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Report: Pandemie drückt Stimmung der Wiener*innen Report: Pandemie drückt Stimmung der Wiener*innen
Corona

Report: Pandemie drückt Stimmung der Wiener*innen

Was hat die Corona-Pandemie mit dem Gemüt der Menschen gemacht? Die große Studie einer Lebensmittelhandelskette gewährt Einblicke.
Barbara Duras
Dienstag, 11. Jänner 2022
Verfasst am 11.01.2022 von Barbara Duras

Die Pandemie begleitet uns nun seit fast zwei Jahren. Rund 8 % der Wiener*innen waren bisher selbst und 43 % im engeren Umfeld von einer Corona-Erkrankung betroffen. 15 % waren in Kurzarbeit und 10 % haben ihren Arbeitsplatz verloren. 33 % spüren die wirtschaftlichen Folgen und auch psychisch hat das Virus bei 49 % Spuren hinterlassen. Im Großen und Ganzen haben die Wiener*innen aber gelernt, mit der Situation umzugehen. Laut dem BILLA Österreich Report, einer im November 2021 durchgeführten Umfrage unter 3.000 Frauen und Männern (mehr als 660 davon aus Wien), geht es den Menschen im bevölkerungsreichsten Bundesland trotz dieser Umstände gut. Das Wohlbefinden hat sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. Wiederaufgenommene Hobbys und Freizeitaktivitäten - die vor allem im Sommer und Frühherbst nahezu uneingeschränkt möglich waren - wirken wieder positiver auf die Stimmung.

Im zweiten Pandemiejahr hat sich das Wohlbefinden der Wiener*innen auf einem verhältnismäßig konstanten Niveau eingependelt:

So liegt der aktuelle Wohlfühl-Index bei 57,9 von 100 Punkten im Vergleich zu 58,9 Punkten in 2020 und 61,2 Punkten in 2019. Dem Österreich-Schnitt (2021: 61; 2020: 60,7; 2019: 64,4) hinkt Wien damit etwas hinterher. Der Wohlfühl-Index wird anhand eines statistischen Modells unter Einbeziehung der Einflussstärken aus unterschiedlichen Lebensbereichen ermittelt. Insgesamt fühlen sich die Wiener*innen in einigen Bereichen ihres Lebens etwas weniger wohl. Das größte Minus verzeichnen die Lebensbereiche Ausbildung und Ernährung (je -3 Punkte), gefolgt von Partnerschaft, Liebe, Ehe (-2 Punkte), Arbeit und Berufswelt (-2 Punkte) sowie Lebenssinn - also Ziele, Glaube und Werte (-2 Punkte). Ein deutliches Plus von 5 Punkten ist allerdings im Bereich Freizeit zu verzeichnen. Am besten geht es den Befragten - trotz Corona-Pandemie - im Kreis ihrer Familie (65 Punkte) und unter Freund:innen (64 Punkte). Liebe und Partnerschaft kommen auf 60 Punkte. Am geringsten fällt das Wohlbefinden mit 52 Punkten im Bereich körperliche Fitness und Gesundheit aus.

Stefan Schiel, Managing Director bei marketmind, erklärt: Im Dreijahresvergleich sieht man zwar einen Rückgang des Wohlbefindens der Wiener:innen von 2019 auf 2020 - was angesichts der Umstände nicht verwundert - aber 2021 hat sich die Gefühlslage stabilisiert. Die Menschen haben sich bis zu einem gewissen Grad mit der Situation arrangiert und durch die Möglichkeit der Covid-19-Schutzimpfung sowie der kostenlosen Corona-Tests fühlt man sich im Alltag wieder etwas wohler. Auch zeigen die Ergebnisse, dass wir uns zurückholen, was wir verloren haben: Hobbys auszuüben, Freund:innen zu treffen, Kaffee zu trinken oder ein Kinobesuch - all diese Aktivitäten waren in einem gefühlt normalen Sommer und Frühherbst möglich und das daraus gewonnene Wohlbefinden zeigt offenbar auch im Winter noch Wirkung."

Wien fällt im Bundesländer-Ranking von Platz 8 auf Platz 9

Die Tatsache, dass sich die Wiener*innen in manchen Bereichen ihres Lebens etwas weniger wohlfühlen, macht sich auch im Bundesländer-Ranking bemerkbar: So rutscht Wien im Vergleich zum Vorjahr einen Platz nach unten und bildet nun nach dem Burgenland (2020: Platz 9) und Vorjahressieger Vorarlberg das Schlusslicht. Neues Wohlfühl-Bundesland Nummer 1 ist Salzburg (2020: Platz 3), dicht gefolgt von Kärnten (2020: Platz 4). Die Steiermark (2020: Platz 2) und Tirol (2020: Platz 5) teilen sich den dritten Rang, unmittelbar dahinter liegen Oberösterreich (2020: Platz 7) und Niederösterreich (2020: Platz 6).

Auch im Landeshauptstädte-Ranking verliert Wien einen Rang und liegt nun auf Platz 9 hinter Eisenstadt. Den ersten Stockerlplatz konnte sich Salzburg (2020: Platz 4) holen, knapp dahinter folgen Klagenfurt (2020: Platz 3) und Vorjahressieger Bregenz.

Ranking der Bezirke: Vorjahressieger Hietzing verteidigt 1. Platz

Die Wiener Gemeindebezirke reihen sich in einem sehr engen Feld aneinander: Knapper Sieger ist wie im Vorjahr Hietzing mit 59,5 Wohlfühl-Punkten, verliert aber im Gesamtösterreich-Ranking 16 Plätze. Dahinter folgen dicht an dicht die Innere Stadt (59,3), Josefstadt (59,1), Währing (59), Donaustadt (58,9) und Döbling (58,8). Währing und Döbling konnten mit einem Plus von je 6 Rängen im Vorjahresvergleich am meisten aufholen. Mit je 58,7 Punkten reihen sich Liesing und Neubau dahinter, gefolgt von Wieden (58,6), Alsergrund (58,5), Mariahilf (58,4), Penzing (58,4) Landstraße (58,1), Hernals (58), Floridsdorf (57,9), Margareten (57,5), Leopoldstadt (57,5), Ottakring (57,4), Simmering (57), Meidling (57) und Rudolfsheim-Fünfhaus (56,9). Den vorletzten Platz belegt - wie auch im Vorjahr - Brigittenau (56,8) und am letzten Rang findet sich wie auch 2020 Favoriten (56,5) wieder. Insgesamt verzeichnen alle Wiener Bezirke im Vergleich zum Vorjahr einen minimalen Rückgang. Auch auf Bundesebene bilden die zehn letztgereihten Wiener Gemeindebezirke die Schlusslichter.

Gemeinwohl vor individuellen Sorgen: Politische Situation beunruhigt am häufigsten

Chat-Enthüllungen, Kanzler-Rücktritte, Lockdowns und Impfpflicht - politisch kämpft Österreich mit einer Vielzahl an Herausforderungen. Ein Umstand, der auch die Wiener Bevölkerung beunruhigt: Gefragt nach ihren größten Sorgen geben 54 % die politische Lage im Land an, was einem Zuwachs von 20 Prozentpunkten im Vergleich zu 2020 entspricht. Auch über Konflikte in der Welt (50 %; Österreich: 48 %) sowie um Klima und Umwelt (40 %; Österreich: 40 %) machen sich die Wiener:innen viele Gedanken. Während die heimische Wirtschaft 2020 noch das größte Sorgenkind war, liegt diese nach einem Rückgang von 15 Prozentpunkten nun auf Platz 5 (38 %; Österreich: 38 %). Die Sorge um die Gesundheit - sowohl um die eigene (35 %) als auch um die anderer Personen (31 %) - ging im Jahresvergleich um drei Prozentpunkte bzw. acht Prozentpunkte zurück. Die Arbeit (29 %), die Familie (19 %) oder mögliche Unfälle (13 %) besorgen die Befragten vergleichsweise weniger. Die Ergebnisse zeigen somit, dass das Gemeinwohl die Wiener:innen stärker bekümmert als ihre individuellen Befindlichkeiten.
"Mit der Schließung vieler Branchen während der Lockdowns stieg 2020 auch die Sorge um die heimische Wirtschaft stark. Ein Jahr später wussten wir, dass die Wirtschaft relativ glimpflich davongekommen ist. Dafür hat sich auf dem politischen Parkett einiges getan, was das Vertrauen der Wiener:innen schwinden und die Besorgnis wachsen ließ", so Stefan Schiel. "Es ist interessant, dass die Sorgen in den privaten Bereichen, auf die die Menschen selbst direkten Einfluss haben, vergleichsweise gering sind, während überall dort, wo andere die Geschicke lenken, eine größere Beunruhigung ersichtlich ist."

Zukunftswünsche: Fokus auf Freizeit und Fitness, das Leben bewusster genießen und mehr Geld

Wenig zufrieden sind die Wiener:innen mit ihrer körperlichen Fitness und Gesundheit (52 Punkte). Daran möchten mehr als sechs von zehn (61 %) in Zukunft etwas ändern und diesem Lebensbereich mehr Zeit widmen. 60 % planen, ihre Freizeit künftig noch stärker auszukosten, um Hobbys und Unternehmungen nachzugehen. 53 % möchten mehr Zeit in ihre Partnerschaft bzw. Ehe und 51 % in ihre Freundschaften investieren.

Die Lebensträume der Wiener:innen haben sich im Jahresvergleich teilweise verändert: War 2020 für 48 % das Reisen in fremde Länder der größte Wunsch, so sprechen ein Jahr später nur 44 % davon. An erster Stelle steht bei 49 % nun das bewusste Genießen des Lebens (2020: 46 %). Im Jahresvergleich konstant bleibt der Wunsch nach einer Gewichtsabnahme (40 %). Außerdem würde sich ein Drittel gerne öfter zwischendurch eine Auszeit nehmen (34 %) und mehr als ein Viertel möchte Geld sparen (27 %).
Wenn die Wiener:innen einen einzigen Wunsch frei hätten, so wäre das für den Großteil mehr Geld (17 %). 16 % würden gerne ihre Wohnsituation ändern und 12 % wünschen sich gesund zu sein. Den größten Wunsch der Österreicher:innen, nämlich der Sieg über Corona und die Rückkehr zur gewohnten Normalität (16 %), teilen in Wien nur 13 %.
Für das Jahr 2022 gehen rund vier von zehn Wiener:innen (38 %) davon aus, dass sich ihr persönliches Wohlbefinden positiv entwickeln wird.

Kochen und bewusster Konsum wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus

Gutes Essen schmeckt nicht nur, sondern hebt auch die Stimmung und sorgt für Glücksgefühle - umso mehr, wenn es mit Liebe zubereitet wurde. So hat der Genuss von selbst gekochtem Essen für 65 % der Wiener*innen einen starken Einfluss auf das Wohlbefinden. Und dass es sich mit gutem Gewissen einfach besser genießen lässt, zeigt der Umstand, dass sich für rund die Hälfte der Befragten auch der Kauf von regionalen (45 %) sowie Tierwohl-Produkten (45 %) auf das Wohlbefinden auswirkt.
Insgesamt kochen fast sechs von zehn (59 %) Wiener:innen gerne. Dabei schätzt rund jede:r zweite Befragte die eigenen Kochkünste als (sehr) gut ein (53 %). Mit Kochen werden vor allem Werte wie Genuss (78 %), Lebensqualität (69 %), Gesundheit (67 %), Familie (62 %) aber auch Kreativität (61 %), Wohlbefinden (61 %) und Spaß (57 %) verbunden. Die Speisenzubereitung ist in Wien eine stark weibliche Domäne, so sind dafür 42 % der Frauen (Männer: 17 %) hauptsächlich verantwortlich.

Beim Kochen oder schon beim Einkauf der Zutaten achten die Wiener:innen besonders auf Frische (72 %), Saisonalität (64 %) sowie Tierwohl (62 %). Regionalität (61 %) spielt ebenso eine wichtige Rolle und Bio-Lebensmittel sind für 52 % wesentlich. Fast ein Viertel der Wiener:innen legt Wert auf vegane Produkte (22 %) - während das in Gesamtösterreich etwas weniger relevant ist (19 %). Beim Thema Regionalität achten acht von zehn Wiener:innen (80 %) vor allem bei Frischeprodukten wie Obst, Gemüse und Fleisch auf die Herkunft und sechs von zehn (64 %) finden es wichtig, dass das Fleisch zu 100 % aus Österreich stammt.

Wirft man einen Blick in die Kochtöpfe der Wiener*innen, so zeigt sich, dass heimische, traditionelle Küche klarer Favorit ist (79 %), gefolgt von italienischer (60 %) und mediterraner Küche (51 %). Beim Großteil der Befragten (61 %) werden sowohl Fleisch, Fisch als auch vegetarische Gerichte zubereitet, bei 16 % überwiegend vegetarische oder vegane Speisen und bei 21 % hauptsächlich Fleischgerichte. Im Schnitt kommt bei Herrn und Frau Österreicher an drei von sieben Tagen ein gekochtes Fleischgericht auf den Tisch - das trifft auch auf Wien zu.



Quelle: Billa Österreich Report 2021