Equal Pay Day: Geld statt Blumen
Für 46 Tage im Jahr arbeiten Frauen gratis - darauf macht der Frauenring vor dem Equal Pay Day, der heuer auf den 15. Februar fällt, aufmerksam. Der Einkommensunterschied ist damit gesunken, allerdings nur "statistisch gesehen", wie Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben bei einer Pressekonferenz am Montag betonte. Vonseiten der Politik forderte sie unter anderem einen Ausbau der Kinderbetreuung und ein Lohntransparenzgesetz.
"Die strukturelle Ungleichheit ist geblieben", stellte Frieben trotz der Vorlegung des Equal Pay Days - 2021 fiel er auf den 21. Februar - fest. Wegen der Pandemie habe es bei den ganzjährig Vollzeitbeschäftigten einen Rückgang von über zwei Prozent bei den Frauen und von 0,9 Prozent bei den Männern gegeben, sagte Ökonomin Katharina Mader von der Arbeiterkammer Wien. Vor allem schlecht bezahlte und gering qualifizierte Frauen seien weggefallen, besser qualifizierte und bezahlte Frauen blieben in der Statistik. Männer seien währenddessen stärker von der Kurzarbeit betroffen gewesen, ihre Durchschnittslöhne geringer ausgefallen.
Für die Berechnung des Equal Pay Days werden die Lohnsteuerdaten aus dem Jahr 2020 herangezogen - neuere Daten stehen nicht zur Verfügung, sagte Mader. Diese Daten machen die Auswirkungen der Pandemie sichtbar: Kinderbildungseinrichtungen waren teilweise geschlossen, die häusliche Care-Arbeit sei an den Frauen hängengeblieben und viele mussten Einkommensverluste hinnehmen, erklärte Frieben.
Arbeiterinnen würden demnach 26,9 Prozent, weibliche Angestellte 29,9 Prozent, weibliche Vertragsbedienstete 4,8 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Pendants. Einzig Beamtinnen verdienen 5,7 Prozent mehr als Beamten. Am höchsten seien die Gehaltsunterschiede in Vorarlberg, am geringsten in Wien, wo es mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt. Die geringeren Einkommen haben - so Frieben - negative Auswirkungen auf die soziale Absicherung wie Arbeitslosengeld und Frauenpensionen und können Altersarmut bei Frauen hervorrufen.
Der Equal Pay Day werde durch ungleiche Bezahlung für die gleiche oder gleichwertige Tätigkeit, unterschiedliche Arbeitsbewertungen - Frieben sprach von klassischen Frauen- und Männerberufen wie Friseurinnen und Automechanikern - sowie die gläserne Decke, die es Frauen erschwert, in Führungspositionen zu kommen und die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern bedingt. Bekommen Frauen ein Kind, sei das immer noch ein Karriere- und Einkommensrisiko. Um das zu ändern, forderte die Frauenring-Vorsitzende ein Lohntransparenzgesetz, Maßnahmen zur Schließung der gläsernen Decke, Sanktionen für Betriebe bei echter Einkommensdiskriminierung, die Neubewertung von Arbeit, den Ausbau der Ganztagsschulen und einen rechtlichen Anspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr.
In der Statistik finden sich nur Vollzeitbeschäftigte. Werden auch Teilzeitbeschäftigte einbezogen, sei das Einkommen von Frauen um 35 Prozent geringer als jenes der Männer, hieß es vonseiten der Arbeiterkammer. In einer Aussendung forderte Präsidentin Renate Anderl Einkommenstransparenz, den Ausbau der Kinderbetreuung und -bildung mit einer Milliarde Euro mehr pro Jahr, die Einführung der Familienarbeitszeit und eine Qualifizierungsoffensive für Frauen. Auf transparente Einkommen, mehr kostenlose Kinderbetreuung und -bildung sowie Familienarbeitszeit pochte auch Sandra Steiner, Frauenvorsitzende der Gewerkschaft GPA. Mehr Geld will sie außerdem für Frauenbranchen, die direkt vom Staat abhängig sind, sowie für die Pflege und Betreuung. (apa)