Wiener Wasser fließt seit 150 Jahren
2023 jährt sich die Eröffnung der ersten Wiener Hochquellwasserleitung, deren Inbetriebnahme erstmals den Zugang zu sauberen Trinkwasser für so gut wie die gesamte Wiener Bevölkerung ermöglichte. Gleichzeitig bedeutete die Eröffnung der anfangs 95 Kilometer langen Leitung auch ein Ende von Seuchen, insbesondere der Cholera und anderen Krankheiten, die eine Folge des bis dahin verunreinigten Wassers war. Seit 150 Jahren fließt nun Gebirgsquellwasser in die Haushalte.
Bis 1922 hieß die neue Wasserversorgung nach dem Auftraggeber noch Kaiser-Franz-Joseph-Hochquellenleitung und rund elf Jahre sollte es dauern, bis nach einem Baubeschluss im November 1862 diese dann auch Realität werden konnte. Die Bauzeit selbst dauerte dann nur vier Jahre. Seitdem trinken die Wiener nicht nur das Alpenwasser, sondern baden und duschen auch täglich darin.
Als wichtigster Wegbereiter des Projekts gilt Eduard Suess (1831-1914), ein auch oft als "Vater der modernen Geologie" bezeichneter Wiener Geowissenschafter. Er führte Vorarbeit durch, die zu dem Beschluss führte, dass der Kaiserbrunnen im Rax-Schneeberg-Gebiet als beste Lösung zur zukünftigen Wasserversorgung auserkoren wurde. Zwar gab es schon davor erste Anläufe für eine Alternative zu zunehmend krankheitsbringenden Hausbrunnen und dem auch nicht gerade hochwertigen Donauwasser: Erste Leitung war die "Albertinische Wasserleitung", die von 1804 bis 1890 betrieben wurde - jedoch reichte es bis 1873 nicht einmal im Ansatz für eine flächendeckende Versorgung.
Nach der ersten Hochquellwasserleitung folgte 1910 eine zweite. Während die erste Hochquellenleitung ihr Wasser überwiegend vom Schneeberg, der Rax und der Schneealpe nach Wien führt, holt die zweite ihre Fracht vom Gebirgsstock des Hochschwab und führt sie in 36 Stunden 180 Kilometer weit bis in die Bundeshauptstadt. Auf einer Fläche von über 600 Quadratkilometern erstrecken sich die beiden Quellgebiete und sind damit deutlich größer als das "Mutterland" Wien mit über 400 Quadratkilometern.
Von diesen Gebieten gelangt das Wasser über Stollen und Aquädukte im natürlichen Gefälle in die Hauptstadt, erst landet es in Wasserspeichern, um dann in das städtische Rohrnetz eingespeist zu werden. Aktuell sind 29 Behälter in Wien und zwei Behälter in Moosbrunn und Neusiedl/Steinfeld in Betrieb. Das gesamte Speichervolumen beträgt rund 1,6 Millionen Kubikmeter, also 1,6 Milliarden Liter Wasser, heißt es im Strategiepapier der Wiener Stadtregierung namens "Wiener Wasser 2050".
Von der Nutzung des Gesamtvolumens sei man damit weit entfernt, der aktuelle durchschnittliche Wasserbedarf liege mit 390.000 Kubikmeter (390 Millionen Liter) pro Tag bei etwa bei einem Viertel dieses Maximalvolumens. Das hohe Speichervolumen brauche es jedoch um auf Veränderungen des Wasserverbrauches reagieren zu können, heißt es in dem im März 2022 publizierten Papier. Für die langfristige Versorgungssicherheit werden jährlich ca. 30 Kilometer der Wasserleitungen in Wien erneuert, ungefähr ein Prozent der Gesamtrohrnetzlänge.
Insgesamt besitzt die Stadt Wien rund ein Drittel der rund 90.000 Hektar an Quellschutzwäldern, aus denen das Wasser für die Bundeshauptstadt fließt. Neben Hirschwang und Nasswald gehört dazu noch das Gebiet Wildalpen. (apa/red)