. Das Gefühl, keinen Platz zu finden, nicht gebraucht zu werden ist für junge Menschen besonders bitter. Daher braucht es für diese jungen arbeits-suchenden Menschen eine echte Garantie auf einen Job, um ihre Zukunftschancen zu sichern. Das ist eine Investition in die Zukunft.
- Ausbau des zweiten Arbeitsmarkts für langzeitarbeitslose Menschen
Der Pandemie der Arbeitslosigkeit muss durch eine verstärkte aktive Arbeitsmarktpolitik, innovative Projekte und einen dauerhaften zweiten Arbeitsmarkt für langzeitarbeitslose Menschen bekämpft werden. Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen muss ein vorrangiges Ziel von Politik sein. Durch den Ausbau des zweiten Arbeitsmarkts können mithilfe von Förderungen der öffentlichen Hand sozial-ökologische Zukunftsjobs geschaffen werden, die dem Allgemeinwohl dienen.
Mit den 7 Punkten des Existenzsicherungspakets kann die Existenz der Menschen in Österreich nachhaltig gesichert werden. In Zeiten der Pandemie, aber auch für die wirtschaftlich schwierige Zeit danach. Der Ausbau des Sozialstaats wirkt sich positiv auf das soziale Klima aus, verringert gesellschaftliche Spannungen und ist damit die Basis für wirtschaftlichen Erfolg.
„Daher fordern wir Bundeskanzler Sebastian Kurz und die österreichische Bundesregierung auf, rasche Maßnahmen zu setzen, um die Menschen existentiell abzusichern. Die Volkshilfe und andere NgOs tragen mit ihrer Expertise gerne dazu bei, zu guten Lösungen zu kommen“, so Präsident Sacher und Direktor Fenninger abschließend.
Kontakt Volkshilfe Wien:
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