Schließen
Jubiläumsbrunnen: 150 Jahre Wiener Wasser Jubiläumsbrunnen: 150 Jahre Wiener Wasser
Service

Jubiläumsbrunnen: 150 Jahre Wiener Wasser

Bürgermeister Ludwig sieht im von Künstlerkollektiv Gelatin entworfenen Werk einen "Brunnen für ein Miteinander".
W24 Redaktion
Dienstag, 24. Oktober 2023
Verfasst am 24.10.2023 von W24 Redaktion

150 Jahre nach der Inbetriebnahme der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung ist am Dienstag im Rahmen eines Festakts in Wien-Favoriten der "Jubiläumsbrunnen" ans Netz gegangen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen drehte am Handrad, unterstützt von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Dieser nannte das vom Künstlerkollektiv Gelatin entworfene Werk einen "Brunnen für ein Miteinander", während Van der Bellen festhielt, dass Wasser und Wien "untrennbare Geschwister" seien.

Am 24. Oktober 1873 schoss das vom Schneeberg-Rax-Gebiet in die Bundeshauptstadt geflossene Nass in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph erstmals aus dem Hochstrahlbrunnen am Wiener Schwarzenbergplatz im Nachbarbezirk Landstraße. Es sei ein "Privileg für eine Millionenstadt wie Wien so eine Quelle zu haben", Weitsicht sei es gewesen, diese Leitung zu bauen, sagte Van der Bellen in Erinnerung daran und den daraus resultierenden Rückgang von Krankheiten wie etwa der Cholera.

Bürgermeister Ludwig hob indes die Rolle des Wiener Erdwissenschafter Eduard Suess hervor, der den Wienern in nur vier Jahren Bauzeit den Weg zu sauberem Wasser ermöglichte und an die gegenwärtigen "100 Millionen Euro pro Jahr" für Sanierung und neue Leitungen. Was den "WirWasser" genannten Brunnen betrifft, da gelte, dass dieser "so wie der Hochstrahlbrunnen ein deutliches Signal war", nun in Favoriten ein ebensolches sei. An der Schnittstelle des Neubaugebiets Sonnwendviertel und des alten Favoriten zeige das Bauwerk ein "Miteinander".

Näher auf den künstlerischen Wert des Brunnens ging Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ein, sie nannte ihn "eine gelungene Symbiose" zwischen ihrem Ressort und jenem von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ). Ein großartiges Symbol hätten Gelatin geschaffen, welches das "große Wir" und die Unterschiedlichkeit vereine.

Kuratorin Cornelia Offergeld von "Kunst im öffentlichen Raum" (KÖR) ergänzte, dass die Einreichung von Gelatin nicht nur überzeugt habe, "wir waren restlos begeistert". Das Werk sei eine Hommage an die Gesellschaft und deren Kraft, in spielerischer Weise umgesetzt, wie auch die Kraft der barocken Brunnen in die Gegenwart transformiert worden sei. Und auch Schönheit der Menschen offenbare sich in den insgesamt 33 Skulpturen in ihrer Imperfektion.

Nach all dem Lob waren nun die dafür Verantwortlichen an der Reihe, doch Gelatin (auch: Gelitin), eine seit 1993 tätige Künstlergruppe bestehend aus Wolfgang Gantner, Ali Janka, Florian Reither und Tobias Urban, befanden, dass Vorredner und Vorrednerinnen im Grunde alles gesagt hätten. "Uns ging es vor allem um die Vielfalt", und diese zeichne den zehnten Bezirk aus. Ein Dank ging an die Stadt Wien "für den Mut des Engagements".

2003 sorgte solch ein Mut in Salzburg im Fall eines anderen Wasserspiels für einen Skandal. Die Skulptur "Arc de Triomphe" der Wiener Künstlergruppe wurde erst verhüllt, dann abtransportiert von ihrem Standort, dem Max-Reinhardt-Platz vor dem Rupertinum. In Dreieinigkeit wollte sich die damalige Stadtpolitik von SPÖ, ÖVP und FPÖ dem "skandalösen" Objekt entledigen. Der Grund: die Gelantinsche Adaption des Triumphbogens zeigt eine nackte männliche Figur, die eine Brücke schlagend sich selbst in den Mund uriniert. (apa)