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Novemberpogrome: Gedenken mit Kranzniederlegung Novemberpogrome: Gedenken mit Kranzniederlegung
Gesellschaft

Novemberpogrome: Gedenken mit Kranzniederlegung

Erinnert wird an die gewaltätigen Übergriffe auf Jüd*innen in der Nacht auf den 10. November 1938.
W24 Redaktion
Donnerstag, 09. November 2023
Verfasst am 09.11.2023 von W24 Redaktion

Mit einer Kranzniederlegung haben die Regierung, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Vertreter der Parlamentsfraktionen am Donnerstag das Gedenken an die Novemberpogrome der Nazis vor 85 Jahren begangen. Die Erinnerung an die gewalttätigen Übergriffe auf Jüdinnen und Juden in der Nacht auf den 10. November 1938 prägen auch den weiteren Tag: Um 17 Uhr gibt es eine Gedenkveranstaltung im Parlament, auf dem Heldenplatz startet danach der Gedenkmarsch "Light of Hope".

Bei den Novemberpogromen vor 85 Jahren wurden unter anderem Synagogen in Österreich in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte geplündert und Juden und Jüdinnen misshandelt. Daran erinnerte am Vormittag die Kranzniederlegung an der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Ostarrichipark in Wien-Alsergrund. Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der Regierung, angeführt von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), und dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, nahmen auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Bundesratspräsidentin Claudia Arpa (SPÖ) sowie Vertreter der Parlamentsfraktionen teil.

Van der Bellen betonte danach via X (vormals Twitter), dass der Grundsatz "Niemals wieder" heute "aktueller denn je" sei. "Wir alle sind gefordert, ihn mit Inhalt zu füllen. Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Jüdinnen und Juden wieder gejagt und bestialisch ermordet werden. Wenn Österreich das 'Niemals wieder' ernst meint, muss es das zeigen. Nicht irgendwann, sondern jetzt", erklärte Van der Bellen. Auch Kanzler Nehammer erinnerte daran, dass der Kampf gegen Antisemitismus "eine gemeinsame Aufgabe und Verantwortung" sei: "Nie wieder ist jetzt!" Und Vizekanzler Kogler betonte ebenfalls, dass Erinnerung "gerade heute so wichtig wie lange nicht" sei: "Es ist beschämend, dass Judenhass ein aktuelles Thema ist."

Erschüttert vom vorhandenen antisemitischen Potenzial zeigte sich am Donnerstag auch Kardinal Christoph Schönborn, der via X (vormals Twitter) meinte: "Als Christen können wir dazu nicht schweigen. Wir stehen ganz klar auf der Seite unserer jüdischen Mitmenschen. Die Achtung der Menschenwürde ist unteilbar." Und auch die Bischöfe distanzierten sich in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung der in Kloster Laab im Walde (NÖ) tagenden Bischofskonferenz "auf das Schärfste". Wie Kathpress berichtet heißt es darin: "Antisemitismus darf die Herzen nicht wieder vergiften."

"Wir müssen wehrhaft sein!", forderte NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger: "Entschlossen und geschlossen überall dort, wo unsere Art und Weise zu leben, angegriffen wird." Die eigene Vergangenheit lehre uns eine "fundamentale Verantwortung, für die Sicherheit, Freiheit und Unversehrtheit von Jüdinnen und Juden weltweit einzustehen, so Meinl-Reisinger.

Das Gedenken wird am Abend im Parlament fortgesetzt. Dort wird der 95-jährige Shoah-Überlebende Benno Kern als Zeitzeuge sprechen. Zu Wort kommt auch der Präsident der israelischen Knesset, Amir Ohana, via Videogrußbotschaft. Durch virtuelle Rekonstruktionen können sich Teilnehmer außerdem ein Bild von den zerstörten Synagogen Österreichs machen.

Ein "Licht der Hoffnung" soll später bei einem Gedenkmarsch der jüdischen Jugend der IKG Wien leuchten. "Light of Hope" startet um 19 Uhr am Heldenplatz und bewegt sich anschließend zum Ballhausplatz. Schließlich sei das Gedenken an die Novemberpogrome und das Einstehen gegen Antisemitismus und Hass nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel notwendiger denn je, wie es in einer Ankündigung heißt. (APA)