Community-Nurses sollen Pflegesystem entlasten
Bereits 95 Community Nursing-Projekte befinden sich hierzulande in Umsetzung. Für Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) handelt es sich dabei um einen "Meilenstein", wie er am Montag in Wien bei einer Auftaktveranstaltung zu den mit Mitteln der Europäischen Kommission geförderten Pilot-Projekten erklärte. Community Nurses sollen in pflegerischer Hinsicht "das Potenzial in der gemeindenahen Versorgung ausbauen und stärken", sagte Rauch.
54,2 Mio. Euro aus EU-Geldern wurden für das Community Nursing gemäß dem österreichischen Aufbau- und Resilienzplan (ARP) zur Verfügung gestellt. Damit können vorerst insgesamt 192 Community Nurses als Vollzeitäquivalente gefördert werden. Ziel ist es, das Pflegesystem auf kommunaler Ebene - in den Dörfern, Gemeinden und Städten - weiterzuentwickeln und die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Community Nurses sollen individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen und dazu beitragen, dass in den Gemeinden und Regionen Barrieren und Ungleichheiten im Zugang zu professioneller Unterstützung abgebaut bzw. beseitigt werden. Die fachlich ausgebildeten, erfahrenen Fachkräfte sind als zentrale Ansprechpersonen in der lokalen Gesundheitsversorgung vorgesehen und sollen niederschwellig, wohnortnah und bedarfsorientiert ihre Unterstützung anbieten.
123 Projekte in allen neun Bundesländern haben vom Bund einen Fördervertrag erhalten, mit Anfang April wurde in 95 Fällen mit der Umsetzung begonnen. Die Laufzeit der Projekte beträgt drei Jahre, sie werden von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) begleitet, die dabei auf Vernetzung, Erfahrungsaustausch und Schulungsmaßnahmen setzt. Letzten Endes soll ein österreichweit einheitliches Modell auf Basis der gewonnenen praktischen Erfahrungen entstehen.
Wie Rauch betonte, wurde mit der Etablierung von wohnortnahen, aufsuchenden Unterstützungsangeboten in Pflege und Betreuung ein wichtiger Punkt im Regierungsübereinkommen umgesetzt. Es handle sich um eine essenzielle Weichenstellung für das System der Pflegevorsorge. "Ich bin fest davon überzeugt, das wird eine Erfolgsstory werden", stellte der Gesundheits- und Sozialminister fest. Sogenannte Care-Arbeit werden nach wie vom "zum allergrößten Teil von Frauen geleistet", gab Rauch zu bedenken. Man wolle sicherstellen, dass es für diese zukünftig externe Unterstützung gibt.
In dieselbe Kerbe schlug der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ): "Es kann nicht sein, dass am Ende des Tages in Familien beschlossen wird, welche Frau den Schwiegervater oder den Opa pflegen muss." Dem gelte es "mit professionellen Betreuungsstrukturen entgegenzuwirken". Die Ziele für das Community Nursing seien "sehr ehrgeizig". Auch deswegen müsse man sich politisch dazu bekennen, "Dinge auszuprobieren". Die im Community Nursing tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "sind alle Profis. Die können was. Und weil sie was können, wird es Zeit, das ins Gesetz reinzuschreiben", meinte Hacker. Es sei etwa nicht einzusehen, dass einer Community Nurse "immer ein Arzt über die Schulter schaut".
Wien habe ein dichtes Versorgungsnetz für pflege- und betreuungsbedürftige Menschen und ihre Angehörigen. In den Community Nurses erblickte Hacker "sinnvolle Ergänzungen, gerade was die Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit und Lebensqualität im Alter anbelangt". Im Rahmen der Pilotphase werden Community Nurses vorerst in sieben Wiener Bezirken zum Einsatz kommen. (APA/red)