Museumsquartier soll begrünt werden
Elf Monate nach ihrem Antritt als Geschäftsführerin des Museumsquartiers (MQ) hat Bettina Leidl am Mittwoch in der MQ-Libelle auf dem Leopold Museum in ihrer ersten Jahrespressekonferenz einen Einblick in ihre Pläne zur Bespielung und Umgestaltung des 2001 eröffneten Kulturareals gegeben. Zentrale Motto: "MQ goes Green". Kulturinstitutionen hätten Vorbildwirkung bei der Transformation der Gesellschaft auf ökonomischer, sozialer wie ökologischer Ebene, so die MQ-Direktorin.
"Kultureinrichtungen sind Orte des Austauschs und des Diskurses. Zu den zentralen Aufgaben zählt es, gesellschaftsrelevante Themen und Entwicklungen kritisch zu hinterfragen, Bewusstseinsarbeit zu leisten sowie Orientierung zu geben und Impulse zu setzen", meinte Leidl. Besonders starke Impulse möchte sie im Hinblick auf Klima- und Umweltthemen setzen: "Unser Ziel ist es, das Museumsquartier bis 2030 klimaneutral zu gestalten." Eine Machbarkeitsstudie für die Nutzung von Geothermie, Photovoltaik, Wärmepumpen und Fernkälte sei im vergangenen Sommer beauftragt worden, ein an Landschaftsplaner:innen und -architekt:innen gerichteter geladenen Wettbewerb wird im April entschieden. Dabei werden für die nächsten drei Jahre Lösungen für eine Begrünung der Außenflächen gesucht, sagte Leidl und zeigte eine Planskizze des damaligen Messepalast-Areals, in die Joseph Beuys 1983 eingetragen hatte: "Hier Bäume pflanzen!"
"Wir sehen im Sommer, wie eingeschränkt und schwierig die Nutzung in den Höfen ist, wenn es zu Erhitzungen kommt", sagte die MQ-Chefin. Doch egal, wie viel Liegewiese künftig kommen mag: Die Enzis bleiben - und werden "Öko-Enzis". Die orangene Farbvariante des Vorjahres wird zwar heuer noch einmal eingesetzt, die 2022 entwickelten Prototypen aus recyceltem Material, die aber nicht mehr die Möglichkeit zur Farbgestaltung geben, sollen dann ab 2024 Standard werden. "Die Enzis gehören zum Museumsquartier, es ist ein Signature-Möbel. Aber wir überlegen, auch die Enzis zu begrünen."
Zu den Umgestaltungsinitiativen gehört auch Anita Fuchs' Projekt "Field Station / Versuchsfeld1" auf dem Vorplatz. Ab März wird sie dort für zumindest ein Jahr eine 250 Quadratmeter große Wiesenfläche "beforschen und entwickeln". Die Künstlerin und Biologin ist bekannt für ihre prozessorientierte, künstlerische Auseinandersetzung mit Naturraum. "Es geht um eine schrittweise Renaturierung des Vorplatzes des Museumsquartiers. Rollrasen trägt nicht zur Biodiversität bei", betonte Leidl. Am Vorplatz wird von Mai bis September auch das "Haus des Baumes" von Johannes Franz-Figeac als begehbare Kunstinstallation gezeigt. Im "MQ Freiraum" setzt sich ab 22. Februar die Ausstellung "Land Rush" von Frauke Huber und Uwe H. Martin mit sozialen und ökologischen Auswirkungen der Landwirtschaft auseinander.
Im Hof realisiert Judith Fegerl ab Mai ein Skulpturenprojekt: "Solar MQ" zeigt drei Meter hohe Skulpturen aus alten Photovoltaikmodulen und Stahl. Leidl: "Sie werden den öffentlichen Raum beleuchten, die überschüssige Energie wird eingespeist." Ab 14. April wird im Haupthof auch der ukrainische Beitrag zur 59. Venedig Biennale 2022 "The Fountain of Exhaustion" von Pavlo Makov zu sehen sein. Die Arbeit verstehe sich als "gesellschaftliches Statement zum Teilen und Verteilen von Ressourcen" und sei auch zum "Zeichen der Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Kunstszene in Zeiten des Krieges" geworden, hieß es. Die Mixed-Media-Rauminstallation "Oasis" von Karina Mendreczky und Kortmann Járay Katalin (ab 22.2. im "MQ Salon") soll "eine Art Wunderkammer" werden.
Der 300. Todestag von Johann Bernhard Fischer von Erlach, der die ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen geplant hat, wird mit zwei Projekten begangen. In sechs der 40 von ihm in die über 300 Meter lange Barockfassade gesetzten Nischen sollen in einem Wettbewerb gefundene Kunstwerke zweier Künstlerinnen bzw. Künstler aufgestellt werden. Episoden aus der Geschichte des Areals und seines Architekten werden von der Künstlerin Anna Szilit/AHAOK als begehbare Graphic Novel illustriert. Und schließlich gibt es für das Artist-in-Residence-Programm erstmals einen internationalen Open Call, bei dem der Fokus auf ökologischen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen liegt. Die Residents sollen im Areal künftig stärker präsent sein.