Mehr Quallen in der Donau
Die hohen Temperaturen und die gute Wasserqualität haben zur Vermehrung Tausender ungefährlicher Quallen im Kuchelauer Hafen geführt. Die Tiere in dem von der Donau abgetrennten Hafenbecken in Wien-Döbling sind Zeichen exzellenter Wassergüte. "Das ist ein tolles Naturschauspiel, das es zu genießen gilt", sagte der Leiter der Magistratsabteilung 45 (Wiener Gewässer), Gerald Loew.
Quallensichtungen - auch in Alter und Neuer Donau - gab es in den vergangenen Jahren immer wieder. In die Medien gelangte das Vorkommen der aktuellen Population nach Postings auf Sozialen Medien. Loew erinnert sich vor allem in den vergangenen sieben, acht Jahren an das Auftauchen der Tiere: "Quallen brauchen zwei Dinge, um nach oben zu kommen, denn eigentlich sitzen sie das ganze Leben am Boden fest." Nur unter gewissen Bedingungen kommen sie in das frei schwimmende Quallenstadium an der Oberfläche: Einerseits muss das Wasser für Süßwasserquellen mindestens 25 Grad warm und es muss glasklar sein, damit die UV-Strahlen die Tiere auch am Boden erreichen.
"Die Sichtungen sind ein Zeichen von gutem, sehr sauberem Wasser, deshalb freuen wir uns sehr darüber." Zwar sei einerseits die Gewässerqualität in den vergangenen Jahren immer besser geworden, aber auch der Klimawandel führe zum regelmäßigen Auftauchen der Quallen. "Die langen Hitzeperioden werden einfach mehr. Das ist sicherlich dem Klimawandel auch geschuldet", so Loew im APA-Gespräch.
Und einmal mehr gibt der Leiter der MA45 Entwarnung: Angst müsse niemand vor den Süßwasserquallen in Wiener Gewässern haben. "Wir alle kennen die Quallen aus dem Mittelmeer und die meisten haben dort starke Nesselkapseln, auf die Menschen reagieren", so Loew. Aber die Süßwasserquallen hätten so schwache Nesselkapseln, dass sie nicht durch die Haut kommen. "Sie sind völlig ungefährlich." Menschen könnten durch sie schwimmen oder sogar angreifen, aber: "Quallen sind sehr zarte Wesen, die nur in Stillgewässern vorkommen, weil sie schon eine leichte Strömung zu sehr verletzen."
Beim Schwimmen könne man sie leicht mit den Handrücken zur Seite schieben, sollte man lieber ungestört im Wasser sein wollen. Wenn die Temperaturen wieder sinken und die Quallen verschwinden, tauchen sie im Kuchelauer Hafen in diesem Jahr nicht mehr auf. "Das Phänomen tritt nur einmal im Jahr auf", so Loew. Das Auftreten der - an sich in Österreich nicht heimischen und einst eingeschleppten - Nesseltiere an anderen Orten in Alter oder Neuer Donau sei aber durchaus möglich.
Die Süßwasserqualle gehört zum Stamm der Nesseltiere und ist die einzige im Süßwasser vorkommende Art der Gattung Craspedacusta. Mit 99,3 Prozent hat sie den höchsten bei Tieren festgestellten Wassergehalt, wie der Nationalpark Donau-Auen informiert. Als echte Nesseltiere besitzen sie zwar wie die Vertreter der Meeresgewässer auch Nesselzellen an ihren Fangarmen (Tentakel), diese sind für den Menschen jedoch völlig ungefährlich. Quallen - sowohl die ungefährlichen Süßwasserexemplare als auch die gefährlich giftigen Würfelquallen - besitzen ein Nervensystem und Sinnesorgane, jedoch kein Gehirn.
Quallen ist es durch sogenannte "Super-Zellen" möglich, verloren gegangene Körperteile (Fangarme oder einen Teil des Schirmes) wieder nachzubilden - unsterblich sind sie dadurch aber nicht. Haben sie für Nachkommen gesorgt, ist ihr Lebenszyklus abgeschlossen, so der Nationalpark Donau-Auen. Tentakel und Sinnesorgane bilden sich zurück - übrig bleibt eine ungiftige Gallertmasse, die zum Futter für Fische wird. (APA/Red)