Fiaker: "Tiere werden bestmöglich betreut"
Jedes Jahr sorgt das Thema Hitze und Fiaker für heftige Diskussionen. Bevor die Wiener Fiaker in die Sommersaison starten, betonten die Betreiber, dass die Tiere auch bei hohen Temperaturen "bestmöglich betreut" seien, so Ursula Chytracek, Fiakersprecherin in der Wirtschaftskammer Wien am Dienstag. Jeder Standplatz sei mit Futter und Wasser ausgestattet und liege zur wärmsten Tageszeit im Schatten. Vonseiten der Stadt werden zudem regelmäßig Kontrollen durchgeführt.
"Einerseits zum Trinken, andererseits spritzen wir die Pferde auch immer wieder ab, um für Abkühlung zu sorgen. Ab 30 Grad Lufttemperatur sind die Amtstierärzte der MA60 und eine private Tierärztin unterwegs. Sie prüfen laufend den Gesundheitszustand unserer Pferde. Bisher immer ohne Beanstandungen", so Chytracek in einer Aussendung. "Temperaturen, die uns ins Schwitzen bringen, lassen die Pferde völlig unbeeindruckt", meinte sie.
Erst kürzlich wehrte sich ein Betreiber der Branche mit 330-jähriger Tradition gegen rufschädigende Behauptungen des Vereins gegen Tierfabriken (VgT) mit einer Klage erfolgreich. Laut dem Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Wien wird dem VgT nun untersagt, Behauptungen aufzustellen, die von Sachverständigen, Tierärzten, öffentlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Gutachtern widerlegt wurden. Dabei geht es um Aussagen der Tierschützer, Fiakerpferde würden aufgrund der Hitze in Wien immer wieder kollabieren und die Tiere wären meist in reiner Boxenhaltung ohne Auslauf in ihren Stallungen untergebracht. Zudem dürfen in Zukunft keine Fotografien der Fiakerpferden veröffentlicht werden und diese mit Kommentaren wie "abgemagertes Pferd", "Fall von Pferde-Verletzung", "Entsetzen" oder "Dieses Pferd sollte auf keinen Fall mehr vor eine Kutsche gespannt sein" versehen werden.
Ein weiteres Urteil erging in der Causa am Bezirksgericht für Handelssachen Wien ebenfalls zulasten des VgT. Behauptungen, dass Unfälle mit schweren und teils tödlichen Verletzungen von Menschen durch Fiakerfahrten verursacht würden, sind demnach sowohl zu unterlassen als auch zu widerrufen. In den vergangenen 20 Jahren seien in Wien keine Unfälle im Zusammenhang mit Fiakerpferden verzeichnet, betonte das Unternehmen Paul in einer Aussendung. Laut dem Fiakerbetrieb, in dessen Obhut 80 Pferde sind, wurden sie vom VgT mit bis zu 300 Anzeigen pro Jahr eingedeckt.
In Wien gibt es 19 Fiakerbetriebe und 324 registrierte Fiakerpferde. Rund 1.200 Arbeitsplätze schaffen die Traditionsbetriebe. Die Pferde haben eine Vier-Tage-Woche. Durch das für Tierschutz zuständige Veterinäramt werden jährlich rund 2.500 tierärztliche Kontrollen bei den Pferden durchgeführt. Jedes Pferd wird durchschnittlich achtmal jährlich von Amtstierärzten eingehend auf körperliche und geistige Gesundheit untersucht. Ebenso werden 59 Stallvisiten pro Jahr durchgeführt, womit jeder Stall durchschnittlich zweimal pro Jahr visitiert wird. Die Wiener Fiaker sind tierärztlich geprüfte Betriebe und stehen in engem Austausch mit der Veterinäruniversität Wien, Pferdewissenschaftern und anerkannten Fachtierärzten. Unternehmen wie Fiaker Paul bieten ihren Pferden im Umland von Wien weitläufige Auslauf- und Erholungsflächen, betonte der Betrieb. Fiaker Paul lässt seine Tiere nicht nur in Arbesthal urlauben, sondern bietet ihnen nach ihrer aktiven Zeit auch eine würdige Pension auf der Koppel.
Die Branche erhofft sich, dadurch endlich Ruhe in die leidige Hitzedebatte zu bringen. "Es liegt in unserem ureigenen Interesse, dass es den Pferden gut geht. Dementsprechend gut kümmern wir uns auch um sie. Wir hoffen wirklich, dass die emotional aufgeladene Diskussion mit unsachlichen Argumenten nun ein Ende findet und wir einer guten Saison entgegensteuern", so Chytracek. (APA/Red)