Tourismusdirektor drängt auf "Grünen Pass"
Der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner drängt auf die Umsetzung eines "Grünen Passes" für Menschen, die bereits gegen Corona geimpft sind - oder getestet wurden bzw. wieder gesundet sind. Nötig wäre jedenfalls eine EU-weite Umsetzung, betonte er im Gespräch mit der APA. Damit, so argumentiert er, wäre auch Reisefreiheit in größerem Maß wieder gegeben. Andere Märkten wie China oder die USA seien hier bereits Vorreiter, so Kettner.
Für den "digitalen grünen Pass" wird derzeit ein Entwurf auf europäischer Ebene erarbeitet. Menschen, die bereits geimpft worden sind - oder auch Getestete und Genesene - könnten mit einem entsprechenden Nachweis mehr Freiheiten erhalten. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat bereits wiederholt auf eine europaweite Umsetzung gedrängt.
Er unterstütze diese Pläne, sagte Wien-Tourismus-Chef Kettner. Allerdings sei man in Europa bereits relativ spät dran, hielt er fest. Länder mit großem Inlandsmarkt wie etwa China oder die USA hätten in starken Monaten fast wieder Hotelauslastungen wie vor der Pandemie erreicht. Europa hinke hier klar nach. Dabei müsse man auch die EU als einen einzigen Markt sehen - also vergleichbar mit den großen Staaten, gab Kettner zu bedenken.
Der Inlandstourismus selbst werde hierzulande weder den Städte- noch den Wintertourismus retten, zeigte sich der Wiener Tourismusdirektor überzeugt: "Das ist eine Schimäre." Dafür sei der Markt viel zu klein. Allein in Wien seien internationale Gäste vor der Krise für mehr als 80 Prozent der Nächtigungen verantwortlich gewesen.
"Im globalen Tourismus werden die Spielregen gerade neu geschrieben", berichtete Kettner. Privilegien für Geimpfte - in unterschiedlicher Form - seien dabei oft Teil der Konzepte. Österreich oder Europa könne sich davon nicht abschotten, allein deswegen, weil globale Player derartige Richtlinien in ihren Hausordnungen festschreiben könnten. Der Tourismusdirektor nannte hier etwa Fluglinien als Beispiel.
Der Wien Tourismus ist laut Kettner bereits wieder in mehr als 20 Destinationen mit Imagewerbung vertreten, auch auf Fernmärkten - auch wenn von dort wohl noch länger keine Besucher kommen werden. Dass die Normalisierung, also das Erreichen des Vorkrisenniveaus, noch länger dauern wird, darüber macht sich Kettner keine Illusionen. "Wir rechnen nicht damit, dass es vor 2024 soweit sein wird."
Zugleich denkt man aber auch schon wieder an die lukrativste Form des Städtetourismus - das Kongressgeschäft. Hier wird es ab Mai international erste Kampagnen geben, kündigte Kettner an. Anfangs würden wohl noch Mischformen bei den Events überwiegen, also "Hybrid"-Veranstaltungen, die sowohl online als auch an Ort und Stelle abgehalten werden. Letztendlich würden viele aber wieder den persönlichen Kontakt wünschen: "Wir sind überzeugt, die Live-Meetings kommen zurück." (APA)