Nachwuchs bei bedrohter Schildkröten-Art
Im Nationalpark Donau-Auen gibt es Österreichs einzige intakte, sich fortpflanzende Population der Europäischen Sumpfschildkröte. Die einzige heimische Schildkrötenart ist hierzulande von der Ausrottung bedroht. In den vergangenen Wochen haben hier aber viele kleine Schildkröten ihre Nester verlassen. "Wir waren seit März regelmäßig in den Donau-Auen, um die geschlüpften Gelege zu kontrollieren", berichtete Maria Schindler, Leiterin des Sumpfschildkröten-Schutzprojekts.
"Anhand der Eierschalen-Reste und der nicht entwickelten Eier schätzen wir, wie viele Jungtiere geschlüpft sind. Es war eine tolle Schildkrötensaison mit über 1.000 Jungtieren. Von ihnen schafft es aber nur ein Bruchteil bis ins Erwachsenenalter", erklärte Schindler, anlässlich des Endangered Species Day - ein Tag, der auf die vielen bedrohten Tierarten aufmerksam machen soll.
Der Tiergarten Schönbrunn unterstützt das Artenschutzprogramm des Nationalparks seit 2007 vor allem durch die Abwicklung von Gelege-Patenschaften. Auch im Zoo kann man diese bedrohte Art beobachten und mehr über die Schutzmaßnahmen erfahren. Schwerpunkt des Projekts ist es, die vielen Gelege vor Fressfeinden zu schützen.
"Von Mai bis Juli beobachten wir die Schildkröten-Weibchen bei der Eiablage und versehen jedes Gelege mit einem speziellen Schutzgitter. So können Wildschweine oder Füchse die Eier nicht ausgraben." 2022 wurden 164 Gelege auf diese Weise geschützt. Die Maschenweite ist so gewählt, dass die Schildkröten-Schlüpflinge ungehindert durchkommen. Viele Jungtiere verlassen nach dem Schlupf die Gelegehöhlen bereits im Herbst desselben Jahres, andere überwintern darin. Nachdem nun auch die letzten Nachzügler die Nester verlassen haben, beginnen die Weibchen wieder mit der Eiablage.
Sumpfschildkröten-Weibchen sind überaus standorttreu. Da jede ausgewachsene Schildkröte markiert wird, kennt das Projektteam quasi alle persönlich. "Es ist immer wieder schön, alte Bekannte zu sehen. Das Weibchen Nr. 42 zum Beispiel ist 60 bis 80 Jahre alt und kehrt seit über 20 Jahren an seinen Nistbereich zurück", sagte Schindler. Das Projekt trägt bereits Früchte: "Früher hat man, wenn überhaupt, nur adulte Sumpfschildkröten gesehen. Mittlerweile kann man Schildkröten aller Altersklassen beobachten. Wir sind daher sehr dankbar für die großartige Kooperation zwischen dem Nationalpark Donau-Auen und dem Tiergarten Schönbrunn", so Edith Klauser, Nationalparkdirektorin.
Doch auch weiterhin ist der Einsatz aller Beteiligten gefragt. Wer sich in der Nähe des Nationalparks aufhält, wird ersucht, langsam zu fahren, um Verkehrsopfer zu vermeiden. Es ist auch wichtig, sich den Tieren gegenüber respektvoll zu verhalten und genügend Abstand zu halten. Schildkröten aus dem Handel dürfen auf keinen Fall in der Wildbahn ausgesetzt werden - sie unterscheiden sich genetisch von den heimischen und verdrängen diese. (APA)