Klima-Protest: Praterstern blockiert
Klimaschützer haben am Dienstag am Wiener Praterstern den Verkehrsfluss zeitweise vollkommen zum Stillstand gebracht. Die Polizei reagierte auf die Aktion am Kreisverkehr mit einem Großaufgebot samt Hubschrauber - 15 Festnahmen war laut einem Sprecher der "Letzten Generation" die Folge. Unterstützt wurden die Blockaden von rund 40 Wissenschaftern und Wissenschafterinnen. Diese versammelten sich um 8.00 Uhr beim Tegetthoff-Denkmal zum "unkonventionellen Pressegespräch".
Es startete mit "großer Verspätung, wie die österreichische Klimapolitik" sagte Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku). Steurer erinnerte die zum Praterstern geladenen Medienvertreter - die in der Einladung gebeten wurden, unbedingt pünktlich zu erscheinen - an die verfehlten Klimaziele der Bundesregierung. Jetzt werde mit zivilem Widerstand als "Feueralarm" reagiert, auch wenn dieser lästig sei. Alle Forderungen der "Letzten Generation", wie etwa Tempo 100 auf den Autobahnen, unterstütze man.
Kurz nach 8.15 Uhr begannen die angesprochenen Aktivisten den besagten Widerstand dann erneut auszuüben und begannen sich auf die Zebrastreifen zu kleben bzw. zu setzen. Drei Einsatzfahrzeuge der Polizei hatten sich inzwischen ebenfalls nahe des Denkmals platziert - was folgte, war die bisher wohl größte Aktion der "Letzten Generation". Denn nicht nur die Zufahrt zum Praterstern über die Praterstraße in Wien-Leopoldstadt wurde blockiert, sondern sämtliche Zufahrten wurden gesperrt, um die Botschaft "Ja zu Tempo 100 auf Autobahnen, nein zu Fracking in Österreich" erneut zu verbreiten. Gemeinsam mit den Wissenschaftern und Wissenschafterinnen stellten sie der Regierung die Frage: "Wo ist euer Klimaplan?"
Laut den Forschern, unter ihnen der "Wissenschafter des Jahres 2022", Franz Essl, sei die Bundesregierung aus ÖVP und Grünen derzeit nicht in der Lage, internationale Verpflichtungen und eigene Zielsetzungen zum Klimaschutz einzuhalten. Deshalb solidarisierte sich die Gruppe aus verschiedenen Disziplinen sowohl mit den Forderungen als auch mit dem friedlichen und gewaltfreien Protest der "Letzten Generation".
"Wir sind mit verstärkter Kräftezahl im Einsatz, um die Behinderungen so schnell wie möglich zu beenden", twitterte die Wiener Polizei. Allein die Anzahl der Einsatzfahrzeuge überstieg jene der Aktivisten und Aktivistinnen um den Faktor zwei, nach rund einer halben Stunde kreiste auch ein Hubschrauber über dem Praterstern. Florian Wagner, Sprecher der "Letzten Generation", sagte gegenüber der APA, dass von den 16 Klimaschützenden bis auf eine Person alle festgenommen und ins Polizeianhaltezentrum (PAZ) gebracht worden seien.
Festgenommen wurde so auch Martha Krumpeck, Mitbegründerin der Organisation, sie musste bereits eine Ersatzfreiheitsstrafe antreten, die ihr für wiederholte Verkehrsblockaden auferlegt wurde. Laut Wagner würden die Strafen insgesamt immer mehr steigen, fing es in Wien mit Verwaltungsstrafen zwischen 50 bis 100 Euro und im Wiederholungsfall 150 Euro an, würden sich die Bußgelder für eine aktuelle Aktion in Graz bereits auf über 1.000 Euro belaufen - auch in der Bundeshauptstadt ist die Tendenz steigend. In jedem Fall würde immer auf die Strafhöhe berufen, was diese dann oft wieder mindere.
Die Aktion führte in der gesamten Umgebung des Pratersterns zu massiven Auswirkungen auf den ohnehin schon dichten Frühverkehr, berichtete ein Sprecher des ÖAMTC. Bereits zuvor hatte es auf der Südosttangente (A23) einen Unfall beim Knoten Prater gegeben, wodurch sich ein Rückstau bis Vösendorf auf der Südautobahn (A2) und bis zum Flughafen auf der Ostautobahn (A4) bildete. Zudem hatte um 7.40 Uhr ein Brandmelder durch eine technische Fehlfunktion im Tunnel Kaisermühlen ausgelöst, der daraufhin für etwas weniger als eine Stunde gesperrt wurde. Entsprechend waren die Auswirkungen auf die Donauufer-Autobahn (A22). Kein Verständnis für die erneuten Aktionen der Aktivisten hatte Landesparteiobmann Stadtrat Karl Mahrer (ÖVP), diese "produzieren nur noch mehr Feinstaub und schüren zusätzlich Hass und Gewalt", kommentierte er die Klimaproteste in einer Aussendung. (apa/red)