Zirkus Knie: Ukrainische Artisten unterrichten
Manege frei für den Nachwuchs, hat es am Mittwochvormittag in Wien geheißen. Im Original Zirkuszelt von Louis Knie an der Donaumarina zeigten ukrainische Kinder vor Pressevertretern erste kleine Nummern mit Netz und Hula Hoop. Einstudiert haben sie diese mit geflüchteten Künstlern bzw. deren Angehörigen. Im Juli kann hier jedes Kind Unterricht am Trapez, im Jonglieren oder auch Clownerie nehmen.
"Wir hatten schon vor dem Krieg zwei ukrainische Künstler" erklärte Zirkusdirektor Louis Knie. Zu ihnen sind mittlerweile schutzsuchende Angehörige gestoßen. "Mittlerweile haben wir 13 im Zirkus aufgenommen". Sie wurden schnell ins Programm integriert - und unterrichten die Jüngsten ab fünf Jahren in ausgewählten Disziplinen ihrer Wahl. Besonders beliebt sind die sechs Hunde - und "Luftakrobatik" in jeder Form. Wer möchte, kann aber auch die Kunst des Spaßmachens - lernen. Clownerie scheint in Zeiten wie diesen eine besondere Herausforderung. "Wie es in mir aussieht, behalte ich für mich" verriet Clown Oliver im APA-Gespräch. "Ich wünsche mir, dass es keinen dritten Weltkrieg gibt!".
Er erheiterte die knapp 20 kleinen Zirkus-Fans in der rot-plüschigen Manege professionell und motivierte selbst bei "Tohuwabohu". "Ein Purzelbaum, der Vorläufer des dreifachen, eingesprungenen Todessaltos!". Die meisten Kids trauten sich und führten vor Publikum ausgewählte Kunststücke vor, etwa Luftakrobatik in einem Netz. Zwei kleine Mädchen standen am Anfang völlig regungslos und mit großen Augen ganz vorne, während die anderen sich zu Musik bewegten. Sehr enthusiastisch animiert von jungen Ukrainerinnen - und doch offensichtlich überfordert mit der Situation. Da holte das Publikum kurz der Hintergrund ein - vielleicht haben die jungen Damen ja Schreckliches hinter sich, dachten wohl viele Zuseher.
Louis Knie Jr. führt sein Traditionsunternehmen in siebenter Generation; seine Familie blickt auf mehr als zwei Jahrhunderte Erfahrung in der Branche zurück - sein Vorfahr soll sich einst als Leibarzt von Maria Theresia verdingt haben, ab der nächsten Generation verschrieb man sich dem Zirkusleben. Rund 60 Mitarbeiter aus aller Welt laden in Wien bis 20. Juni in die Arena an der Donau. Im Juli ist traditionell spielfrei, diesmal können interessierte junge Menschen zwischen fünf und fünfzehn Jahren unter der Anleitung von Profis erste Schritte in Sachen Dressur, Akrobatik oder Komik wagen. Montag bis Donnerstag gibt es Unterricht mit speziellen Pädagogen, am Freitag eine kleine Performance im Original-Zelt vor Publikum (apa).