Sanierung: Straflandesgericht wird umgebaut
Das Wiener Straflandesgericht und die Justizanstalt Josefstadt werden derzeit bei laufendem Betrieb saniert. Bereits seit September werden die Gerichtsverhandlungen in provisorischen Sälen durchgeführt. Gerichtssäle und Büros werden umgebaut, ein neues Service Center und eine Kantine errichtet. In der Justizanstalt Josefstadt, dem größten Gefängnis Österreichs, sollen die Haftbedingungen verbessert werden. Die Sanierung "ist längst überfällig", sagte die Justizministerin.
Bei einem Pressetermin am Mittwoch in Wien wurde das Großprojekt vorgestellt. Der Umbau bedeute eine "große Herausforderung und Belastung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagte Alma Zadić (Grüne). Bereits seit Jahrzehnten werde über die Notwendigkeit der Sanierung gesprochen, sie sei froh, dass es nun soweit ist. Im Gericht werde während des Umbaus "höchst professionell verhandelt werden", Ziel der Josefstadt-Sanierung sei ein "menschenwürdiger Strafvollzug". Vorarbeiten haben bereits stattgefunden, der offizielle Baubeginn ist der 16. Oktober. Das Straflandesgericht soll 2028 fertiggestellt sein, die Justizanstalt 2032. Wurden 2021 noch Kosten in Höhe von 200 Millionen Euro genannt, sprach Zadic aktuell von 250 Millionen Euro Gesamtkosten.
Bereits vor rund 190 Jahren erfolgte die Grundsteinlegung der historischen Bauwerke. Die Nettoraumfläche der beiden miteinander verbundenen Gebäude beträgt rund 107.500 Quadratmeter. "Das Parlament ist mit rund 55.000 Quadratmeter halb so groß", sagte Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer der Gebäudeeigentümerin Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Das Gericht hat eine Fläche von rund 45.000 Quadratmeter, die Justizanstalt 61.000. Über 110 Sanierungseinzelmaßnahmen werden in den nächsten Jahren umgesetzt, rund 3.000 Fenster getauscht, mehr als 100 ausführende Gewerke sind in den acht Bauphasen in der Justizanstalt und vier im Gericht beauftragt. 40 Prozent der Kosten entfallen auf die Haustechnik, die komplett erneuert wird, erläuterte Gleissner. Auch Gründächer sollen errichtet werden. Die Sanierung werde auf jeden Fall eine "große Herausforderung für alle, die hier arbeiten", sagte Gleissner. Die ausführenden Architekten sind Arge YF und Atelier 23.
Der Präsident des Landesgerichts Wien, Friedrich Forsthuber, betonte, schon lange für die Sanierung gekämpft zu haben, bereits 2010 habe es eine erste Machbarkeitsstudie gegeben. Waren Klimaanlagen bei der letzten Erneuerung noch kein Thema, soll es mit der nunmehrigen künftig "Fernkälte in allen Amtsräumen und Verhandlungssälen geben". Besonders der erste Bauabschnitt, das erste Jahr, werde das "härteste" und die größte Herausforderung im Gericht. "Step by step wird es besser", kündigte der Gerichtspräsident an. Im Straflandesgericht gibt es 214 Bedienstete, davon sind 87 Richterinnen und Richter. Dazu kommen 262 Bedienstete in der Staatsanwaltschaft, davon sind 118 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte. Die ehemalige Kantine im Gericht wird zu Büros umfunktioniert, dafür wird eine neue Kantine gebaut.
Große Neuerungen soll es künftig im "Grauen Haus" geben. Die Justizanstalt wird barrierefrei. Die Zeit der großen Gemeinschaftsduschen soll vorbei sein, jeder Haftraum künftig über Nasszellen verfügen. Und statt Großhafträumen für acht bis zehn Personen soll es künftig durch eine Trennung dieser maximal Vierer-Hafträume geben. Knapp zehn Jahre soll der Umbau im Dauerbetrieb mit Lärm und Staub dauern, ein bisschen sei man das bereits durch den nahe gelegenen U-Bahn-Bau gewöhnt, die Sanierung habe aber eine andere Dimension, sagte Krista Schipper, Leiterin der Justizanstalt. Weiters sollen Räumlichkeiten für den Familienbesuch eingerichtet und die Sonderkrankenanstalt saniert werden, später auch der Werkstättenbereich umgebaut und damit mehr Insassen in Beschäftigung gebracht werden können. Sie sei "sehr optimistisch, dass das die Josefstadt in ein besseres Licht rücken wird", sagte Schipper. 641 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten im Gefängnis, im Schnitt gibt es 1.050 Insassinnen und Insassen. Eine gewisse Anzahl werde während der Umbaumaßnahmen vorübergehend oder auch langfristig verlegt werden, sagte die Anstaltsleiterin.