Summer City Camps: Lange Wartelisten
Die Stadt Wien bietet heuer in ihren "Summer City Camps" 24.000 Plätze an - das ist in etwa so viel wie nach einer Aufstockung im Vorjahr. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage der Eltern nach Betreuungsplätzen in den Sommerferien stehen heuer 2.500 Familien auf der Warteliste für einen Camp-Platz, heißt es aus dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS). Zusätzliche Plätze gibt es, anders als im Vorjahr, heuer nicht.
Schon am Anmeldetag waren wegen technischer Probleme beim Anmeldesystem bei Eltern die Nerven blank gelegen, die Plätze waren rasch ausgebucht. Auf der Homepage des Programms wird den Eltern aktuell mitgeteilt, dass die Anmeldung vor Ort im Rathaus und den Bezirksvorstehungen nicht stattfindet, da man "für die möglichst rasche Bearbeitung Ihrer Beschwerden und Anliegen" Ressourcen bündle.
Bereits im vergangenen Jahr war die Zahl der Interessierten viel größer gewesen als das Angebot. Die Stadt Wien stockte schließlich nachträglich Plätze auf, um rund 3.400 auf insgesamt 24.360. Diesmal wird das allerdings ausgeschlossen: Man stelle so viele "Summer City Camp"-Plätze wie noch nie zur Verfügung, dafür würden rund 9,5 Mio. Euro jährlich investiert. "Klar ist aber auch, dass die Stadt Wien nicht für alle Kinder die Ferien überbrücken kann, da es gerade im Sommer an dem entsprechenden Personal fehlt."
Neben dem städtischen Angebot gebe es auch tolle private Angebote in Wien, hieß es. Diese sind freilich deutlich teurer als das Angebot der Stadt um 50 Euro inklusive Mittagessen und Jause pro Kind und Woche. Für das zweite und dritte Geschwisterkind werden jeweils 25 Euro verlangt, ab dem vierten Kind ist die Teilnahme gratis.
Dass die Nachfrage nach Ferienbetreuung stark gestiegen ist, führt man in der Stadt auch auf die Corona-Pandemie zurück. Eltern und Kinder hätten herausfordernde zwei Jahre hinter sich. Die Stadt Wien habe darauf mit 4.000 zusätzlichen Plätzen für die "Summer City Camps reagiert - vor allem im Bereich der Ferienbetreuung, die im Vorjahr wie auch heuer im Gegensatz zum Programm mit Lernbetreuung sehr rasch ausgebucht war. Bei der Lernbetreuung gibt es hingegen auch diesmal noch freie Plätze, die Eltern, die beim Freizeitprogramm keinen Platz bekommen haben, auf Wunsch alternativ buchen können.
Beim Wiener Landesverband der Elternvereine an den Pflichtsch ulen sieht man ebenfalls einen Corona-Effekt, wenn auch in anderer Ausprägung. In den zwei Corona-Jahren sei der Lernstoff in sehr unterschiedlicher Qualität und Dichte vermittelt worden. Zwar finanziert das Bildungsministerium auch in diesem Jahr zusätzliche Förderstunden. Aus den Schulen höre man allerdings, dass die Lehrerinnen und Lehrer bereits so ausgelastet seien, dass sie diese Arbeit nicht zusätzlich leisten können. Vor allem an den Übergangsstufen (etwa 4. Klasse Volksschule/Mittelschule/AHS) würden die Eltern sich deshalb Sorgen machen, ob der Lernstoff auch wirklich nachgeholt werden kann. "Das verstärkt den Zulauf zu den Summer City Camps", so der Vorsitzende Karl Dwulit zur APA.
Noch andere Erklärungen für den Run auf die "Summer City Camps" findet der oberste Wiener Lehrervertreter Thomas Krebs. Das Thema Sommerbetreuung habe durch Angebote wie die in der Coronapandemie eingeführte "Sommerschule" insgesamt mehr Aufmerksamkeit, gleichzeitig sieht er strukturelle Gründe. "Die Horte werden ausgehungert", sagt er zur APA. Durch die Umstellung vieler Pflichtschulen auf Ganztagsschulen breche diesen schlicht das Geschäftsmodell weg und diese Plätze würden dann auch für die Ferienbetreuung fehlen. Dazu komme, dass manche Hort-Betreiber ihren Schwerpunkt in Richtung Kindergärten verlagert hätten. Immerhin wurde dort massiv ausgebaut.
Auch im Ressort von Bildungsstadtrat Wiederkehr räumt man ein, dass der Ausbau der Ganztagsschule automatisch Auswirkungen auf die in Anspruch genommenen Hortplätze habe - auch im Sommer. So stünden heuer im Vergleich zum Vorjahr rund 600 Hortplätze weniger zur Verfügung. Gerade deshalb sei die Sommerbetreuung im Rahmen der Summer City Camps in den letzten Jahren auch kontinuierlich ausgebaut worden, von 17.600 Plätzen im Jahr 2019 auf diesmal 24.000.
Das geringste Problem ist der Platzmangel laut Krebs für Kinder an den von der Stadt besonders forcierten verschränkten Ganztagsschulen, in denen sich Unterricht, Lern- und Freizeit über den Tag abwechseln. Dort gebe es meist auch eine Sommerbetreuung am Standort. Bei den offenen Ganztagsvolksschulen sei das aber oft nicht der Fall, auch nicht an halbtägig geführten Standorten. Ein "Sommerbetreuungsloch" gebe es in Wien übrigens schon mindestens seit drei Jahrzehnten, so Krebs. "Umso erschreckender ist es aber, dass es noch immer keine klare Linie gibt, was den Eltern angeboten werden kann." Klar ist für den Lehrervertreter aber auch: "Es ist nicht Sache der Schule, eine 365-Tage-im-Jahr-Betreuung anzubieten." (APA)