Schließen
Macheten-Mord: Streitigkeiten bei Drogenverkauf als Motiv Macheten-Mord: Streitigkeiten bei Drogenverkauf als Motiv
Chronik

Macheten-Mord: Streitigkeiten bei Drogenverkauf als Motiv

Laut Ermittlungen hat sich der mutmaßliche Täter betrogen gefühlt und bei einem Treffen mit einer Machete auf das Opfer eingeschlagen haben.
W24 Redaktion
Mittwoch, 22. November 2023
Verfasst am 22.11.2023 von W24 Redaktion

Das brutale Tötungsdelikt mit einer Machete im April bei der U-Bahnstation Jägerstraße in Wien-Brigittenau dürfte im Zuge von Streitigkeiten unter Drogenhändlern begangen worden sein. Als Haupttäter gilt ein 21-jähriger Algerier. Weitere drei Verdächtige, die bei der Bluttat dabei waren, befanden sich in Haft und zeigten sich geständig, gab Gerhard Winkler, der Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts Wien, bei einer Pressekonferenz bekannt.

Der 21-Jährige soll demnach mit dem späteren Opfer immer wieder wegen Drogengeschäften in Streit geraten sein. Hinzu kam ein persönlicher Konflikt zwischen dem jungen Mann und dem 31-Jährigen. In der Nacht auf den 20. April gab es ein Treffen, wo es "zu der Gewalteskalation" gekommen sei, wie es Winkler bei dem Pressetermin gemeinsam mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und dem Wiener Landespolizeivizepräsident Franz Eigner bezeichnete. Der 31-Jährige erlitt so schwere Hieb- und Stichverletzungen, dass er wenig später im Spital starb.

Die vier des Mordes tatverdächtigen Männer - allesamt Algerier - gehören zu einer "kleineren Zelle" von Drogendealern, die seit etwa einem Jahr in Wien Suchtgift - Cannabis, Marihuana und Kokain - auf der Straße verkauft haben. Alle hielten sich illegal in Österreich auf. Das spätere Opfer stand den anderen gegenüber etwas höher in der Hierarchie. Der 31-Jährige war für die Verteilung der Drogen und das Kassieren der Gelder verantwortlich. Der 21-Jährige dürfte deshalb immer wieder mit dem "Chef" in Streit geraten sein. Er hatte das Gefühl, "über das Ohr gehaut" zu werden, sagte Winkler.

Der junge Mann kam am 20. April gegen 1.00 Uhr mit drei Kollegen zu dem Treffen bei der U-Bahn-Station, wobei der 21-Jährige die Machete mitbrachte und schlussendlich damit auf den 31-Jährigen einschlug. Alle vier flüchteten in verschiedene Richtungen, wobei ein Verdächtiger sogar in den Donaukanal sprang, um der Polizei zu entkommen. Die Besatzung eines Bezirksstreifenwagens war so rasch am Einsatzort, dass sie den 25-jährigen Mann unterkühlt bei der Friedensbrücke aus dem Wasser fischen konnten. Laut Winkler bestritt er zunächst jede Beteiligung an der Tat, allerdings hatte er an der Hand selbst leichte Schnittverletzungen.

Nachdem das Opfer identifiziert war, war den Ermittlern klar, dass es sowohl eine intensive Täter-Opfer-Beziehung geben müsse und dass diese in der Drogenszene zu finden sei. Zwei Wochen später konnte die Wohnung des 31-Jährigen in der Wallensteinstraße im 20. Wiener Gemeindebezirk ausgeforscht werden. Dort entdeckten die Polizisten einen 34-jährigen Libyer und einen 30-jährigen Algerier sowie ein halbes Kilo Cannabis und ein Kilogramm Marihuana. Die beiden wurden festgenommen und es stellte sich heraus, dass auch der 30-Jährige bei der Bluttat dabei, aber nicht tatbeteiligt war.

Mit Hilfe von Strukturermittlungen in der Szene sowie der Zusammenarbeit mit algerischen und französischen Behörden konnten Zielfahnder des Bundeskriminalamtes die weiteren Tatbeteiligten in Frankreich ausmachen. Ein 28-Jähriger befand sich dort bereits in Haft. Er wurde im Juli nach Österreich ausgeliefert. Der 21-jährige Haupttäter wurde am 20. Juni dingfest gemacht und im September ausgeliefert. Und der letzte Gesuchte, ein ebenfalls 21-jähriger Mann, konnte am 5. Oktober festgenommen werden. Er kam am 15. November nach Österreich.

Die Tatwaffe wurde übrigens nie gefunden. Der 21-Jährige warf sie in den Donaukanal, aber sie wurde von Polizeitauchern nicht mehr aufgespürt.

"Es war eines der brutalsten und grauslichsten Verbrechen der letzten Jahre in Österreich, in der Bundeshauptstadt", sagte Karner. Die Tat habe wegen ihrer Brutalität "Angst und Schrecken" verbreitet. Lob gab es vom Innenminister zu dem "Musterbeispiel für erfolgreiche, akribische und nachhaltige Ermittlungsarbeit" und dass das Verbrechen nach nur sieben Monaten geklärt werden konnte. Ein wesentlicher Faktor für die rasche Aufklärung sei die gute Zusammenarbeit zwischen der uniformierten Polizei - Bereitschaftseinheit, Wega und den schnellen Interventionskräften - sowie der Kriminalpolizei. Dadurch konnte ein Flüchtiger so schnell festgenommen werden.

Als Folge dieses Verbrechens seien weitere Schwerpunktaktionen gesetzt und gestartet worden, vor allem im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien, sagte der Innenminister. So wurde die sichtbare Präsenz, aber auch die Präsenz von verdeckten Ermittlern erhöht. Bei diesen Schwerpunktaktionen hat es im heurigen Jahr bisher 900 Festnahmen gegeben, vor allem beim Kampf gegen die Organisierte Kriminalität wie dem Drogenhandel, sagte Karner.

Da nicht nur der Regeldienst, sondern auch Sondereinheiten in Wien regelmäßig Streifen durchführt, hätten die Kollegen am 20. April auch so schnell am Tatort sein und den 25-Jährigen festnehmen können, erklärte Eigner. Vom Notruf bis zum Eintreffen des ersten Polizisten vergehen nur "drei Minuten, manchmal sogar weniger". Vom Mai bis Oktober habe es wieder Schwerpunktaktionen im öffentlichen Bereich gegeben, im Oktober, November und Dezember wird das Augenmerk auf die Dämmerungseinbrüche gelegt. (APA)