Beratungszentrum für Geflüchtete in Betrieb
In Wien ist das Beratungszentrum für geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Betrieb genommen worden. Im Austria Center (ACV) werden Personen betreut, die sich in Wien aufhalten und die vorerst in der Bundeshauptstadt bzw. in Österreich bleiben wollen. Der Andrang ist bereits groß, die Kapazitäten werden sukzessive ausgeweitet.
Dem Überfall Russlands auf die Ukraine folgten nicht nur weltweite Proteste und Sanktionen, sondern auch eine große Fluchtbewegung. Die EU hat sich auf eine Massenzustrom-Richtlinie geeinigt, die temporären Schutz beinhaltet. Noch ist die Verordnung hierzulande nicht beschlossen, Wien hat laut eigenen Angaben nun aber bereits die notwendigen Vorbereitungen für eine Aufnahme von Schutzsuchenden getroffen.
Gemeinsam mit NGOs wie der Caritas und Diakonie hat die Stadt bzw. der Fonds Soziales Wien (FSW) ein Beratungszentrum im Austria Center geschaffen. Es ergänzt das bestehende Angebot wie etwa das Ankunftszentrum, das vor allem für die akute Versorgung bzw. die Vermittlung von Notquartieren für gerade erst eingetroffene Menschen gedacht ist.
Das Beratungszentrum ist für jene gedacht, die vorerst bleiben wollen, wie heute bei einem Rundgang mit Medienvertretern betont wurde. Grundsätzliche Fragen zum Aufenthalt in Österreich sollen dort geklärt werden. Einzig die Aufnahme in die Grundversorgung sei noch nicht möglich, da die Verordnung vom Bund noch nicht beschlossen sei, wie Roland Haller vom FSW erläuterte.
Die dafür notwendigen Personendaten würden aber jetzt schon aufgenommen, um dann rasch die nächste Schritte vornehmen zu können. Nach Inkrafttreten der Verordnung soll auch ein Bereich für die Polizei, die für die Registrierung zuständig ist, im Zentrum eingerichtet werden.
Der Andrang dort ist bereits jetzt groß. Mehr als 1.000 Menschen können pro Tag aktuell betreut werden. Die Kapazitäten würden laufend ausgeweitet, hieß es. Geöffnet ist die Anlaufstelle von 8.00 bis 18.00 Uhr, wobei der letzte Einlass um 16.00 Uhr erfolgt. In der Früh werden Tickets ausgegeben, um die Beratungen zu koordinieren - wobei die Anzahl begrenzt ist. Am Montag war schon am späten Vormittag keines mehr erhältlich.
Betreut werden vor allem Frauen und Kinder, da den meisten Männern die Ausreise aus der Ukraine derzeit nicht erlaubt ist. Menschen berichteten heute davon, dass viele noch in ihrer Heimat bleiben - etwa weil sie Angehörige nicht im Stich lassen wollten und weil es Schüsse auf Fluchtrouten gebe. "Menschen werden erschossen, Kinder werden erschossen", berichtete eine Frau. Sie hoffe, dass der Alptraum bald ende und sie sei dankbar für die Hilfe in Österreich, betonte sie.
Das Zentrum wurde in jenem Teil des ACV eingerichtet, in dem bis vor kurzem noch die Corona-Impfstraße zu finden war. Die Stiche werden nun in einem anderen Teil des Kongresszentrums verabreicht.
Unterdessen werden weiter Unterkünfte für geflüchtete Menschen benötigt. Registriert wird etwa, dass immer mehr unbegleitete Kinder eintreffen. Für sie werden nun Gasteltern gesucht, wie das Büro von Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) mitteilte. Es gebe einen "dringenden Aufruf" der Stadt, sich zu melden, wenn die Möglichkeit bestehe, Kinder für eine beschränkte Zeit im Haushalt aufzunehmen.
Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe unterstützt dabei die Gasteltern in rechtlichen und organisatorischen Fragen. Auch wurde ein Brief an alle Schulen weitergeleitet. Dieser richtet sich an Eltern und soll in Erfahrung bringen, ob es unter den Familien die Möglichkeit gibt, Kinder aufzunehmen. (APA)