Wien impft nun Bedienstete mit Kundenkontakt
Wien geht in Sachen betriebliche Impfungen in die nächste Phase. Ab sofort können sich Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer für Termine anmelden, die in Kontakt mit Kunden stehen und dabei über keine bauliche Schutzmaßnahmen verfügen. Zu dieser Kategorie gehören etwa Handelsangestellte, Gastrobedienstete oder Friseurinnen und Friseure.
Sie sollen die Erststiche ab der kommenden Woche erhalten, wie Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Ruck und dem Geschäftsführer der Wiener Industriellenvereinigung, Johannes Höhrhan, erläuterte. Bisher wurden im Rahmen der Betriebsimpfungen vor allem Personen immunisiert, die in Kontakt mit Erkrankten kommen können - etwa Techniker, die Spitäler aufsuchen müssen - oder die notwendige Dienstreisen zu absolvieren haben. Rund 57.000 Menschen wurde in diesem Zusammenhang geimpft.
Unmittelbar nach den Angestellten mit direktem Kundenkontakt kommen auch jene Bediensteten an die Reihe, die etwa durch Plexiglaswände geschützt sind. In dieser Kategorie sind Bankangestellte oder Beschäftigte in Ticketbüros zu finden. Für sie werden mit Anfang Juni Termine freigeschaltet. Zusammen ergibt das rund 200.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die demnächst an die Reihe kommen, hieß es.
Insgesamt haben sich für das betriebliche Impfen 15.700 Betriebe mit mehr als 400.000 Beschäftigen angemeldet. Die Stiche selbst werden in den Impfzentren der Stadt vorgenommen - sofern der Betrieb nicht groß genug ist und selbst solche einrichten möchte. Mitarbeiter, deren Firma sich an der Aktion nicht beteiligt, können beim städtischen Impfservice individuell Termine zur Covid-Schutzimpfung buchen.
In der Bundeshauptstadt haben bisher rund 621.000 Menschen eine Impfung erhalten. 233.000 davon durften bereits ein zweites Mal die Impfstelle aufsuchen und sind damit vollständig immunisiert. Am höchsten ist die Durchimpfungsrate bei der Gruppe der 80- bis 89-Jährigen. Sie beträgt hier 92 Prozent. Aus jetziger Sicht könnten Ende Juni bis zu 60 Prozent der Bewohner der Stadt geimpft sein, wurde betont. Ab heute werden Vakzine übrigens auch an Schwangere verabreicht. Rund 1.900 Frauen sind hier in einer ersten Tranche mit dabei.
In Sachen Impfstofflieferung geht man im Rathaus davon aus, im Juni mehr als 600.000 Impfungen verabreichen zu können. Es könnten sogar bis zu 800.000 sein, wie Hacker ausführte, diese zusätzlichen 200.000 Dosen seien aber noch unsicher. Verimpft werden vor allem die Erzeugnisse von Biontech/Pfizer, Moderna und Johnson&Johnson. Das Vakzin von AstraZeneca, das in Österreich nicht mehr nachbestellt wird, wird vor allem bei den Zweitimpfungen zum Einsatz kommen. Auch in den Arztordinationen - wo AstraZeneca anfangs Standard war - soll sukzessive auf Biontech/Pfizer umgestellt werden.
Laut Hacker wird vom Impfstoff von AstraZeneca in Wien aktuell bereits ein Vorrat angelegt, um ausreichende Mengen für die Zweitimpfungen zu haben. Diese mit anderen Impfstoffen durchzuführen, davon hält der Ressortchef wenig, wie er betonte. "Wir halten uns an die Zulassung des Medikaments." Und in dieser sei keine Zweitimpfung mit anderen Impfstoffen vorgesehen.
Der Wiener Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck betonte, dass die Betriebsimpfungen einen wichtigen Beitrag leisten würden, um rasche Impferfolge zu erzielen. Doch auch das Testen, so hielt er fest, sei immer noch wichtig. Er verwies darauf, dass die Kammer aktuell Gurgel-Testkits an die Gastronomie verteile. Die gestrigen Öffnungen, so hoffte er, sollten nach Möglichkeit jedenfalls die letzten gewesen sein. IV-Geschäftsführer Höhrhan versicherte, dass die neue Phase der betrieblichen Impfungen der nächste Schritt zu einem umfassenden Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei - und damit auch zu einem vollen Wiederhochfahren von Wirtschaft und Industrie. (APA/Red)
Bild: Markus Wache