Anti-Gewalt-Projekt "StoP" wird ausgebaut
Das Projekt StoP-Stadtteile ohne Partnergewalt, 2019 in Wien-Margareten initiiert, wird weiter ausgebaut: Bis Mai 2023 soll die Zahl der Standorte - derzeit mehrere Wiener Bezirke, einige Landeshauptstädte und Gemeinden - von 15 auf 25 anwachsen. Das Sozialministerium stellt dafür 985.000 Euro zur Verfügung, sagte Ressortchef Johannes Rauch (Grüne) bei einer Pressekonferenz in Wien.
Bei StoP geht es um Gemeinwesenarbeit und aktive Nachbarschaft gegen Gewalt an Frauen und Kindern, gegen Partnergewalt und Femizide, erläuterte Maria Rösslhumer, die das Projekt österreichweit koordiniert. Neun mutmaßliche Frauenmorde sind den Angaben zufolge seit Jahresanfang verübt worden. "Das Thema muss in die Öffentlichkeit", betonte der Sozialminister. Dass Österreich "in Europa mit die höchste Zahl an Femiziden" aufweise, zeige dass Gegensteuern mit "Arbeit vor Ort" und direktem Hingehen enorm wichtig sei - dieser aktive Zugang sei zuvor "in der sozialen Arbeit ein Stück weit verloren gegangen".
Ziel sei, "in jeder Gemeinde diese Gemeinwesenarbeit" betreiben zu können sagte Rösslhumer. Das in Hamburg entwickelte Konzept schließe die bisherige Lücke zum Opferschutz. Durch viele Gespräche - allein am Standort Margareten habe man schon "an mehr als 4.000 Türen geklopft", so die Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) - sowie Schulungen zum Thema häusliche Gewalt mache man Interessierte zu Multiplikatoren und erziele einen Schneeballeffekt.
Die älteste "aktive Nachbarin" sei 72, gearbeitet werde aber auch mit Kindern und Jugendlichen, und für den "gesellschaftlichen Klimawandel" brauche es zudem engagierte Männer als Verbündete, appellierte Rösslhumer. Gewalt könne nur zurückgedrängt werden, wenn alle zusammenwirken, und "alle können einen Beitrag leisten". So wie Firdes Acar vom Verein Nachbarinnen, die migrantische Familien berät und betonte: "Gewalt hat keine Farbe, keine Religion und keine Tradition."
In Wien kommen vier Bezirke - Landstraße, Simmering, Penzing und Hernals - zu den fünf bestehenden Standorten hinzu, sagte Klaus Ropin, Leiter des Fonds Gesundes Österreich. Die Wiener Gesundheitsförderung wird das Projekt weiter unterstützen, für 2022 bis 2024 seien 240.000 Euro veranschlagt, kündigte Geschäftsführer Dennis Beck an.
Weitere neue Standorte seien beispielsweise Graz und St. Pölten, kündigte Rösslhumer an. Die Arbeit am Land bringe neue Herausforderungen, weil in kleineren Gemeinden wie etwa im südburgenländischen Jennersdorf die Anonymität nicht so vorhanden sei wie im urbanen Raum, die bisher gemachten Erfahrungen seien aber gut. Insgesamt soll StoP binnen Jahresfrist mit 25 Standorten österreichweit vertreten sein. Das Sozialministerium unterstützt einen Großteil davon, in Salzburg und Klagenfurt etwa sind die Städte Geldgeber. Rauch wünscht sich das Projekt für die Zukunft als "Regeleinrichtung". Dazu werde es die Beteiligung der Länder brauchen. (APA)