Bürgermeister ruft "Religionsrat" ins Leben
In Wien wird ein "Religionsrat" ins Leben gerufen. Das hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Donnerstag nach einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Glaubensgemeinschaften verkündet. Angesiedelt wird die neue Institution beim Stadtchef selbst. Der Religionsrat, in dem jedenfalls die anerkannten Glaubensrichtungen vertreten sein sollen, wird laut Ludwig mindestens zwei Mal im Jahr tagen und dazu dienen, über aktuelle Entwicklungen oder Probleme zu sprechen.
Das heutige Treffen wurde angesichts der Auswirkungen des Überfalls der Hamas auf Israel, bei dem hunderte Zivilisten ermordet worden sind, einberufen. An der Sitzung mit dem Stadtchef nahmen unter anderem auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, und Oberrabbiner Jaron Engelmayer teil.
Bei pro-palästinensischen Demos waren zuletzt auch in der Bundeshauptstadt antisemitische Parolen skandiert worden. Ludwig hob nach der heutigen Zusammenkunft hervor, dass das Ausmaß der Proteste in Wien im Vergleich zu anderen Städten in Europa geringer gewesen sei. Es sei anzunehmen, dass einer der Gründe dafür sei, dass die Vertreter der Religionsgemeinschaften hier mäßigend eingewirkt hätten.
Sie würden nicht Öl ins Feuer gießen, sondern dazu beitragen, dass der Frieden in der Stadt gewährleistet bleibe. "Ich bin allen verantwortlichen Religionsgemeinschaften dankbar, dass sie sich in den vergangenen Wochen sehr mutig geäußert haben", sagte der Bürgermeister.
Um die Kontakte zu verstärken, habe er nun angeregt, einen Religionsrat in Wien zu gründen. Hier würden zumindest jene Probleme besprochen werden können, die man auf kommunaler Ebene behandeln könne. "Den Nahost-Konflikt werden wir in Wien nicht zufriedenstellend lösen", gab er zu bedenken. Aber man könne dazu beitragen, dass es in Wien ein Miteinander der Religionsgemeinschaften gebe.
Man wolle zeigen, dass man gemeinsam auftrete und dass man keine Angriffe auf Menschen dulde. Das solle noch stärker in die Bevölkerung hineingetragen werden, nämlich im Bildungsbereich, aber auch in der Kultur oder im Sport. Die Stelle wird direkt beim Bürgermeister angesiedelt sein. Schon jetzt, so gab Ludwig zu bedenken, gebe es enge Zusammenarbeit der Religionen mit der Stadt. Es gebe aber noch Bereiche, wo man nachjustieren könne.
Eine Konkurrenz zu Bundeseinrichtungen wolle man nicht sein, hob der Bürgermeister hervor. Treffen in größerer Runde sollen mindestens zwei Mal im Jahr stattfinden. Wenn der Bedarf bestehe, könne es aber auch häufigere Treffen geben, sagte Ludwig. (APA)
Bild: PID/Christian Jobst