Schließen
Erste Einblicke in das neue Wien Museum Erste Einblicke in das neue Wien Museum
Kultur

Erste Einblicke in das neue Wien Museum

Eine ganz neue Attraktion für die Stadt. Das will das Wien Museum am Karlsplatz in Zukunft sein.
Andreas Liberda
Donnerstag, 30. März 2023
Verfasst am 30.03.2023 von Andreas Liberda

Ein Empfangspavillon samt Vorplatz, eine knapp 25 Meter hohe Halle als Herzstück und zwei gänzlich neue Geschoße: Der Ausbau des Wien Museums am Karlsplatz ist de facto fertig. Bis zur Eröffnung am 6. Dezember folgen nun der Innenausbau und die Einbringung der Dauerausstellung. Und dank anderer Innenausgestaltung des aufwendig sanierten denkmalgeschützten Haerdtl-Bestands werden viele Besucher wohl den Eindruck haben, ein gänzlich neues Ausstellungshaus zu betreten.

Seit Sommer 2020 ist das aus den 1950er-Jahren stammende Gebäude von Oswald Haerdtl eine Großbaustelle. Inzwischen ist der allergrößte Teil des 108 Millionen schweren Projekts geschafft, es wurde inzwischen vom Generalunternehmen dem Wien Museum wieder übergeben. Am Donnerstag gaben die Architekten Ferdinand Certov und Roland Winkler vom Wettbewerbssiegerteam bei einer Presseführung einen ersten Eindruck vom künftigen inneren Erscheinungsbild.

Dass vieles neu ist, merkt man schon beim Entree. Künftig betritt man das Museum über einen eigenen Außenvorplatz von der Karlskirche kommend durch einen gläsernen Vorbau. Das sei eine "ausgestreckte Hand" an das Publikum und zugleich eine optische Abgrenzung hin zur verkehrsumtosten Lothringerstraße. Die großteils aus hellem Kalkstein bestehende Fassade ist gewissermaßen eine Rekonstruktion der ursprünglichen Optik, die im Lauf der Jahrzehnte wegen Materialverschleißes und Feuchtigkeit immer wieder verändert werden musste.

Drinnen erstreckt sich die künftige Dauerausstellung - er soll nach Wunsch der Museumsleitung gratis sein, wobei die Stadt hier noch kein grünes Licht gegeben hat, wie man heute erfuhr - über alle drei Etagen des historischen Bauteils. Obwohl grundsätzlich dieselben Räumlichkeiten, wird das Besuchererlebnis aber doch ein deutlich anderes sein als bisher. Der Parcours wird als Rundgang angelegt, einzelne Gestaltungselemente wie Zwischenwände wurden bereits aufgestellt. Das vormalige Atrium wurde zu einer knapp 25 Meter hohen Halle umgestaltet, die man beim Ausstellungsrundgang dank neu eingezogener Stiegen auf verschiedenen Höhen immer wieder passiert. Dort werden Großobjekte zu sehen sein. Der Prater-Wal hängt bereits seit vorigem Sommer, allerdings noch eingepackt, von der Decke. Der Original-Donnerbrunnen wird hier noch Platz finden, genauso wie eine Kutsche und das Waldheim-Holzpferd.

In die Halle ragt auch das hängende Sichtbeton-Stiegenhaus, das den Altbau mit dem Neubau verbindet. Letzter besteht einerseits aus dem Terrassengeschoß, das einen schönen Ausblick auf den Karlsplatz verspricht. Getränke und Snacks wird es hier ebenso geben wie Vermittlungsateliers und ein Veranstaltungszentrum. Hier wird man auch ohne Ticket Zutritt haben.

Darüber befindet sich andererseits das fast tageslichtlose Schwebegeschoß als letzte Etage. 1.200 Quadratmeter Fläche stehen hier für Wechselausstellungen, die sich früher aus Platznot in diversen Räumen des Hauses untergebracht waren, zur Verfügung. "Hier sieht man auch die Maschine, die das Ding zum Halten bringt", wies Winkler etwa auf die diagonal in den Raum ragenden Stahlbänder und das unter der Decke verlaufende Tragekonstruktion in Prismaform, die es möglich machen, dass die Terrasse wie auch der Haerdtl-Bau selbst ohne Stützsäulen auskommen. Die geschwungene Prismaform prägt wiederum von unten, also von der Halle gesehen, den Raumeindruck wesentlich, weshalb auf die optische Qualität des Sichtbetons besonders Wert gelegt wurde, wie das Architektenduo erklärte.

Die erste Wechselausstellung wird nicht schon am heurigen Nikolotag, sondern erst im Februar 2024 eröffnen und dem Barockbaumeister Fischer von Erlach gewidmet sein, hieß es heute. Dabei handelt es sich um eine Kooperation mit dem Salzburg Museum, das seinen Part bereits ab kommender Woche in der Neuen Residenz präsentiert. Danach soll es in Zusammenarbeit mit der Alten Nationalgalerie Berlin eine Schau über die Secessionen München, Berlin und Wien - freilich mit Schwerpunkt auf die Donaumetropole - geben.

Was Zeit und Kosten anbelangt, sei man nach wie vor im Plan, versicherten die Architekten. Und das trotz einer "Bauphase, die schlimmer nicht hätte sein können", erinnerte Certov an die Pandemie und den Ukraine-Krieg. (apa)