Schließen
Lehrerengpass: Abhilfe durch Überstunden? Lehrerengpass: Abhilfe durch Überstunden?
Bildung

Lehrerengpass: Abhilfe durch Überstunden?

Dem Mangel an ausgebildeten Pädagog*innen wird derzeit mit Mehrdienstleistungen und Sonderverträgen begegnet.
Barbara Duras
Mittwoch, 22. September 2021
Verfasst am 22.09.2021 von Barbara Duras

In vielen Bundesländern gibt es auch in diesem Schuljahr Engpässe beim Lehrpersonal. Das heißt aber nicht, dass Klassen ohne Lehrer auskommen müssen, zeigt ein Rundruf der APA in den Bildungsdirektionen. Einspringen müssen andere Pädagogen - entweder durch Überstunden oder eine Aufstockung der Lehrverpflichtung - bzw. Studierende oder vereinzelt auch pensionierte Lehrer.

Grundtenor: "Wir sind immer knapp, es geht sich aber aus", teilte etwa das Büro der Vorarlberger Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) mit. Benötigt würden insbesondere Volksschullehrer, betroffen sei dieses Schuljahr besonders der Bezirk Bregenz. Abhilfe schafften derzeit zum einen Mehrdienstleistungen der bestehenden Lehrerschaft, zum anderen bitte man pensionierte Lehrer, weiter zu unterrichten, und beschäftige in einem gewissen Ausmaß auch Studierende der Pädagogischen Hochschule Feldkirch. Weil das alles aber keine Dauerlösung sein könne, befinde man sich in Gesprächen mit dem zuständigen Bundesministerium. Als problematisch wird etwa gesehen, dass Lehrer trotz der deutlich höheren Lebenshaltungskosten im westlichsten Bundesland österreichweit gleich viel verdienen.

In Salzburg bestehe das Problem nur im Pflichtschulbereich, und hier besonders in den Volks- und Sonderschulen, hieß es aus dem Bildungsressort des Landes. Dabei gebe es aufgrund der Vielzahl an Stellen täglich Änderungen. Bis auf den Lungau habe man in allen Bezirken ausgeschriebene Stellen, die nicht besetzt werden können. Einzelne Fächer würden dabei nicht hervorstechen. Der Fehlbedarf liege derzeit bei rund 540 Stunden und damit etwa 25 Vollzeitäquivalenten. Er werde vor allem mit Überstunden abgefangen - zudem frage man Studierende über die PH Salzburg an. Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) ortete als Hauptursache für den Lehrermangel im Pflichtschulbereich die neue, auf sechs Jahre verlängerte Ausbildung. Sie forderte eine Verkürzung und stärker praxisorientierte Ausgestaltung. Zusätzlich bräuchte es wieder eine eigene Ausbildung für Sonderpädagogik.

Ähnlich in Niederösterreich: Alle Klassen wurden besetzt, in einigen Bereichen sei die Lage aber angespannt. "Wo es einen Mangel gibt, wird dieser durch Mehrdienstleistungen und durch den Einsatz von Lehramtsstudierenden, die knapp vor ihrem Abschluss stehen, ausgeglichen", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme. Als "Mangelfächer" genannt wurden Physik, Chemie, Biologie, Bewegung und Sport und Kreative Fächer. Im Gegensatz dazu gebe es ein "Überangebot an Studenten" mit den Gegenständen, Geografie, Geschichte, Spanisch, Italienisch, Psychologie und Philosophie.

In Wien gäbe es im Volks- und Sonderschulbereich noch Bedarf an 50 ausgebildeten Lehrkräften, zehn davon als klassenführende Lehrerinnen bzw. Lehrer. In der Mittelschule könnten noch fünf Pädagogen mit dem Fach Mathematik angestellt werden, an den Polys ebenso fünf im Fachbereich Elektrotechnik und Mechatronik. An den Berufsschulen fehlt es im Fachbereich Allgemeine Wirtschaftslehre sowie in den Berufen Gewerbeelektriker, Systemtechniker und Applikationsentwicklung, an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen in den Bereichen Elektrotechnik/Elektronik und Informatik. An den AHS mangelt es vor allem in Mathematik, Physik und Darstellender Geometrie sowie beim Sport für Mädchen. Auch hier gilt: Diese Stunden werden derzeit durch Mehrdienstleistungen anderer Lehrer abgedeckt.

Auch in Oberösterreich sucht man in allen Bezirken noch ausgebildete Pädagogen. Vor allem im Pflichtschulbereich gebe es einen Mangel, aber auch AHS und Berufsbildende mittlere und höhere Schulen (HAK, HTL, etc.) vermelden einen steigenden Bedarf - vor allem in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch, Physik, Chemie und Sport. Den Mangel sieht man einerseits durch die Pensionswelle bedingt, andererseits durch die Verlängerung des Studiums. Gleichzeitig sehe man aber, dass derzeit die Zahl der Studienanfänger wieder steige. Studierende könnten bereits nach erfolgreichem Bachelor-Abschluss unterrichten - sie erhalten schon jetzt Sonderverträge.

In der Steiermark gibt es wie schon in den vergangenen Jahren in Ballungszentren einen merklichen Überhang von Bewerbungen, während in manchen peripheren Regionen nur wenige Bewerber zur Verfügung stehen. Von letzterem betroffen seien vor allem Mittelschulen und Fächer wie Mathematik und Physik. Erfahrungsgemäß gebe es aber bis zum 1. Oktober immer noch Veränderungen bei den Schülerzahlen. Gegen Engpässe werden Stunden bei bestehenden Dienstverträgen aufgestockt, auf Pädagogen von anderen Standorten zurückgegriffen und gegebenenfalls auch Dienstposten ausgeschrieben.

Auch in Tirol gibt es regionale Unterschiede: An den Pflichtschulen habe man "regional punktuelle Engpässe", etwa in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel, aber keinen "generellen Lehrermangel". Die Bewerber seien aber nicht "ausreichend flexibel" in Bezug auf ihren Einsatzort, viele wollen außerdem neben dem berufsbegleitenden Masterstudium nur Teilzeit arbeiten. Problematisch sei auch, dass viele Lehrkräfte derzeit in Pension gehen würden. Daher seien aktuell noch 35 Stellen zu besetzen. Kompensiert werde dies durch die Anordnung von Überstunden oder das einvernehmliche Erhöhen von Arbeitsstunden bei Teilzeitkräften. Auch kommen Studierende zum Zug, die bald ihr Studium abschließen. Zum Teil komme es auch zu Versetzungen. Im Bereich der mittleren und höheren Schulen konnten dagegen alle Stellen besetzt werden - am schwierigsten war dies in den Fächern Mathematik, Physik und Bildnerische Erziehung.

Grundsätzlich keine Probleme mit der Besetzung von offenen Stellen hat es laut Informationen der Bildungsdirektion in Kärnten gegeben: Etwas schwerer sei dies aufgrund der demographischen und geographischen Lage in Oberkärnten gewesen. Ausnahme sei allerdings das Minderheitenschulwesen: "Der Pool an zweisprachigen VolksschullehrerInnen ist derzeit erschöpft."

Ähnlich im Burgenland: "Es ist knapp, aber wir haben auf der Bewerberliste noch Leute, die wir einsetzen können. Derzeit können wir noch alles besetzen, aber für die nächsten Jahre wird es sicher eine Herausforderung", so der burgenländische Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz. Im Volksschulbereich könne man den Bedarf mit der Pädagogischen Hochschule gut steuern, im Mittelstufenbereich werde es schwierig, vor allem in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik sowie Sport - denn in diesem Fach gehen viele in Pension, so Zitz. (APA)