Die "Kaiser Wiesn" wird Wiens neues Oktoberfest
Wien erhält ein neues Oktoberfest: Vom 22. September bis 9. Oktober wird die "Kaiser Wiesn" auf der namensgebenden Kaiserwiese im Prater stattfinden. Bei der Präsentation am Donnerstag wurde ein umfangreiches Entertainment-Programm sowie drei Festzelte angekündigt. Auch wenn das Konzept sich ähnelt: Mit dem Vorgängerprojekt "Wiener Wiesn" hat das neue Event nichts zu tun. Deren Organisatoren fühlen sich ausgebootet, die Chefs der Kaiser Wiesn wiesen die Kritik heute zurück.
Die Veranstalter setzen so wie der Vorgänger auf geballte volkstümliche Unterhaltung. Die Bühnen in den Festzelten werden von Formationen wie Lauser, Die Draufgänger, Die Südsteirer oder Rotzlöffl bespielt. Da während der Coronapandemie sich einige heimische Bands aufgelöst haben, engagierte man auch internationale Künstler etwa aus der Schweiz, aus Südtirol oder aus Bayern, wie die Geschäftsführer Thomas Waldner und Johann Pittermann heute erläuterten.
Apropos Bayern: Am traditionsreichen Original in München will man sich nicht unbedingt messen. Lediglich beim Bierpreis setzt man auf einen Vergleich. Eine Maß Bier wird in Wien unter zwölf Euro kosten. Die Preise für das Münchner Oktoberfest sind noch nicht fixiert, die Wiener Organisatoren rechnen laut eigenen Angaben aber damit, dass dieser höher sein wird.
Die drei großen Festzelte werden jeweils von Mittwoch bis Samstag von 11.30 Uhr bis Mitternacht geöffnet sein. Untertags ist der Eintritt frei. Abends müssen Tickets gelöst werden, wobei der Besuch am Mittwoch mit 29 Euro am günstigsten ist. Teile des 20.000 Quadratmeter großen Festareals können auch für Firmen- und Privatfeiern gemietet werden.
Ob spezielle Corona-Sicherheitsvorkehrungen nötig sein werden, ist noch offen. Laut derzeitigem Stand wird der Besuch ohne Einschränkungen möglich sein, allerdings sei die Situation im Herbst noch nicht vorhersehbar, wurde betont. Man werde darum die Lage laufend beobachten und notfalls Sicherheitsmaßnahmen vornehmen.
Die Kaiser Wiesn hat bereits im Vorfeld Wellen geschlagen, da die Organisatoren der Wiener Wiesn von der städtischen Prater Wien GmbH keinen neuen Vertrag mehr erhielten. Sie haben kritisiert, dass nach zehn Jahren Aufbauarbeit nun "SPÖ-nahe" Personen zum Zug gekommen sind. Thomas Waldner war zuvor Organisator des Donauinselfestes, Johann Pittermann bei der Prater-Gesellschaft tätig.
Die beiden wiesen heute die Vorwürfe in Sachen politische Einflussnahme zurück. Man habe sich mit einem eigenen Konzept beworben, dieses sei im Vorjahr ausgewählt worden. In weiterer Folge habe einen mehrjährigen Vertrag erhalten. Eine Ausschreibung zur Durchführung der Veranstaltung gab es nicht.
Gut arbeitet man dem Vernehmen nach auch mit dem Bezirk zusammen. Hier gab es vor einigen Jahren Unstimmigkeiten zwischen den Veranstaltern der Wiener Wiesn und der - damaligen - grünen Bezirksvorsteherin in der Leopoldstadt, Uschi Lichtenegger, die die Kaiserwiese als konsumfreien Erholungsraum stärken wollte. Inzwischen haben sich jedoch die Mehrheitsverhältnisse geändert. Bei der Wahl 2020 konnte die SPÖ den ersten Platz im Bezirk und den Posten des Bezirksvorstehers zurückerobern.
Grüne Kritik gibt es weiterhin. Bei dem "Bierfest" würden 400.000 Besucherinnen und Besucher erwartet, die Bevölkerung vor Ort sei aber nicht eingebunden worden, beklagte der stellvertretende grüne Bezirksvorsteher Bernhard Seitz am Donnerstag in einer Aussendung. "Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger hatte umfangreiche Baumschutz- und Verkehrssicherheitsmaßnahmen gegenüber dem bisherigen Veranstalter durchgesetzt, dieser Standard muss auch in Zukunft gelten."
Die Organisatoren des neuen Wiesn-Festes beteuerten heute, nachhaltig und anrainerfreundlich zu agieren zu wollen. So wird etwa ein Ombudsstelle für Bewohner in der Nachbarschaft eingerichtet, die bei etwaigen Beschwerden kontaktiert werden kann. (APA)