Wagenburg zeigt Sisis mutmaßliches Brautkleid
Kleider machen Bräute - umso erstaunlicher also, dass bis dato nicht klar ist, welche Robe der K. u. k.-Star schlechthin - Kaiserin Elisabeth - bei ihrer Hochzeit getragen hat. Die Wagenburg in Schönbrunn ist der Lösung des Rätsels nun einen Schritt näher gekommen und zeigt ab Freitag die Rekonstruktion jenes Kleides, das Sisi am 24. April 1854 bei der Vermählung mit Franz Joseph getragen haben könnte. Die Betonung liegt auf "könnte", denn einige Fragen sind weiterhin offen.
Es klingt wie eine Detektivgeschichte voller Mode und Monarchie, was Wagenburg-Direktorin Monica Kurzel-Runtscheiner am Donnerstag bei der Medienpräsentation des "Mystery Dress" erzählte. Die Kaiserliche Wagenburg - Teil des KHM-Verbands - erwarb 1989 eine prächtige Schleppe, die von den Nachfahren Elisabeths über 100 Jahre lang als Teil des Brautkleids aufbewahrt worden war. Das weiße Prachtstück mit aufwendiger Goldstickerei ist seit 15 Jahren im Zuge des "Sisi-Pfades" ebendort ausgestellt. Vor zwei Jahren habe sie eine Wagenburg-Besucherin aus Spanien - selbst in der Forschung tätig - kontaktiert und ihr "ein schlechtes JPG" geschickt. Auf dem Foto war ein Porträt Sisis aus dem Schlesischen Landesmuseum Opava (Troppau) zu sehen, das die Regentin nicht nur mit der Wagenburg-Schleppe, sondern auch in einem dazu passenden Kleid zeigt.
"Ich dachte mir: 'Wahnsinn, endlich gibt es eine Darstellung des Brautkleids'", erinnerte sich Kurzel-Runtscheiner an diesen euphorischen Moment. Denn Bilder von Elisabeths Hochzeitsrobe existierten bisher nicht, fand doch die Heirat in der Augustinerkirche unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Beisein von Zeichnern oder Journalisten statt. Mithilfe moderner Technik und in zweijähriger Arbeit wurde das zur Schleppe gehörende Kleid also nach der gemalten Vorlage rekonstruiert, wobei statt der Stickerei das entsprechende Muster direkt auf den Stoff aufgedruckt wurde: "Wir sind ein Museum und müssen zeigen, das es sich um eine Rekonstruktion handelt." Beides gemeinsam wird nun mit dem Porträt, das bis 5. November als Leihgabe in der Wagenburg bleibt, erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Damit ist die Geschichte aber noch nicht zu Ende. Denn die vermeintliche Sensation bekam bald nach dem Auftauchen des Gemäldes einige "Schönheitsfehler", wie die Direktorin erklärte. Denn sie hatte herausgefunden, dass das Porträt erst drei Jahre nach der Hochzeit entstanden und von einem gewissen Joseph Neugebauer angefertigt worden war, der kein Hofmaler war: "Es ist also mit Sicherheit auszuschließen, dass ihm die Kaiserin Model stand." Möglicherweise habe er als Protegé "höchster Kreise" aber Zugang zur Garderobe der Regentin erhalten, um Studien anzufertigen.
Ob Neugebauer aber tatsächlich Sisis Brautkleid verewigte, ist dennoch fraglich. Denn obwohl mehrere Quellen sich als unergiebig erwiesen, stieß Kurzel-Runtscheiner schließlich auf Elisabeths Brautinventar - "heute würden wir Aussteuer sagen". Die Krux: Dort ist das weiß-goldene Kleid zwar klar identifizierbar, wird aber erst an zweiter Stelle genannt. Dezidiert als Brautkleid vermerkt ist indes ein silbernes Kleid mit langer Schleppe und ohne Stickerei. Dieses könnte allerdings Sisis Schwiegermutter, Erzherzogin Sophie, als zu minder für eine Prunkhochzeit erschienen sein, wie ein Tagebucheintrag zumindest vermuten lasse, weshalb es letztlich doch das am Porträt dargestellte Stück geworden sein könnte, führte die Wagenburg-Chefin aus.
Kurzel-Runtscheiners Resümee: "Ich kann heute weder sagen: 'Es ist das Brautkleid' noch 'Es ist nicht das Brautkleid'." Deshalb erzähle man in der Wagenburg nicht zuletzt in einem 30-minütigen Film die ganze Geschichte rund um die Spurensuche. Sie wolle jedenfalls weiterforschen, versprach die Hausherrin: "Ich möchte herausfinden, was Sisi wirklich getragen hat." Gut möglich also, dass die Story um den historischen Stoff bald eine weitere Fortsetzung erfährt. (APA)