Schulabmeldungen: Wien will Bewilligungspflicht
Wien will die Abmeldungen von der Schule zum häuslichen Unterricht bewilligungspflichtig machen. Eltern müssten dann zunächst ein Konzept einreichen, so Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Montag Nachmittag vor Journalisten. "Darin sollte erläutert sein, wie sie den häuslichen Unterricht machen und umsetzen wollen." In Wien wurden heuer 870 Schüler abgemeldet, bisher waren es rund 350 pro Jahr.
Dieser starke Anstieg sei erst kurz vor den Ferien erfolgt. Bis vor rund zwei Wochen habe es noch so ausgesehen, dass man wieder bei rund 350 landen werde, so Wiederkehr. Derzeit ist eine Abmeldung nur anzeigepflichtig - theoretisch können auch Eltern ohne Schulabschluss ihre Kinder daheim unterrichten.
Erst in der Vorwoche hatte das Bildungsministerium Änderungen bei den Schulabmeldungen angekündigt. Zusätzlich zur Externistenprüfung am Jahresende soll künftig schon nach dem ersten Semester der Lernstand der Kinder erhoben werden und Eltern sollen nicht mehr entscheiden können, wo die Externistenprüfung stattfindet. Letzterer Punkt ist in Wien bereits umgesetzt. Die Bewilligungspflicht würde über diese Pläne noch hinausgehen - nötig dafür wären bundesgesetzliche Änderungen, so Wiederkehr.
Bei der im Frühling umstrittenen Reform der Planstellenzuteilung habe man neben den schon damals zugesagten zusätzlichen 2.200 Lehrerstunden (das sind 100 Posten) noch über den Sommer versucht, Härtefälle abzufedern, so Wiederkehr. Das neue System sieht für Schulen ein Basiskontingent vor, für das die Zahl aller Schüler durch die (fiktive) Klassenschüleranzahl 25 dividiert wird.
Für größere Klassen bekommt eine Schule damit mehr Posten. Außerdem gibt es Mittel für von Experten der Bildungsdirektion definierte pädagogische Projekte, etwa Schulschwimmen oder muttersprachlichen Unterricht sowie vom Bund vorgegebene Mittel (etwa für Deutschförderklassen). Durch einen "Mini-Sozialindex" sollen außerdem jene Schulen, an denen es besonders viele Schüler mit Förderbedarf gibt, mehr bekommen. Problem: Umgekehrt ergibt sich dadurch für einen Teil der Schulen Einbußen.
Bildungsdirektor Heinrich Himmer kündigte außerdem an, bis Dezember alle Schulen von ihrem jeweiligen Schulqualitätsmanager begleiten zu lassen, um zu erheben, welche Projekte dort überhaupt angeboten werden und wie diese funktionieren. "Wir wollen dann auch über mehrere Jahre die Zusage geben können, dass ein Projekt weitergeführt werden kann." Derzeit sei dies schwierig, weil erst jeweils im April der Bund die Verteilung der Planstellen an die Bundesländer übermittle. Besonders gute und erfolgreiche Projekte sollen dann auch auf andere Schulen ausgerollt werden können.
Die Schulqualitätsmanager sollen den Schulstandorten aber auch dabei helfen, mit den zusätzlichen bzw. weniger Ressourcen klarzukommen. "Wenn man sieht, die Ressourcen reichen nicht für alles, also für kleinere Klassen und zusätzlich viele Projekte und zusätzlich viele unverbindliche Übungen - dann soll der Schulqualitätsmanager helfen, der Schule festzustellen: Was ist mir wichtiger?", so Himmer.
Wiederkehr verlangt außerdem vom Bund, die im vergangenen Semester und auch heuer eingesetzten Corona-Förderstunden mittelfristig zu verlängern. Es sei nicht davon auszugehen, dass die Bildungsrückstände der vergangenen eineinhalb Jahre in so kurzer Zeit aufgeholt werden könnten. Außerdem sollte die Sonderbetreuungszeit für Eltern wieder eingeführt werden: "Zu glauben, dass Sonderfreistellungen heuer nicht nötig wären, wäre naiv." (APA)